An diesem Samstag endet die Bundesliga-Saison – zumindest für die 1. Liga. An jedem Spieltag reisen bis zu 100.000 Fußballfans mit den Zügen quer durch ganz Deutschland reisen, um ihren Verein zu unterstützen, wird ein kleiner Teil von ihnen Fahrgäste belästigen und in den Zügen pöbeln, randalieren, demolieren.
Laut Angaben der Deutschen Bahn handelt es sich bei den problematischen Fans um nicht einmal ein Prozent derjenigen, die während der Saison ihrem Verein hinterherreisen. Die Mehrheit seien „willkommene Fahrgäste“, die helfen, die Züge auszulasten und der Bahn Einnahmen brächten, so ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Das, was die Problemfans anrichten, spricht allerdings für sich: Wand- und Deckenverkleidungen werden herausgerissen, Lampen zertrümmert, Fenster eingeschlagen, Türen unbenutzbar gemacht. Hinzu kommen beschmierte Wände, vermüllte Abteile und die WCs – nun gut, lassen wir das.
Fakten zum Personenverkehr der Deutschen Bahn
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 1,854 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 69,5 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +2,9 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 43,0 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 34.100 Kilometer
Quelle: Statista.de/Deutsche Bahn
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 1,835 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 70,5 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +5,6 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 42,1 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 34.000 Kilometer
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 1,92 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 74,7 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +2,9 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 44,2 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 33.900 Kilometer
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 1,908 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 73,2 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +3,9 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 45,1 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 33.700 Kilometer
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 1,95 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 77,8 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +1,89 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 48,0 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 33.700 Kilometer
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 1,981 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 76,1 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +0,0 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 46,8 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 33.600 Kilometer
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 2,152 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 76,6 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +3,9 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 50,3 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 33.500 Kilometer
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 2,235 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 78,8 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +2,8 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 50,7 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 33.400 Kilometer
Anzahl der Reisenden im Schienenpersonenverkehr: 2,254 Milliarden Fahrgäste
Anzahl der Reisenden mit dem ICE: 78,0 Millionen Fahrgäste
Preisentwicklung im Fernverkehr: +2,5 Prozent
Auslastung der Züge im Fernverkehr: 49,9 Prozent
Betriebslänge des Schienennetzes: 33.400 Kilometer
Die Konsequenz: Die Fahrzeuge sind für Tage, manchmal für Wochen nicht verwendbar. Das wiederum kostet allein die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben jährlich 1,5 Millionen Euro. Hinzu kommen weitere 700.000 Euro für zusätzliche Sicherheitskräfte, die Schlimmeres verhindern sollen.
„Wenn das niemand zahlt, tragen die Kosten wir“, sagt ein Bahnsprecher. „Was letztendlich heißt, dass die Kunden das über höhere Ticketpreise bezahlen müssen.“
Ein Zustand, der aus Sicht der Landesverkehrsminister und der Bahnen, insbesondere der Deutschen Bahn, nicht länger tragbar ist. Deswegen arbeiten sie gemeinsam mit der Bundespolizei und den Fußballverbänden an einem neuen Beförderungskonzept.
Geplant sind spezielle Züge ausschließlich für Fußballfans. Das soll sicherstellen, dass Problemfans keine Fahrgäste belästigen, die mit Fußball nichts am Hut haben. Zudem soll der Regelverkehr entlastet werden, der aufgrund der zahlreichen Fans an den Wochenenden oft an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Zuletzt sollen die Zusatzzüge für mehr Sicherheit sorgen.
Wenn Fans umsteigen müssen, kann es zu Zusammenstößen von verschiedenen Fangruppen kommen. Die Züge für die Fans würden durchfahren.
Weiter sollen in dem Wagen, in dem bei herkömmlichen Zügen Fahrräder und Kinderwagen abgestellt werden, pflegeleichte Edelstahl-Urinalrinnen eingebaut werden. Die zwei Toiletten pro Wagen, die sonst üblich sind, sind durch den regen Alkoholgenuss der Fußballfans schnell überlastet.
Wer trägt das Risiko für Vandalismusschäden?
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonen-Nahverkehr (BAG SPNV) schätzt, dass zur Entlastung des Regelverkehrs 140 Fahrten pro Saison mit den Fußball-Zusatzzügen vonnöten sind. Vier Züge mit je sechs bis acht Waggons sollten 80 Prozent des Bedarfs decken. Insgesamt kann jeder dieser Züge 600-800 Personen befördern.
Die Kosten pro Jahr dafür schätzt Frank Zerban, Hauptgeschäftsführer der BAG SPNV, auf circa drei Millionen Euro.
Offen ist, wer das Ganze finanziert. Landespolitiker sowie Vertreter des DFB und der DFL befinden sich aktuell noch in Gesprächen.
„Wichtig ist es, dass die Gespräche noch in diesem Jahr abgeschlossen werden“, sagt Zerban. Die Deutsche Bahn bietet nicht mehr benötigte Wagen auf dem freien Markt an, die für die Beförderung genutzt werden könnten. „Dauern die Gespräche zu lange, werden die Wagen von Dritten gekauft und stehen nicht mehr zur Verfügung.“
Sollte das Konzept zustande kommen, sollen die Verbindungen unter den Bahnunternehmen ausgeschrieben werden. Dafür muss allerdings vorab geklärt werden, wer das Risiko für mögliche Vandalismusschäden in den Fahrzeugen trägt.
Die Bahn bietet Vereinen und Fangruppen an, Sonderzüge zu chartern. „Verantwortung und Haftung sind dann klar“, sagt ein Bahnsprecher. Besonders viel Anklang bei Vereinen und Fangruppen findet das allerdings nicht.
Laut Angaben der Bahn wurden in der zu Ende gehenden Saison lediglich 60 Züge gechartert, die je 500 bis 700 Fans transportieren können. „Wir wünschen uns, dass dieses Angebot öfter angenommen wird“, so ein Bahnsprecher. Oft sind Busse billiger. Die werden aber dann auch nicht gechartert und die randalierenden Fans fahren doch wieder mit regulären Zügen, wo sie Kunden, Bahnmitarbeiter und die Polizei belasten.