Frozen Yoghurt Erinnerungen an die Bubble-Tea-Blase

Frozen Yoghurt boomt, doch wo noch Kleinunternehmer dominieren, wollen nun große Ketten den Markt erobern. Dabei zeigen sich schon Parallelen zur geplatzten Bubble-Tea-Blase.   

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Schmilzt der Frozen Yoghurt Boom in Deutschland bald davon? Quelle: Marcel Stahn

Ausgerechnet jetzt, wo die Hauptsaison für Eis gerade dem Ende entgegen geht, will Björn Welter richtig loslegen. Er hat vor zweieinhalb Jahren das Startup Wonderpots gegründet, in zwei Berliner Filialen verkauft er nun Frozen Yoghurt. Doch Welter will das Geschäft ganz groß aufziehen, Anfang des Monats hat er dafür auf der Crowdfunding-Plattform Companisto eine halbe Million Euro Kapital eingesammelt. Welters' großspurig ausgerufenes Ziel: "Das Starbucks für Frozen Yoghurt werden".

Denn obwohl Frozen Yoghurt auch hierzulande seit zwei, drei Jahren boomt, ist der Markt sehr kleinteilig und zersplittert. Es dominieren lokale Anbieter, von denen auch die größeren auf kaum eine Handvoll Filialen kommen. Viele wollen zwar mit der Vergabe von Franchise-Lizenzen expandieren, bislang jedoch erfolglos.

Ganz anders sieht es da im Ausland aus: Mehr als 200 Filialen hat beispielsweise die 2007 gestartete Kette Red Mango, die Kalifornier von Pinkberry sind inzwischen in 19 Ländern aktiv und zählen Starbucks-Gründer Howard Schulz zu ihren Investoren, der sich vor einigen Jahren mit 27,5 Millionen Dollar beteiligt hat. Yogen Früz aus Kanada kommt inzwischen gar auf 1.300 Läden in 42 Ländern.

Und der weltgrößte Anbieter drängt nun auch nach Deutschland. "Wir führen intensive Gespräche mit zwei Gruppen, die starkes Interesse an den Master Franchise Rechten haben", sagte Vizepräsidentin Sarah Kulbatski der WirtschaftsWoche. Vor anderthalb Jahren begann die Expansion der Kanadier in Europa, inzwischen ist die Kette in den Niederlanden, Polen, Griechenland und Zypern. In Schweden, Belgien und Spanien sollen bis Jahresende die ersten Yogen-Früz-Läden öffnen. Für Wonderpot wächst damit eine mächtige Konkurrenz heran.

Wer am meisten Kasse macht
Platz 20: Metro Group (Konzerngastronomie) Quelle: Presse
Roland Kuffler Quelle: dpa Picture-Alliance/Schellneg
Screenshot Marché Quelle: Screenshot
Deutsche Bahn Quelle: Creative Commons-Lizenz
Joey’s Pizza Service Quelle: Presse
Starbucks Quelle: REUTERS
LeBuffet Restaurant & Café Quelle: Presse

Doch auch die Berliner haben durch das frische Kapital eine gute Grundlage zur Expansion. 891 Kleininvestoren konnte Welter überzeugen, so viele wie noch kein deutsches Startup zuvor. Die Nachfrage war dabei viel größer als erwartet: Eigentlich hatte Wonderpots als Höchstsumme 300.000 Euro angepeilt, das Limit dann aber zwei Mal angehoben. Mit dem Geld will Welter seine Kette nun deutschlandweit ausrollen. Acht bis zwölf neue Läden sind im kommenden Jahr geplant, 2016 sollen es 30 sein.

Deutliche Parallelen zum Bubble-Tea-Hype

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von Meike Lorenzen

Die Attacke größerer Ketten und solcher die es werden wollen, bedroht auch die vielen kleinen Unternehmer, die sich in letzter Zeit mit einem Frozen-Yoghurt-Laden selbstständig gemacht haben. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch der Markt scheint weiter zu wachsen. Ein Indikator sind die Eismaschinen für Frozen Yoghurt, die beispielsweise der Berliner Unternehmer Marco Witt seit vier Jahren verkauft. Im vergangenen Jahr ist die Nachfrage massiv angestiegen: "Wir haben etwa drei Millionen Euro Nettoumsatz mit Maschinen für Frozen Yogurt gemacht", sagte Witt der "Welt". In diesem Jahr hat er mit seiner Witt Trading GmbH an mehr als 300 Kunden Maschinen für neue Frozen-Yoghurt-Läden verkauft und wird wohl erstmals mehr Umsatz mit den Geräten erzielen, als mit herkömmlichen Eismaschinen.

