Der Flughafen Hahn soll nach dem geplatzten Verkauf an ein mutmaßlich betrügerisches chinesisches Unternehmen im zweiten Anlauf veräußert werden. An diesem Donnerstag endet wieder eine Frist für Bewerbungen. Bisher sollen sich 18 Interessenten für den Hunsrück-Airport gemeldet haben. Ob alle Angebote seriös sind, ist unklar. Dabei geht es zunächst um den 82,5-Prozent-Anteil von Rheinland-Pfalz am Flughafen, der Rest gehört Hessen, das aber auch verkaufen will. Mehrere Interessenten konnten laut dem Innenministerium nach einer ersten Prüfung der Ernsthaftigkeit schon weitere Daten abrufen.
Haben neue Interessenten den Flughafen auch besichtigt?
Ja. Hahn-Sprecherin Hanna Koch sagt: „Es hat mehrere Besichtigungen gegeben.“ Eine genaue Zahl nennt sie nicht. Sie gehe davon aus, „dass es nationale und internationale Interessenten gewesen sind“. In der Regel würden eine einstündige Rundfahrt und ein Gespräch mit der Hahn-Chefetage angeboten.
Können sich Bewerber auch noch nach dem Donnerstag melden?
Ja. Das Innenministerium teilt in Mainz mit: „Es handelt sich dabei nicht um eine Ausschlussfrist; es können auch nach dem Termin weiterhin entsprechende Interessensbekundungen abgegeben werden.“ Spätere Bieter haben allerdings weniger Zeit, die vertraulichen Hahn-Geschäftszahlen für eine fundierte Bewerbung einzusehen.
Bester Flughafen Deutschlands
Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat für WirtschaftsWoche Online die zehn größten Flughäfen Deutschlands untersucht. Ziel war es, die Flughäfen bezüglich ihrer Leistungen, ihres Angebots und der Wahrnehmung durch die Flughafengäste in eine Rangfolge zu bringen. Die Daten stützen sich auf die Befragung bei den Flughafenzentralen zu objetiven Fakten, die Online‐Befragung von 3300 Flughafengästen sowie die Überpfüfung der Kundebetreuung via Mail, Hotline und Social Media durch anonyme Tester.
Ermittelt wurde zum einen der Testsieger „Bester Flughafen Deutschlands“. Zum anderen wurden Rankings für die Unterkategorien „Flugangebot“ (Anzahl der Fluggesellschaften, der angeflogenen Ziele/Länder, Start- und Landebahnen und
Interkontinentalflüge), „Aufenthaltsqualität“ (Ausstattung der Terminals etwa adäquate Sitzmöglichkeiten, Sauberkeit, Waschräume, W‐Lan-Angebote, Gastronomie und Einkaufsangebot, Familienfreundlichkeit sowie Office‐, Freizeit‐ und Entertainmentangebote), „Prozesse“ (effiziente Abwicklung der Prozesse wie Check-In, Security oder verkehrstechnische Anbindung) und „Service“ (Kundenservice per Telefon, E‐Mail und Social Media und die Qualität der Webseite). Die Gewichtung der Kategorien erfolgte nach folgendem Schlüssel: Flugangebot: 25%; Aufenthaltsqualität: 25%, Prozess: 30% und Service: 20%.
Flughafen Berlin‐Tegel
Punkte: 54,6/100
Note: ausreichend
Bestes Flugangebot: Platz acht
Punkte: 12,9/25
Note: mangelhaft
Beste Aufenthaltsqualität: Platz zehn
Punkte: 11,2/25
Note: mangelhaft
Beste Prozesse: Platz zehn
Punkte: 13,4/30
Note: mangelhaft
Bester Service: Platz sechs
Punkte: 17,1/20
Note: sehr gut
Flughafen Stuttgart
Punkte: 66,3/100
Note: befriedigend
Bestes Flugangebot: Platz sieben
Punkte: 13,5/25
Note: ausreichend
Beste Aufenthaltsqualität: Platz acht
Punkte: 16,7/25
Note: befriedigend
Beste Prozesse: Platz acht
Punkte: 19/30
Note: befreidigend
Bester Service: Platz sieben
Punkte: 17.1/20
Note: sehr gut
Airport Bremen
Punkte: 67,3/100
Note: befriedigend
Bestes Flugangebot: Platz zehn
Punkte: 8,3/25
Note: ungenügend
Beste Aufenthaltsqualität: Platz sieben
Punkte: 17,1/25
Note: befriedigend
Beste Prozesse: Platz eins
Punkte: 26,6/30
Note: sehr gut
Bester Service: Platz neun
Punkte: 15,3/20
Note: gut
Airport Nürnberg
Punkte: 68,7/100
Note: befriedigend
Bestes Flugangebot: Platz neun
Punkte: 10,2/25
Note: ungenügend
Beste Aufenthaltsqualität: Platz neun
Punkte: 16,4/25
Note: befriedigend
Beste Prozesse: Platz drei
Punkte: 26,1/30
Note: sehr gut
Bester Service: Platz acht
Punkte: 16/20
Note: gut
Köln Bonn Airport
Punkte: 69,3/100
Note: befriedigend
Bestes Flugangebot: Platz sechs
Punkte: 13,7/25
Note: ausreichend
Beste Aufenthaltsqualität: Platz vier
Punkte: 20,4/25
Note: gut
Beste Prozesse: Platz vier
Punkte: 23,2/30
Note: gut
Bester Service: Platz vier
Punkte: 12/20
Note: ausreichend
Flughafen Hamburg
Punkte: 72,3/100
Note: gut
