Globus Brite baut exklusive Erdkugeln

Peter Bellerby setzt einen Kontrapunkt zur seelenlosen Massenware: Der Brite baut in seiner Manufaktur Globen – und kommt mit der Produktion der exklusiven Liebhaberstücke kaum nach. Die Geschichte einer zufälligen Marktlücke.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Globus-Manufaktur in London bis ins kommende Jahr ausgebucht. Quelle: Stuart Freedman

Peter Bellerby wirkt müde, aber zufrieden. Er sitzt auf einem Sofa, eingemummelt in eine flauschige Sweatjacke und einen dicken Schal, in der Hand eine Tasse Tee mit Milch. „Wir haben so viel zu tun“, sagt er, „bis zum April 2016 sind wir schon ausgebucht.“ In ihrer kleinen Werkstatt in der Bouverie Mews im Londoner Stadtteil Stoke Newington stellen Bellerby und seine sieben Mitarbeiter Globen her.

Erstaunlich: In Zeiten, in denen die Menschen bei Google Maps nach der richtigen Route suchen und sich im Straßenverkehr auf die Ansagen ihrer Navigationsgeräte verlassen, gibt es eine achtmonatige Warteliste für handgefertigte, kugelförmige Modelle der Erde, von denen manche so teuer sind wie eine Luxuslimousine. Noch dazu mit Namen, die eher antiquiert wirken – „Galileo“, „Churchill“ oder „Britannia“.

Die teuersten Auktionen der Welt
Zwei seltene Bilder von Andy Warhol sind in New York für insgesamt 151,5 Millionen Dollar (rund 121 Millionen Euro) unter den Hammer gekommen. Die Porträts „Triple Elvis“ und „Four Marlons“ befanden sich im Besitz des deutschen Casinobetreibers Westspiel, der sie in den 1970er Jahren erstanden hatte. Bei der Auktion von Christie's brachte „Triple Elvis“ 81,9 Millionen Dollar ein, „Four Marlons“ 69,6 Millionen. Die fast 2,13 Meter hohen Porträts gehören zu den berühmtesten Werken Warhols. Quelle: AP
Édouard Manets 1881 entstandenes Bild „Le Printemps“ (Der Frühling) brachte bei Christie's mehr als 65,1 Millionen Dollar (52 Millionen Euro). Gerechnet hatte der Kunsthändler mit der Hälfte. Der bisherige Auktionsrekord für den französischen Impressionisten lag bei 33 Millionen Dollar. Das Bild war mehr als ein Jahrhundert in Privatbesitz, seit 1909. Es zeigt eine junge, ernst blickende Frau in Sonntagskleidung in einem Meer von Blumen. Ursprünglich hatte Manet alle vier Jahreszeiten malen wollen, es wurden dann aber doch nur „Frühling“ und „Herbst“. „Der Frühling“ gilt als eines von Manets Meisterwerken. Ein Jahr vor dem Tod des Malers war es 1882 im Salon de Paris präsentiert worden. Es zeigt die Schauspielerin Jeanne Demarsy mit Haube und in einem geblümten Kleid und weckt - wie der Name des Bildes bereits vermuten lässt - Erinnerungen an den Frühling. Manet hatte beabsichtigt, Werke zu allen vier Jahreszeiten anzufertigen - fertigstellen konnte er allerdings nur seine Gemälde zum Frühling und zum Herbst. Manet starb im Jahr 1883 bereits im Alter von 51 Jahren. „Der Frühling“ befand sich seit 1909 in einer amerikanischen Privatsammlung. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war das Bild an die nationale Kunstgalerie in den USA ausgeliehen worden. Quelle: Reuters
Wie das Auktionshaus Sotheby's mitteilte, wurde die British Guiana One-Cent Magenta von 1856 in New York für 9,5 Millionen Dollar (7,0 Millionen Euro) versteigert. Es ist das vierte Mal, dass sie in ihrer langen Geschichte den Auktionsrekord für eine einzelne Briefmarke erobert hat. Der Käufer wollte laut Sotheby's anonym bleiben. Der stellvertretende Vorsitzende von Sotheby's, David Redden (im Bild), bezeichnete die Auktion als „wahrhaft großen Moment für die Welt der Briefmarkensammler“. Quelle: AP
Die 2,5 mal 3,2 Zentimeter One-Cent Magenta war seit 1986 nicht mehr öffentlich zu sehen. Es ist die einzige wichtige Briefmarke, die in der privaten Briefmarkensammlung der britischen Königsfamilie fehlt. David Beech, der frühere Kurator der Britischen Bibliothek, sagte, ein Kauf dieser Briefmarke sei mit dem des berühmten Gemäldes der „Mona Lisa“ vergleichbar. Quelle: dpa
Zwei Werke aus Andy Warhols Serie „Death and Disaster“ haben bei einer Auktion in New York zusammen mehr als 100 Millionen Dollar (73 Millionen Euro) erlöst. „Race Riot, 1964“ wechselte am 13. Mai bei Christie's in New York für 62,9 Millionen Dollar den Besitzer und brachte damit weit mehr als die zuvor geschätzten 45 Millionen. Auch Warhols „White Marilyn“-Gemälde, das kurz nach dem Selbstmord von Marilyn Monroe im Jahr 1962 entstanden war, lag mit 41 Millionen Dollar mehr als 20 Millionen über dem erwarteten Erlös. Quelle: AP
Der Jahrgang 1947 gilt als einer der besten für die Weine des Château Cheval Blanc. Bereits im Dezember hat eine Kiste mit zwölf Flaschen beim Auktionshaus Christie's in Frankreich über 131.000 Euro erzielt, der Verkauf wurde aber erst jetzt bekannt. Der Weinhändler Aubert Bogé von Millésimes, der die Kiste kaufte, hält das sogar für relativ günstig: "Der Preis könnte hoch erscheinen, aber angesichts des wahren Wertes des Weins ist er nicht exzessiv", sagte er. Den Rekord für den teuersten Wein kann die Versteigerung aber nicht brechen: der wird ebenfalls von einem Château Cheval Blanc 1947 gehalten. Eine Sechs-Liter-Flasche erzielte im Jahr 2010 in Genf einen Auktionserlös von umgerechnet rund 221.800 Euro. Quelle: Screenshot
Ein Gemälde des US-Malers Edward Hopper ist in New York für umgerechnet 30 Millionen Euro versteigert worden. Das ist der höchste Auktionspreis, der je für ein Werk des New Yorker Künstlers erzielt wurde, wie Christie's mitteilte. Unter den Hammer kam das melancholische Gemälde „East Wind Over Weehawken“ von 1934, das eine vom Hudson River umsäumte Straße in einer Stadt in New Jersey zeigt. Sein Schätzwert lag zwischen 22 Millionen (rund 16,1 Millionen Euro) und 28 Millionen Dollar. Der Verkaufserlös soll in die Schaffung einer neuen Stiftung der Kunstakademie von Pennsylvania fließen, in deren Besitz sich das Gemälde bislang befand. Der Käufer von „East Wind Over Weehawken“ blieb anonym. Quelle: dpa

