Ebenfalls betroffen ist die Kette Bobo Q, die zwischenzeitlich 80 Shops in Deutschland betrieben hat und seit 2010 nach eigenen Angaben über 1000 Arbeitsplätze im Land geschaffen hat. Bobo Q und der Zulieferer Possmei International GmbH ziehen gerade gemeinsam gegen das Uniklinikum Aachen und den Laborinstrumente-Hersteller Leco vor Gericht. Possmei beliefert etwa 70 Prozent des Marktes in Deutschland und musste ebenfalls starke Verluste im Zuge der Meldung in Kauf nehmen.
"Die Unternehmen nehmen gerichtliche Hilfe in Anspruch hinsichtlich Unterlassung und Schadensersatz", heißt es seitens des Anwalts Carsten J. Diercks. "Die Meldung mit den falschen Bewertungen hat die Unternehmen mitten im gut laufenden Geschäft erwischt. Dass keine krebserregenden Stoffe in den Produkten enthalten sind, ist inzwischen auch durch Untersuchungen der zuständigen Lebensmittelbehörden erwiesen. Styrol und Acetophenon sind außerdem natürliche chemische Stoffe, die zum Beispiel auch in Orchideen, Weintrauben oder Rotwein vorkommen", sagt Diercks. Das Universitätsklinikum Aachen äußert sich zu dem Thema aufgrund des laufenden Gerichtsverfahrens derzeit nicht.
Niedrige Kapitaleinsätze locken
Der Niedergang des Bubble-Tea-Kults ist deshalb so tragisch, weil der Markt mit dem asiatischen Eistee so zersplittert ist. Wie Katharina Richardson sind viele Unternehmer auf Verträge mit Franchise-Unternehmen wie zum Beispiel San-Tea oder Possmei eingegangen. Diese schienen oft attraktiv, da die Kapitaleinsätze verhältnismäßig niedrig waren.
So mancher Existenzgründungsberater hätte im Vorfeld davon abgeraten, das Glück im Bubble-Tea zu suchen. "Natürlich hätte es gut gehen können, das hängt immer von den Zahlen ab", sagt Ralf Antzenberger vom Deutschen Gründerforum in Hanau. "Aber in der Regel sollte man nicht einfach auf einen Trend setzen. Der kann ja auch schnell wieder vorbei sein." Seit zwölf Jahren ist Antzenberger als Berater tätig. Die Negativ-Presse im Sommer schätzt er eher als letzten Todesstoß der Branche ein. "Der Markt war schon total dicht. Es schien als seien kaum Konkurrenzanalysen gemacht worden", sagt er.
Wie viele Läden sich langfristig durchgesetzt hätten, beziehungsweise noch durchsetzen werden, ist im Moment schwer zu beurteilen. Verbindliche Zahlen über Erfolge und Schließungen werden laut Bundesverband der Hotels und Gaststätten in Deutschland (DEHOGA) nicht erfasst. "Für eine genaue Beurteilung ist es im Moment noch zu früh", heißt es seitens der DEHOGA. Meldungen von frustrierten Unternehmern, deren Hoffnung auf Erfolg mit einer Meldung dem Boden gleich gemacht wurde, kommen derweil aus ganz Deutschland: Egal ob aus Saarbrücken, Freiburg oder Berlin. Nur die wenigsten von ihnen können sich mit der Hoffnung auf Schadensersatz einen zeitraubenden und kostspieligen Gang vor Gericht leisten. Sie fühlen sich um ein gutes Geschäft betrogen.