Bestes Flugangebot: Platz fünf
Punkte: 14,2/25
Note: ausreichend
Beste Aufenthaltsqualität: Platz drei
Punkte: 19,2/25
Note: gut
Beste Prozesse: Platz sechs
Punkte: 20,6/30
Note: befriedigend
Bester Service: Platz vier
Punkte: 18,3/20
Note: sehr gut
Düsseldorf Airport
Punkte: 74,1/100
Note: gut
Bestes Flugangebot: Platz vier
Punkte: 16,7/25
Note: befriedigend
Beste Aufenthaltsqualität: Platz drei
Punkte: 21,4/25
Note: sehr gut
Beste Prozesse: Platz fünf
Punkte: 21,8/30
Note: gut
Bester Service: Platz fünf
Punkte: 17,3/20
Note: sehr gut
Hannover Airport
Punkte: 84,2/100
Note: gut
Bestes Flugangebot: Platz drei
Punkte: 17,2/25
Note: befriedigend
Beste Aufenthaltsqualität: Platz drei
Punkte: 21,4/25
Note: sehr gut
Beste Prozesse: Platz zwei
Punkte: 26,4/30
Note: sehr gut
Bester Service: Platz drei
Punkte: 19,2/20
Note: sehr gut
Flughafen München
Punkte: 89,1/100
Note: sehr gut
Bestes Flugangebot: Platz zwei
Punkte: 23,2/25
Note: sehr gut
Beste Aufenthaltsqualität: Platz eins
Punkte: 27,7/25 (+ Bonuspunkte)
Note: sehr gut
Beste Prozesse: Platz neun
Punkte: 18,4/30
Note: ausreichend
Bester Service: Platz zwei
Punkte: 19,8/20
Note: sehr gut
Frankfurt Airport
Punkte: 90,2/100
Note: sehr gut
Bestes Flugangebot: Platz 1
Punkte: 25,3/25 (+ Bonuspunkte)
Note: sehr gut
Beste Aufenthaltsqualität: Platz 2
Punkte: 21,4/25
Note: sehr gut
Beste Prozesse: Platz 7
Punkte: 20,5/30
Note: befriedigend
Bester Service: Platz 1
Punkte: 23/20 (+ Bonuspunkte)
Note: sehr gut
Was passiert, wenn ein Verkauf erneut platzen sollte oder nicht zustande kommt?
Wenn das passiert, wäre das ein weiteres Debakel für die rot-gelb-grüne Landesregierung in Mainz. „Absolute Priorität in diesem Verfahren hat der Verkauf“, sagt Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Doch auch die Regierung weiß, dass es anders kommen kann. So dürften hinter den Kulissen auch schon theoretische Überlegungen laufen. Grünen-Fraktionschef Bernhard Braun kann sich vorstellen, das Gelände für Öko-Energien zu nutzen oder Gewerbe anzusiedeln. CDU-Oppositionschefin Julia Klöckner hat für den Fall, dass es keinen Flugbetrieb mehr gibt, eine Experimentierregion vorgeschlagen.
Wie sicher sitzen Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (SPD) im Sattel?
Seit dem Sieg der SPD bei der Landtagswahl hat das Image der Landesregierung gelitten. Dreyer sieht Versäumnisse im Innenministerium und bei der Beratergesellschaft KPMG, die grünes Licht für den Verkauf gegeben hatte, obwohl zwischenzeitlich Bedenken wegen eines Gesellschafterwechsels beim chinesischen Käufer bestanden. Das Innenministerium kritisiert KPMG. Die Berater wiederum haben laut einem Bericht der „Allgemeinen Zeitung“ in einem Brief davon gesprochen, dass die Regierung auf Zeitdruck beim Verkauf hingewiesen und Warnhinweise ignoriert habe. Das wies Dreyer am Dienstag zurück.
Was sieht der weitere Fahrplan vor?
Die KPMG und der zusätzlich engagierte Wirtschaftsberater Martin Jonas sollen die Bewerbungen für den Flughafen-Kauf bis spätestens Mitte September unter die Lupe nehmen. Es folgen laut Innenministerium Gespräche mit der Hahn-Chefetage. Die Bieter können ihre Bewerbungen zu verbindlichen Angeboten weiterentwickeln. „Anschließend folgt die abschließende Verhandlungsphase mit dem meistbietenden Interessenten“, teilt das Ministerium mit. Zu der Frage, ob der Kaufvertrag auch erst nächstes Jahr unterschrieben werden könnte, macht es keine Angaben.
Wie läuft der Flugbetrieb am Hahn derzeit eigentlich?
Äußerlich ist von seiner finanziellen Krise wenig zu sehen. Derzeit gibt es laut Hahn-Sprecherin Koch 50 Strecken für Passagiere und mit Beginn des Winterflugplans am 1. November noch 40. Die Zahl der Frachtflüge ist allerdings deutlich zurückgegangen. Mit dem Platzhirsch im Passagiergeschäft, dem irischen Billigflieger Ryanair, verhandelt die Flughafengesellschaft nach Kochs Worten über eine fünfjährige Fortsetzung des gemeinsamen Vertrags. Details nennt die Sprecherin nicht. Ryanair will von Ende Oktober an auch den nur 100 Kilometer entfernten Airport Luxemburg anfliegen. Damit könnte im Hunsrück die Zahl der Passagiere aus dem Großherzogtum sinken. Aber es gibt auch einen neuen Lichtblick: Gerade hat der Hahn eine weitere Frachtfluggesellschaft gewonnen, die lettische RAF Avia.