Ein Grund für den Erfolg ist der Perfektionismus des Gründers: Die Landkarten auf Bellerbys Globen müssen bis ins kleinste Detail korrekt sein. Die mit Pinseln aufgetragene Wasserfarbe, mit der die Ozeane blau gefärbt werden, darf nicht tropfen oder verschwimmen; die Umrisse der Kontinente müssen dunkel schattiert sein; Städte und Gewässer müssen akkurat eingezeichnet, die Oberflächen anschließend mit einer Schutzschicht lackiert werden. Ein zeitraubendes und aufwendiges Verfahren. Je größer der Globus, desto länger dauert es. Pro Jahr fertigt das Team 200 bis 300 Exemplare an, maximal 1000 könnten es werden. Doch dann ist Schluss, findet der 50-jährige Firmengründer. Weder die Qualität der Produkte noch der Spaß an der Arbeit soll sinken.

Die Kunstfertigkeit des familiären Studios hat sich inzwischen weit über die Londoner Stadtgrenzen herumgesprochen. Kürzlich meldete sich sogar der Pariser Louvre bei Bellerby. Das Museum wollte einen Coronelli-Globus bestellen, bei dem die Landkarten noch auf alten Kupferplatten gedruckt werden. Als Geschenk für den französischen König Ludwig XIV. hatte der italienische Kartograf Vincenzo Coronelli im 17. Jahrhundert zwei Globen mit einem Durchmesser von vier Metern gebaut. Da allerdings musste Bellerby ausnahmsweise passen. Denn das kartografische Material für seine Globen stammt von modernen Computerdruckern.

