Germanwings Flug 4U9525 Schwierige Suche nach Opfern der Flugzeugtragödie

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Maschine planmäßig durch alle Checks gegangen

Eine Lufthansa-Sprecherin in Frankfurt bestätigte am Dienstag, dass der abgestürzte Airbus A320 am Tag vor der Katastrophe wegen eines technischen Problems repariert worden sei. Der letzte Routinecheck der Maschine war laut Germanwings erst am Montag in Düsseldorf. Der letzte große reguläre Check sei plangemäß im Sommer 2013 durchgeführt worden. Der Pilot der Unglücksmaschine war seit zehn Jahren bei Lufthansa und Germanwings beschäftigt und hatte mehr als 6000 Flugstunden Erfahrung auf diesem Modell des Airbus, berichtete Germanwings und von Airbus hieß es, die A320-Maschine habe insgesamt fast 58.300 Flugstunden absolviert auf rund 46.700 Flügen.

Suche nach der Absturzursache

Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet mit schnellen Erkenntnissen über die Ursache des Absturzes der Germanwings-Maschine in Südfrankreich. Er sei froh, dass der erste Flugschreiber bereits gefunden worden sei, sagte er in den ARD-"Tagesthemen" am Dienstagabend. "Ich gehe davon aus, dass wir sicherlich relativ schnell erste Informationen bekommen werden, was die Absturzursache war", ergänzte der Lufthansa-Chef. Die detaillierte Auswertung werde dann sicherlich länger dauern. Für Äußerungen über eine mögliche Ursache des Absturzes sei es derzeit aber noch zu früh.

Schlechtes Wetter war wohl nicht die Ursache für den Absturz, so französische Medien. Das Wetter sei ruhig gewesen, berichtete die Zeitung „Le Monde“ unter Berufung auf die Wetterdienste „La Chaîne Météo“ und „Météo France“. „Die Bedingungen waren sogar optimal mit trockenem Wetter und komplett freiem Himmel am ganzen Vormittag“, hieß es am Dienstagnachmittag auf der Webseite von „La Chaîne Météo“. Der Wind sei schwach gewesen und es habe keine gefährlichen Wolken gegeben.

Schwere Flugunglücke der vergangenen Jahre

Steinmeier und Dobrindt auf dem Weg zur Unglücksstelle

Bundespräsident Joachim Gauck hat wegen des Flugzeugabsturzes seine Südamerikareise abgebrochen. Der für Mittwoch und Donnerstag geplante Staatsbesuch in Uruguay wurde abgesagt, wie eine Sprecherin in Peru erklärte. Dort hielt sich Gauck seit vergangenem Freitag auf. Für den Abend war ursprünglich der Weiteflug nach Montevideo geplant.

Vor Journalisten sagte Gauck: „Ich bin bestürzt, wie unendlich viele Menschen bei uns zuhause, und ich stelle mir vor, welche Trauer, welches Entsetzen und welches Leid in den Familien herrschen, die betroffen sind. Ich bin bei Ihnen mit meinen Gedanken und meinen Gefühlen.“

Im Auswärtigen Amt wurde ein Krisenstab eingerichtet. Dort laufen die Fäden zusammen. Beteiligt sind unter anderem das Verkehrsministerium, das Luftfahrtbundesamt, das Bundeskriminalamt und die Lufthansa. Unter der Rufnummer 030 5000 3000 können sich besorgte Angehörige informieren. Der Flughafen Düsseldorf hat eine Hotline unter der Rufnummer 0800-7766350 eingerichtet, an die sich die Angehörigen wenden können. Germanwings hat die Hotline-Nummer 00800-11 33 55 77.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, das Auswärtige Amt stehe „in engstem Kontakt“ zu den französischen Behörden. „In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei all denjenigen, die darum fürchten müssen, dass ihre Angehörigen unter den Passagieren oder Besatzungsmitgliedern sind“, so Steinmeier. Steinmeier und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) machten sich mit einem Regierungsflugzeug auf den Weg nach Marseille. Von dort ging es mit einem Hubschrauber weiter zur Unglücksstelle.

Unglücke mit Airbus-Maschinen in den vergangenen Jahren

Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte sowohl mit dem französischen Präsidenten François Hollande als auch mit dem spanischen Regierungschef Mariano Rajoy - und zeigte sich tief erschüttert. Die Kanzlerin habe alle Termine abgesagt, teilte die Bundesregierung mit. "Meine Gedanken, meine Anteilnahme, auch die der ganzen Bundesregierung sind jetzt bei den Menschen, die so jäh ihr Leben verloren haben, unter ihnen viele Landsleute. Das Leiden ihrer Familien ist jetzt unermesslich", sagte die Kanzlerin. Sie will Mittwoch gemeinsam mit der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zur Absturzstelle reisen, wo dann auch Hollande und Rajoy erwartet werden.

Das spanische Königspaar Felipe VI. und Letizia sagte seinen gerade begonnenen Staatsbesuch in Frankreich ab. Die spanische Regierung hat eine offizielle Trauer von drei Tagen angeordnet. Die Trauer solle in der Nacht zum Mittwoch beginnen. Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel teilte im sozialen Netzwerk Facebook mit: "Das sind fürchterliche Nachrichten, die uns in diesen Stunden aus Frankreich erreichen. Wir alle sind fassungslos angesichts dieser schrecklichen Katastrophe, die so viele Menschen aus dem Leben gerissen hat. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Sie brauchen jetzt jede mögliche Unterstützung. Ganz persönlich und im Namen der deutschen Sozialdemokratie drücke ich meine tiefe Trauer aus."


"Ein schwarzer Tag für die Lufthansa"

Auch der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, äußerte sich tiefbetroffen und sprach Familien und Freunden der Opfer im Namen des Europäischen Parlaments seine aufrichtige Anteilnahme aus: "Diese Tragödie und der Verlust an Menschenleben machen uns alle tief betroffen", sagte Schulz. Bei der Eröffnung der Plenarsitzung werde das Europäische Parlament am Mittwoch den Opfer mit einer Schweigeminute gedenken.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, reagierte „mit großer Bestürzung und tiefem Schmerz“ auf die Nachricht des Absturzes. „Die unfassbare Tragödie lässt Worte versagen. Deshalb rufe ich zum Gebet für Opfer und Angehörige auf. Erbitten wir für sie Gottes Beistand und Trost“, sagte er am Dienstag. „Wir gedenken der Opfer dieses Unglücks, das Menschen plötzlich und unerwartet mitten aus dem Leben gerissen hat.“

Lufthansa, Air Berlin und die Ferienfluggesellschaft Condor wollen ihre A320-Maschinen nach eigenen Angaben vorerst weiter starten lassen. Zunächst müsse die Absturz-Ursache geklärt sein, hieß es am Dienstag auf Anfrage. „Im Moment ist nichts anderes geplant“, sagte auch eine Sprecherin der Lufthansa-Tochter Swiss Air. Der Ferienflieger Tuifly hat keine A320-Maschine im Betrieb.
Die Maschine vom Typ A320 hat in der Basisausstattung 180 Sitze. Germanwings ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa AG. Gemeinsam mit der Flotte der Lufthansa-Tochter Eurowings soll sie künftig Direktverkehre in ganz Europa anbieten.

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