Foulspiel oder Freistoß Was der Kartellamtsentscheid für Sky bedeutet

Die Wettbewerbshüter haben die Regeln für die Auktion der Fußballrechte festgelegt. Die Vereine hoffen auf mehr Konkurrenz im Bieterrennen. Sky könnte trotzdem abermals die Live-Rechte für alle Partien erwerben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Eine Kamera von Sky/SportCast steht am Spielfeldrand. Quelle: dpa

Alle Jahre wieder wiederholt sich ein eingespieltes Ritual: Die Deutsche Fußball-Liga schreibt für die 36 Profi-Teams den Verkauf der Fernsehrechte an den mehreren hundert Partien der Ersten und der Zweiten Bundesliga aus. Alle Jahre wieder gehört zum Begleitkonzert, dass natürlich alle Vereine vor allem eins wollen: Mehr Geld. Und alle Jahre wieder herrscht heftiges Kopfnicken bei der Frage, ob dies nicht tatsächlich die wertvollsten TV-Inhalte sind, für die man als Interessent bieten kann und es herrscht Stirnrunzeln bei der Frage, ob denn in diesem Jahr tatsächlich einmal einer der großen Player aus Übersee – sprich: Amazon, Google oder Apple – erlössteigernd mitbieten wird.

So weit, so bekannt. Doch diesmal läuft vor allem eines völlig anders als in den vergangenen Jahren: Zum ersten Mal in der Historie der Rechteausschreibung legt das Bundeskartellamt ein Alleinerwerbsverbot fest. Das geisterte schon seit Beginn des Jahres durch die Debatte. Jetzt haben es die Beteiligten schwarz auf weiß; für morgen lädt die DFL nach Frankfurt, um die Ausschreibung ausführlich zu erläutern.

Fest steht eines indes schon jetzt: Das Münchner Abo-TV-Unternehmen Sky wird die Live-Rechte nicht mehr als einziger bekommen. Der Sinn der Übung: Das Kartellamt möchte – ähnlich wie das in anderen Märkten wie England oder Italien längst der Fall ist – größeren Wettbewerb schaffen.

Der Einnahmenmix der Bundesliga

Ob diese Vorgabe der Wettbewerbshüter nun ein Foul an Sky bedeutet oder einen Freistoß? Zunächst mal bedeutet die Entscheidung aus Bonn, dass Sky jetzt nicht zwangsläufig einen riesigen Scheiterhaufen anzünden muss, um seine Werbepappen und Reklametafeln zu verbrennen, mit denen der Bezahlkanal bisher für „Alle Spiele, alle Tore“ geworben hatte. Sky, so dürfte das Kartellamt zu verstehen sein, ist es durchaus weiterhin erlaubt, die Live-Rechte für alle Partien der Ersten und Zweiten Liga einzukaufen. Mit ihnen kann Sky dann auch weiter werben – „Alle Spiele, alle Tore“ wäre weiter gültig.

Doch anders als bisher – und das ist der wesentliche Unterschied – wird Sky in diesem Fall nicht mehr der einzige Anbieter sein, der Live-Spiele zeigen darf. Denn das Kartellamt hat zusammen mit der DFL-Führung um Christian Seifert eine raffinierte Volte eingebaut.

Bekommt Sky den Zuschlag für alle Live-Rechte, ist die Liga verpflichtet, einem anderen Anbieter bis zu ein Drittel der Begegnungen für eine Liveübertragung im Internet und über Mobilfunkgeräte wie etwa Smartphones oder Tablet-Rechner anzubieten. Darüber hatte gestern bereits die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet. Die Deutsche Telekom oder wer auch immer könnte also parallel zu Sky ebenfalls zumindest einen Teil der Spiele zeigen.

Lassen sich Amazon und Co. locken?

Alternativ dazu kann allerdings auch das Szenario eintreten, dass Sky nur noch einen Teil der Live-Rechte erwirbt – beispielsweise den kompletten Samstag – und ein anderer Anbieter sich beim Rest bedient. Dann allerdings müsste bei Sky jemand die Streichhölzer suchen und den Scheiterhaufen für die Reklamepappen anfachen.

Was das für den jetzt anstehenden Verkaufsprozess bedeutet, lässt sich in zwei Worten sagen: höhere Mathematik. Es wird höllisch kompliziert. Die Sky-Führung muss sich genau überlegen, was ihnen das Recht wert ist, wirklich alle Spiele im Fernsehen live zeigen zu dürfen – mit der Einschränkung, dass ihr ein Wettbewerber auf einem noch nicht ganz so häufig genutzten Übertragungsweg wie dem Internet Konkurrenz macht. Es dürfte den Wert der Rechte für Sky ein Stück weit mindern.

Was aber folgt daraus für den Wert der tatsächlich noch exklusiven Rechtepakete, die Sky alternativ zum Komplettszenario kaufen könnte, die aber den Nachteil in sich tragen, eben nicht mehr vollständig zu sein?

Was die Fußballklubs durch Trikotwerbung verdienen
SV Darmstadt 98 Quelle: dpa
FC Ingolstadt Quelle: REUTERS
Platz 16: FC Augsburg Quelle: dpa
Hannover 96 Quelle: dpa
FSV Mainz 05 Quelle: dpa
TSG 1899 Hoffenheim Quelle: REUTERS
Platz 12: 1. FC Köln Quelle: dpa

Nicht wesentlich trivialer ist die Lage für die Liga: Nach welchem Modell fließt das meiste Geld an die Vereine? Wie groß ist der Druck auf Sky, Höchstpreise für alle Spiele zu bieten, wenn die Exklusivität eingeschränkt ist? Ist dieses Verfahren so angelegt, dass am Ende wirklich die erhofften mehr als ein Milliarde Euro für Bayern, Borussen und alle anderen fließen? In Frankfurt werden sie große Rechenschieber brauchen, um alle Varianten durch zu kalkulieren.