Die sieben Typen der Luxuskäufer
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Konsumenten von Luxusartikeln weltweit mehr als verdreifacht: von rund 90 Millionen im Jahr 1995 auf 330 Millionen Ende 2013. Dies zeigt die Studie „Lens on the Worldwide Luxury Consumer” der internationalen Managementberatung Bain&Company, die auf der Befragung von 10.000 Konsumenten basiert.Foto: Instagram Quelle: Handelsblatt Online
Und Jahr für Jahr kommen neue Luxuskäufer dazu: bis 2020 wird es weltweit rund 400 Millionen, bis 2030 an die 500 Millionen Luxuskonsumenten geben. Doch wie ticken sie, welche Vorlieben haben sie und wofür geben sie am liebsten ihr Geld aus? Die Macher der Studie haben das Verhalten dieser Kunden analysiert und sieben verschiedene Käufertypen definiert, auf die sich die Luxuskonzerne einstellen müssen. Quelle: dpa
Die AlleskäuferSie stehen für 25 Prozent des Marktvolumens oder Ausgaben von 2350 Euro pro Kopf und Jahr. Diese Käufergruppe ist neu im Luxussegment, im Durchschnitt jünger als die anderen Kundensegmente und legt eine höhere Bereitschaft an den Tag, mit Produkten und Marken zu experimentieren. Alleskäufer sind vornehmlich Frauen, die hochwertige Produkte wie Schmuck und Uhren favorisieren. Sehr gerne lassen sie ihr Geld in markeneigenen Fachgeschäften und kaufen auf Reisen ein. Sie experimentieren mit neuen Marken, ihre Markentreue ist daher relativ gering. Dieses Verhalten ist typisch für chinesische Konsumenten aus Großstädten abseits der bekannten Metropolen. Quelle: dpa
Die ÜberzeugtenDieser Käufertyp steht für 20 Prozent des Marktvolumens oder Ausgaben von 1750 Euro pro Kopf und Jahr. Es sind gebildete Kunden der Generation X (aktuell 34 bis 48 Jahre alt) und Y (13 bis 33 Jahre). Lederwaren und Uhren haben Priorität, zugleich ist diese Konsumentengruppe hochsensibel für die Unterschiede zwischen den Marken. Die Überzeugten kaufen häufig am Wohnort ein und lassen sich durch Informationen aus dem Internet und über soziale Medien lenken. Sie sind die Trendsetter in Chinas Metropolen und herrschen in westeuropäischen und nordamerikanischen Großstädten vor. Quelle: AP
Die Investoren Sie stehen für 13 Prozent des Marktvolumens oder Ausgaben von 1450 Euro pro Kopf und Jahr. Diese Käufergruppe achtet besonders auf Qualität und Langlebigkeit von Luxusprodukten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Lederwaren und Uhren, die auch von Generation zu Generation vererbt werden können. Einkäufe werden sorgfältig recherchiert, Empfehlungen anderer Konsumenten spielen eine große Rolle. Zum Segment der Investoren gehören Japaner sowie Kunden aus dem Mittleren Osten und reifen Märkten. Quelle: dpa
Die HedonistenSie stehen für zwölf Prozent des Marktvolumens oder Ausgaben von 1100 Euro pro Kopf und Jahr. Sie lieben Luxus und das Erlebnis, Luxusprodukte zu kaufen. Auch haben sie eine hohe Affinität für Markenzeichen, kaufen vor allem Accessoires und sind durch Werbung beeinflussbar. Obwohl die Hedonisten ihr Interesse an Luxus gerne zur Schau stellen, finden sich in dieser Gruppe kaum offene Befürworter von Markenprodukten. Dieser Typus zieht sich durch alle Märkte und Generationen. Quelle: dpa
Die KonservativenSie stehen für 16 Prozent des Marktvolumens oder für Ausgaben von 1000 Euro pro Kopf und Jahr. Es sind reifere Kunden – Männer und Frauen gleichermaßen –, die sich nicht als Trendsetter sehen. Sie favorisieren Schmuck und Uhren bekannter Marken, kaufen in Warenhäusern und lassen sich vor allem durch Empfehlungen von Freunden und Familienmitgliedern überzeugen. Die Konservativen finden sich insbesondere in reifen Märkten, aber auch in China. Quelle: dpa

Woher aber kommt – 300 Jahre nach dem Tod des Sonnenkönigs und angesichts der Verfügbarkeit digitaler Landkarten – die anhaltende Faszination für Globen, die weit über die Seefahrernation Großbritannien hinausgeht?

Weltreise per Handstreich

Vielleicht daher, weil alleine ihr Anblick inspiriert. Sie setzen die Länder anschaulich zueinander in Beziehung, eine Weltreise ist immer nur einen Handstreich entfernt – und erzeugt ein völlig anderes Gefühl als die digitale Navigation via Google Earth. „Man kann sich als Individuum mit der eigenen Lebensgeschichte selbst verorten“, sagt Bellerby, „auf einem Computerbildschirm, der immer nur einen Ausschnitt zeigt, geht das nicht.“ Selbst ein Atlas biete nicht jene umfassende, winkel- und längengetreue Perspektive.