Dieser schnelle Zuwachs erinnert an die Bubble-Tea-Blase der vergangenen Jahre. Auch da waren in ein, zwei Jahren unzählige Läden aufgepoppt. Schnell entstanden dabei auch Ketten, die drei größten kamen vor einem Jahr deutschlandweit auf mehr als 150 Filialen - heute ist davon nur noch ein Drittel übrig.

Die Top-Restaurantketten
Wok mit Fleisch und Gemüse Quelle: gms
Screenshot Quelle: Screenshot
 A delivery bike is pictured in front of a Pizza Hut restaurant in the Plainpalais quarter of Geneva, Quelle: AP
Screenshot Allresto Quelle: Screenshot
Screenshot Marché Quelle: Screenshot
Customers eat at a KFC outlet Quelle: REUTERS
dish of pappardelle pasta with a wild boar Bolognese sauce at the Bistro Don Giovanni Quelle: AP

Mitverantwortlich für das schnelle Sterben waren Warnungen vor möglichen Gesundheitsgefahren, die sich im Nachhinein als falsch herausgestellt haben.

Trotzdem gibt es einige Parallelen und es stellt sich die Frage, wie nachhaltig der Yoghurt-Hype ist oder ob demnächst schon die nächste Mode-Blase zu platzen droht? Immerhin sind manche Unternehmer, sogar vom süßen Blasentee auf die kalte Süßspeise umgeschwenkt. "Ich kenne auch Standorte, in denen es gestern Bubble Tea gab und heute Frozen Yoghurt gibt", sagt Torben Leif Brodersen, Geschäftsführer im Deutschen Franchise Verband. "Doch so einfach kann man nicht umswitchen", warnt Brodersen.

Ein Unternehmen das es versucht, ist die Berliner Firma Kxuio. Von einst 35 Bubble-Tea-Läden sind keine zehn mehr übrig. Dafür sucht Kxuio nun Franchise-Partner für Frozen Yoghurt Filialen und verkauft auch das passende Zubehör, Maschinen werden für 199 Euro im Monat angeboten. "Die Neuheit und der unvergleichliche Geschmack von Lifestyle-Produkten garantieren Umsatz", wirbt Kxuio und verspricht 900 bis 1.000 Prozent Gewinn. Grundlage dieses Versprechens ist eine Rechnung, die bei einem Wareneinsatz von 15 Euro einen Umsatz von 150 Euro prognostiziert. Die Kosten für die Maschinen, Miete und Personal werden bei dieser Kalkulation jedoch ignoriert.

Nachhaltige Franchisemodelle?

Wie lange der so geschürte Yoghurteis-Boom anhalten wird, ist schwer zu sagen. "Nachhaltige Franchisemodelle brauchen eine Halbwertzeit, die eine Trendphase von zwei oder drei Jahren überdauern", sagt Franchise-Experte Brodersen. Schließlich beträgt die übliche Dauer von Franchise-Verträgen fünf bis zehn Jahre. Bei Frozen Yoghurt scheine es aber eher einen Bedarf zu geben, als bei Bubble Tea, das der Verband von Anfang an kritisch sah.

Selbstständige, die jetzt Läden aufmachen wollen, sollten trotzdem genau überlegen und gut kalkulieren. Eine starke Marke kann dabei helfen, sich am Markt zu behaupten, allerdings ist die Wirkung in diesem Segment begrenzt: "Beim Franchising ist es entscheidend, ein Alleinstellungsmerkmal anzubieten", sagt Brodersen, "bei Frozen Yoghurt fällt es aber schwer, etwas komplett anders zu machen als die Konkurrenz".

Wonderpots will es trotzdem versuchen. Neben stationären Läden testet das Unternehmen auch einen Lieferservice, der bis Jahresende starten soll. Im Vorjahr haben die Berliner nach eigenen Angaben immerhin eine Million Euro Umsatz erzielt. Bis zu 1.000 Kunden kommen in die Läden und geben im Schnitt vier Euro aus. "Die Investitionen in unsere Stores amortisieren sich bereits innerhalb von 6 bis 12 Monaten", erklärt Wonderpots.

Entscheidend sei dafür die richtige Lage. "Wir sind sehr, sehr pingelig bei den Standorten", sagt Welter. Seitenstraßen im Kiez, wo am Wochenende viel los ist, aber unter der Woche tagsüber kaum Kundschaft kommt, kämen beispielsweise nicht in Frage. Statt tausend Euro Miete zahlt er für Toplagen auch gern das Fünffache.

Auch der nahende Winter schreckt Wonderpots-Chef Welter nicht. Schließlich hat er selbst Frozen Yoghurt vor einigen Jahren in einem New Yorker Winter entdeckt.

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