Friedrich Joussen Gute Zahlen für den neuen TUI-Chef

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Stärken und Schwächen

Joussen war oft erfolgreich: Er hat die Marktführerschaft im Mobilfunk für Vodafones D2-Netz in Deutschland nach seinem Amtsantritt 2005 zurückerobert (Spitzname „Fritz D2“). Sein Bereich ist mit 9,5 Milliarden Euro Umsatz der größte des Konzerns. Joussen gilt als kreativer, kommunikativer Technikfreak. Die wirtschaftliche Nutzung der SMS geht auf ihn zurück, der Elektroingenieur hält auch Patente bei der SIM-Karten-Technologie. Joussen sieht sich zudem als „Angriffskrieger“. 2008 organisierte er den Kauf des Festnetzgeschäfts von Arcor, der Vodafone in Deutschland zum Komplettanbieter machte. Diese Erfahrungen können TUI beim Wachstumskurs helfen. Fraglich ist, wie sein Ruhrpott-Dialekt in Hochdeutsch-Hannover ankommt.

Freunde und Gegner

Von Joussens jovialer Art darf man sich nicht blenden lassen: Sein Machtwille beschert ihm auch Gegner. Bei der Übernahme des deutschen Festnetzanbieters Arcor 2008 durch Vodafone tauschte er die Führungsriege aus und übernahm selbst den Chefposten. Das führte bei Betroffenen und Belegschaft zu Verdruss. Auch in der Vodafone-Chefetage in Großbritannien eckte der Manager an.

Gegner: Vodafone-Chef Colao (zum Vergrößern bitte Bild anklicken) Quelle: Reuters

Das Verhältnis zu Konzernchef Vittorio Colao gilt als angespannt, nachdem Colao die von Joussen geplante Übernahme von Kabel Deutschland stoppte. Joussen bestreitet aber, dass dies der Grund für seinen Wechsel war: Er habe seiner Karriere einen neuen Dreh geben wollen. Geschäft und Privates trennt Joussen.

Freund: Bankier von Metzler (zum Vergrößern bitte Bild anklicken) Quelle: dapd

Einzig den Kontakt zu Unternehmertypen schätzt er: etwa Ex-RWE-Chef Jürgen Großmann, Bankier Friedrich von Metzler und United-Internet-Gründer Ralph Dommermuth. Joussen sitzt zudem im Präsidium der beiden Wirtschaftsverbände BDI und Bitkom.

Ziele und Visionen

Joussen ist als Vorstandschef endlich am Ziel: Der zweite Platz war für ihn schon immer schwer erträglich. Frischer Wind ist den Mitarbeitern in der hannoverschen TUI-Zentrale nun sicher. Joussen, ein Freund der Mitbestimmung, setzt auf offene Kommunikation, wie es das neue Vodafone-Gebäude in Düsseldorf vormacht, das teilweise ohne feste Arbeitsplätze auskommt. Zu seiner Strategie für TUI sei es „zu früh, um sich zu äußern“. Er werde zunächst „zuhören“ und sich „einarbeiten“. Sicher ist, dass er schnell eine Lösung für die lähmende Doppelstruktur finden muss: Der TUI AG in Hannover gehören Hotels, Clubs und Kreuzfahrtschiffe.

Gleichzeitig hält der Konzern 56 Prozent an der TUI Travel in London, die das operative Reisegeschäft verantwortet. Zwischen Hannover und London knirscht es des Öfteren. Wie man mit Briten umgeht, weiß Joussen – insbesondere dafür wurde er geholt. Als TUI-Boss wird er auch das exklusive Urlaubsgeschäft mit eigenen Resorts, Clubs und Kreuzfahrtschiffen ausbauen, um so die Gewinnmargen des Konzerns zu erhöhen.

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