Dabei setzt der Flughafen zum einen auf Bequemlichkeit für die reisende Kundschaft. Der Neubau hat besonders viele Gebäudepositionen für Flugzeuge. Es ist Deutschlands erste Midfield-Terminal. So heißen Abfertigungshallen, die keine Straßenvorfahrt haben und nur über unterirdische Züge zu erreichen sind. Das erspart den Passagieren und besonders Umsteigern die lästigen Busfahrten von und zum Flieger.
Aber auch im Satellit selbst gibt es neue Angebote. Touristen und besonders reisende Familien finden recht viele ladenfreie Ruhezonen und für den Nachwuchs eigene Spielbereiche. Müssen Kinder mal alleine reisen, haben sie im neuen Satelliten eine eigene Lounge ausschließlich für unbegleitete Kinder - Spielecken, Computer und bequemen Lümmelkissen zum Ausruhen inklusive.
Ebenfalls neu im Terminal: Es gibt Duschen für jedermann und nicht nur welche in den Vielflieger-Lounges.
Der Erweiterungsbau des Münchner Flughafens
Das heutige Terminal 2 und den neuen Satelliten verbindet alle zwei bis vier Minuten eine 400 Meter lange, führerlose Bahn. Die vom kanadischen Zughersteller Bombardier gebauten Züge sind jeweils zwölf Meter lang und können pro Stunde bis zu 10.900 Passagiere bewegen.
Der heutige Bau ist 609 Meter lang, 53 Meter breit und hat sechs Stockwerke. Ein weiterer Ausbau als eine Art dritter Arm hätte eine Länge von rund 300 Metern.
Ausgelegt ist der Neubau erstmal auf eine Kapazität von elf Millionen Passagier. Kommt der Erweiterungsbau zustande werden es sogar 17 Millionen. Die Erfahrung zeigt: Im Alltag schaffen moderne Terminals am Ende auch bis zu 20 Prozent mehr.
Die Baukosten liegen bei rund 650 Millionen Euro. Bezahlt haben sie die Eigentümer Deutsche Lufthansa (40 Prozent) und die Flughafen München GmbH (60 Prozent). Letztere gehört dem Freistaat Bayern (51 Prozent), der Bundesrepublik Deutschland (26 Prozent) und der Stadt München (23 Prozent).
Im Gebäude gibt es 52 Gates und 27 Flugsteige für 27 kleinere oder 11 Großraumflugzeuge. An fünf davon kann der Superjumbo Airbus A380 festmachen. Ans heutige Terminal 2 passen insgesamt nur 24 Jets und sogar lediglich zwei A380.
Auf fast 9300 Quadratmetern gibt es 16 Läden, 7 Restaurants und drei Duty-Free-Läden. Schwerpunkt der Küchen sind bayerische Gerichte wie im Platzl von Sternekoch Alfons Schubeck, die Burgerkette „Hans im Glück“ sowie italienische Gerichte.
Die öffentlichen Räume an den Flugsteigen haben eine Grundfläche von fast 18.000 Quadratmetern. Es gibt Liegen zum Ausruhen und Spielflächen für Kinder. Wer arbeiten möchte, findet Schreibtische mit Steckdosen und USB-Buchsen zum Aufladen von Mobilgeräten.
Die Lounges sind mit gut 4500 Quadratmeter sogar fast so groß wie im heutigen Terminal 2. Es gibt fünf Lufthansa-Vielfliegerlounges. First-Class-Passagiere haben eine Lounge mit eigener Terrasse. Dazu kommt ein Warteraum für allein reisende Kinder und einer für Reisende mit eingeschränkter Mobilität.
Besser ist auch das Angebot für Geschäftsreisende und Vielflieger. Weil es in den bisherigen Lounges im heutigen Terminal 2 zu Stoßzeiten oft extrem eng wird, bietet der Satellit umgerechnet doppelt so viel Lounge-Flächen. Der Warteraum für die Kunden aus der First Class und die Ultravielfliegern des Hon Circle hat neben 1000 Quadratmetern Fläche sogar eine eigene Dachterrasse.
Großen Wert legten die Airport-Planer darauf, auch mit dem neuen 600 Meter langen Satelliten für das ganze Terminal 2 die heutigen Umsteigezeit zu halten. Jeder Umsteiger soll auch dann seinen Anschluss schafft, wenn zwischen Landung und Weiterflug nur 35 Minuten liegen.
An größeren Flughäfen wie London beträgt die Zeitspanne oft 90 Minuten, in Dubai mitunter zwei Stunden und selbst in Frankfurt sind es mindestens 45 Minuten. Für die geringe Zeit sorgt in München vor allem die Verbindungsbahn, die pro Stunde bis zu 10.900 Passagiere inklusive Wartezeit in weniger als fünf Minuten zwischen Hauptgebäude und Satellit hin und her fahren soll.
Die Zeitersparnis beim Flugzeugwechsel drückt die Gesamtreisezeit teils deutlich. „Das ist gerade für Geschäftsreisende ein wichtiges Kriterium wenn sie einen Flug aussuchen“, sagt Dirk Gerdom, Präsident des Geschäftsreiseverbandes VDR. Eine kürzere Reise bedeutet mehr Freizeit sowie die Chance, schneller im Büro oder beim Kunden zu sein. „Das ist vielen Unternehmen auch einen Aufpreis beim Ticket wert“, beschreibt Gerdom die Hoffnung von Lufthansa und dem Münchner Flughafen.
Technische Aufrüstung
Einen deutlichen Fortschritt verspricht der Airport auch in Sachen Energieeffizienz. Der Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid soll auf die Fläche bezogen bis zu 40 Prozent niedriger sein als im Rest des Airports. Darum wird der Bau nicht über Geräte im Gebäude beheizt und gekühlt, sondern über eine Leitung vom zentralen Kraftwerk des Airports. Dazu nutzt das System die Abwärme aus der Be- und Entlüftung zum Heizen und im Sommer eine Art Wärmetauscher zum Kühlen der Hallen.
An die Anlage kann die Lufthansa auch ihre Jets anschließen. Die können dann die eigene, kerosinbetriebene Klimaanlage abschalten.
Damit bei sehr kaltem oder warmem Wetter Kühlung oder Heizung nicht zu stark schuften müssen, umgibt den Bau ein isolierendes Glas sowie ein 4,5 Meter breiter Gang. Das wird Flugfans leider nicht allzu sehr freuen. Denn diese Klimafassade lässt sie nur an wenigen Stellen noch lediglich durch etwas Glas getrennt direkt aufs Vorfeld blicken.