Flugzeugbauer Airbus holt gegenüber Erzrivalen Boeing auf

Bei Airbus brummt das Geschäft - doch der Langstreckenjet A380 kommt nicht in Fahrt. Der Flugzeugbauer sieht seinen Riesen-Deal mit Iran aber nicht in Gefahr.

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Airbus-Chef Fabrice Brégier (l) und Airbus-Vorstandsmitglied John Leahy Quelle: dpa

Airbus hat im vergangenen Jahr soviel Verkehrsflugzeuge ausgeliefert wie noch nie und setzt damit seine Aufholjagd gegenüber dem Erzrivalen Boeing fort. Im neuen Jahr sollen über 700 Verkehrsjets an Kunden übergeben werden, sagte der verantwortliche Airbus-Chef Fabrice Brégier in Blagnac bei Toulouse.

Der europäische Flugzeugbauer kam im vergangenen Jahr auf 688 Maschinen, ursprünglich waren rund 670 Flugzeuge angepeilt. „Das war ein sehr gutes Jahr“, bilanzierte Verkehrsflugzeug-Chef Brégier. Den Titel des weltgrößten Flugzeugbauers konnte Airbus dem US-Konkurrenten Boeing aber nicht abjagen. Der Konzern hat mit 748 ausgelieferten Verkehrsjets die Nase weiter deutlich vorn.

Allerdings ließ Airbus beim Ringen um Neuaufträge Boeing erneut hinter sich. Die Europäer erhielten im vergangenen Jahr 731 Aufträge, 63 mehr als die Amerikaner. Dabei sind Stornierungen bereits herausgerechnet. Im Jahr zuvor hatte Airbus mit mehr als 1000 Neubestellungen allerdings noch deutlich stärker abgeschnitten.

Aufträge von Airbus und Boeing im Vergleich

Bei dem Flugzeugbauer in Südfrankreich ist der erste Jet - ein A321 - für die staatliche Fluggesellschaft Iran Air fertig. Das Flugzeug werde am Donnerstag nach Teheran fliegen, kündigte Brégier an.

Airbus hatte Ende des vergangenen Jahres mit Iran Air einen Vertrag über die Lieferung von 100 Maschinen abgeschlossen, der laut Airbus einen Umfang von 19 Milliarden US-Dollar (rund 18 Milliarden Euro) hat. Teheran bestellte auch massiv bei Boeing. Die Geschäfte der beiden Hersteller wurden erst mit dem internationalen Atomabkommen mit der Islamischen Republik von 2015 und der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen möglich. Mit den Maschinen will der Iran seine veraltete Flugzeugflotte modernisieren.

Der A380-Killer von Airbus hebt ab
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat erstmals eine besonders lange Variante seines Langstreckenflugzeugs A350 starten lassen. Die Maschine vom Typ A350-1000 absolvierte am Donnerstag einen ersten Testflug über Südwest-Frankreich Quelle: dpa
Mit der fast 74 Meter langen Maschine mit zwei Triebwerken will Airbus seine Position gegenüber dem US-Erzrivalen Boeing im Langstreckengeschäft stärken. Das Flugzeug bietet Platz für 366 Passagiere und hat eine Reichweite von mehr als 14.000 Kilometern. Quelle: REUTERS
Die Maschine soll laut Zeitplan vom zweiten Halbjahr 2017 an in Linienverkehr eingesetzt werden. Noch vor der ersten Auslieferung hat der Hersteller bereits 195 Bestellungen in seinen Büchern. Quelle: REUTERS
Der Listenpreis beträgt 355,7 Millionen US-Dollar (rund 336 Millionen Euro). Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen in der Regel Rabatte im zweistelligen Prozentbereich üblich. Quelle: REUTERS
Der A350-1000 ist auf den ersten Blick nur eine weitere Variante des neuen Langstreckenfliegers. Tatsächlich ist er aber ein "Jumbokiller" – oder auch ein Sargnagel für den A380. Denn der neue Jet fliegt pro Passagier nicht nur mindestens 5 Prozent billiger‎, sondern... Quelle: REUTERS
... ist für Airlines ein geringeres Risiko. Denn er verdient seine Kosten pro Flug bereits mit weniger Passagieren. Damit muss eine Linie ihn vor allem außerhalb der Hauptreisezeit im Sommer nicht mit billigen Tickets voll knallen was das Preisgefühl auf der Route stört, weil jeder auf Schnäppchen setzt statt die teurere Tickets zu kaufen. Quelle: REUTERS
Das beobachten die heutigen Nutzer des A380. "Wir hatten beim A380 anfangs höhere Preise, weil er als technisches Meisterwerk und dank der schieren Größe Leute anlockte und höhere Preise zahlen ließ", klagt ein führender Lufthanseat. "Doch seit der Effekt abgeklungen ist, lohnt sich der Riesenvogel bei immer weniger Flügen." Quelle: REUTERS

Brégier sagte auf Nachfragen, sein Unternehmen halte sich beim Iran-Deal an alle internationalen Regeln, auch an die US-amerikanischen. „Ich wäre nicht überrascht, wenn wir in der Lage wären, im laufenden Jahr weitere Flugzeuge auszuliefern.“ Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf allerdings die Zukunft des Atomabkommens mit Iran in Frage gestellt.

Airbus lieferte an internationale Kunden im vergangenen Jahr 49 Großraumjets vom Typ A350 XWB aus. „Wir waren mit mehr Schwierigkeiten konfrontiert als erwartet“, resümierte Brégier. Dabei ging es beispielsweise um Verspätungen bei der Innenausstattung wie Sitzen und Toiletten. Der doppelstöckige Langstreckenjet A380 kommt weiter nicht richtig in Fahrt. Geplant sind jetzt nur noch zwölf Stück pro Jahr - der Hersteller hält aber an dem Jet fest.

Die Airbus-Gruppe erzielte im vorvergangenen Jahr einen Umsatz von 64,5 Milliarden Euro. Erste Zahlen für 2016 sollen Ende Februar vorgelegt werden. Der Gesamtkonzern, zu dem auch die Rüstungssparte gehört, kündigte im vergangenen Jahr den Abbau von 1164 Stellen an. Davon entfallen 429 auf Deutschland.

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