Hinzu kommt: Welche neuen Mitspieler lassen sich tatsächlich durch das neue Vergabe-Szenario in das Milliardenspiel hineinziehen? Denn dies ist die andere Dimension des spannenden Fußball-Pokers: Für DFL-Boss Christian Seifert ist diese eine Rechtevergabe zwar immens wichtig. Doch sie ist zugleich auch die letzte vor der nächsten, die 2020 ansteht. Seifert denkt meist ein paar Schritte weiter.

Was Bundesliga-Fans für ihren Verein ausgeben
DFL Sky Quelle: dpa
VfL Wolfsburg – 388,45 EuroDie Fans des VfL Wolfsburg haben Grund zur Freude: Nach dem fulminanten 4:1 Sieg gegen den Spitzenreiter FC Bayern scheint es möglich Vizemeister zu werden – hält das Formtief des FC Bayern an, könnte sogar noch mehr drin sein. Meister ist der VfL Wolfsburg in puncto Fanausgaben – bei keinem anderen Klub kommen die Fans so billig davon: Die günstigste Dauerkarte kostet 130 Euro – kein Verein in Deutschland verlangt weniger. Das Kappa-Trikot gibt es für 79,95 Euro, damit liegt der VfL im Durchschnitt. Für einen Liter Veltins blecht der VfL-Fan 7,80 Euro und für die Bratwurst gegen den kleinen Hunger zahlt er 2,70 Euro – hochgerechnet auf 17 Heimspiele macht das 178,50 Euro. Quelle: AP
1. FC Köln – 416,85 EuroDer Kölner Fußball ist endlich wieder erstklassig – der Start in die Rückrunde kann sich mit vier Punkten in zwei Spielen durchaus sehen lassen. Bei den Heimspielen lief es bis jetzt für die Kölner allerdings nicht allzu gut – dafür müssen die Fans für die Dauerkarte auch nicht so tief in die Tasche greifen: 165 Euro kostet die günstigste. Das aktuelle Trikot gehört mit einem Preis von 69,95 Euro zu den preiswerteren. Die Bratwurst kostet 2,90 Euro und liegt damit knapp unter dem Durchschnittspreis. Wer einen Liter Bitburger oder Gaffel Kölsch trinken will, muss dafür noch einmal 7,80 Euro zahlen – die Verpflegung für eine Saison kostet damit im Schnitt 181,90 Euro. Quelle: dpa
1899 Hoffenheim – 417,50 EuroAm zweitgünstigsten in der Bundesliga ist das Fan-Sein in Sinsheim. Die Dauerkarte ist bei einem Preis 150 Euro eine der günstigsten. Auch das Trikot des Sportherstellers Lotto ist mit 74,95 Euro vergleichsweise preiswert. Der Liter Bitburger kostet im Stadion 8,25 Euro; die Bratwurst dazu 3,10 Euro – nur in Stuttgart und München ist sie teurer. Quelle: AP
SC Freiburg – 423,30 EuroDie günstigste Dauerkarte in Freiburg kostet 180 Euro. Dafür gibt es das Nike-Trikot für relativ günstigste 69,96 Euro. Auch die Bratwurst gehört mit 2,70 Euro zu den preiswerteren der Liga. Für den Liter Rothaus zahlen die Fans 7,50 Euro – nirgendwo in der Liga ist das Bier so günstig. Für die Dauer einer Saison kostet die Verpflegung 173,34 Euro. Quelle: dpa
FSV Mainz 05 – 427,85 EuroIn der Bundesliga führt der FSV Mainz 05 aktuell das untere Tabellendrittel an – was die Preise angeht ist er das Schlusslicht des oberen Tabellendrittels. Die Dauerkarte schlägt mit 181 Euro zu Buche. Das Nike-Trikot gehört mit einem Kaufpreis von 64,95 Euro zu den günstigsten Trikots der Liga. Auch die Bratwurst mit einem Preis von 2,90 Euro und der Liter Bitburger für 7,80 Euro sind nicht allzu teuer. Quelle: dpa
Bayer 04 Leverkusen – 431,80 EuroIn der Bundesliga spielt Leverkusen aktuell noch um die Spitzenplätze mit – was die Kosten für die Fans angeht, liegt Leverkusen nur im Mittelfeld. Wer eine Dauerkarte will, zahlt 170 Euro – das Adidas-Trikot dazu schlägt noch einmal mit 79,90 Euro zu Buche. Die Preise für den Verzehr liegen mit 7,80 Euro für den Liter Bitburger oder Gaffel Kölsch und 2,90 Euro für die Bratwurst im Mittelfeld. Quelle: AP

Ihm wäre es sicher sehr recht, wenn bereits in dieser Runde mindestens einer jener Akteure zumindest mit einem ersten Appetizer zum Zuge käme, dem man zutraut, in einigen Jahren mit richtig viel Geld zurückzukehren: Warum sollte nicht Amazon jetzt mal ein Probepaket Live-Spiele kaufen?

Für Sky wie für alle anderen Beteiligten steht damit zumindest eines fest: Noch nie war es so anspruchsvoll wie heute, das einfachste Spiel der Welt zu verkaufen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%