"Ein Kontrapunkt zur seelenlosen Massenware "

Einigen Auftraggebern reicht das nicht. Sie lassen sich auf ihren maßgefertigten Erdkugeln zusätzlich ihre Geburtsstadt einzeichnen. Andere wählen einen Ort, der in ihrem Leben wichtig war, und lassen ihn grafisch hervorheben. In der Werkstatt schweben auf einem Globus zwei filigran gezeichnete Engel über der Stadt Madeira – dort hatte der Kunde einst seine Verlobung gefeiert.

Solche unverwechselbaren, analogen Einzelstücke sind wie ein Kontrapunkt zur vermeintlich seelenlosen Massenware des digitalen Zeitalters. Auch die Qualität trägt zu ihrer Beliebtheit bei. Ein Bellerby-Globus lässt sich mühelos drehen, die Finger des Betrachters gleiten beim Spaziergang über die Kontinente ungehindert über die glatte Oberfläche. Das mechanische Geheimnis dieser Leichtigkeit ist für das Auge unsichtbar: Die Kugeln ruhen unter der Oberfläche, in Schalen mit unsichtbaren Kugellagern.

In der Manufaktur herrscht konzentrierte, stille Arbeitsatmosphäre. In den Regalen, auf Tischen und am Boden stehen Erd- und Himmelsgloben in fünf Größen und unterschiedlichen Farben. Quer durch das Atelier sind Wäscheleinen gespannt. Dort trocknen an Klammern jene Papierkeile mit kartografischen Details, die später auf die Erdkugeln aufgeklebt werden: 24 sind es bei den kleineren, 48 bei den größeren Globen.

Das klingt einfach, ist aber kompliziert. Die feuchten Papierzungen müssen glatt gespannt und dann präzise aneinandergefügt werden – und dabei können sie schnell reißen. Außerdem dürfen sie nicht überlappen. Wer schlampt, lässt ganze Länder von der Erdkugel verschwinden: „Grönland und Alaska sind besonders oft betroffen“, sagt Bellerby. Tüftelarbeit erfordert auch die Abbildung der Längen- und Breitengrade.

Der größte Bellerby-Globus hat einen Durchmesser von 1,27 Metern, der kleinste von 23 Zentimetern. Jenes Modell ist aktuell der Bestseller, es passt auf einen Schreibtisch und kostet umgerechnet 1535 bis 3070 Euro – je nach Design, Grundierung und der Menge an Farbe, die für Meere und Kontinente aufgetragen werden muss. Knapp 74 000 Euro ließ sich dagegen ein Russe seinen Globus kosten, der trotz vieler Extras in knapp zwei Monaten fertig werden musste. „Ich habe meinen Mitarbeitern Überstunden und einen Bonus gezahlt“, sagt Bellerby.

Die berühmtesten Klavierbauer
C. Bechstein Quelle: Pressebild
Bösendorfer Quelle: Pressebild
Blüthner Quelle: dpa
Schimmel Quelle: dpa
Steinway & Sons Quelle: dpa
Fazioli Quelle: Pressebild
Sauter Quelle: Pressebild

Alle haben ihr Handwerk von ihm gelernt. Der Autodidakt bastelte erst im Jahr 2008 seinen ersten eigenen Globus – als Geschenk zum 80. Geburtstag seines Vaters. Der hatte einst als Schiffsbauer gearbeitet. Sechs bis zwölf Monate benötigt heute ein Lehrling in Bellerbys Werkstatt, bis er den Herstellungsprozess meistert. Bei dem Firmengründer selbst vergingen rund 18 Monate, bis er sein erstes Modell zustande brachte.

Bellerby hat sie schon oft erzählt, trotzdem klingt die Geschichte immer wieder gut: wie er 2008 auf der Suche nach einem Geschenk für seinen Vater entweder nur billige Massenware oder teure Antiquitäten fand – aber keinen korrekt gezeichneten, ästhetisch ansprechenden und qualitativ hochwertigen modernen Globus; wie er daraufhin zu Hause selbst Experimente begann. Bis ihm schließlich ein Stück gelang, das seinen perfektionistischen Ansprüchen genügte. „Die Dinge gerieten außer Kontrolle“, sagt er, wenn er sich an seine Obsession von damals erinnert.

Zufällige Marktlücke

Qualifiziert war er dafür nicht, denn als Abiturient hatte er sich zuletzt mit Erdkunde und Physik beschäftigt. Danach hatte er verschiedene Berufe ausgeübt. Mal verkaufte er Filmrechte für Videos an Fernsehstationen, dann führte er einen Nachtclub und eine Kegelbahn, renovierte ein Londoner Haus und verkaufte es mit Profit weiter. Letzteres finanzierte ihm seine Lehrzeit als erster Globusbauer des 21. Jahrhunderts. Sogar die Gipskugel für sein erstes Exemplar hat er einst selbst gebastelt. Immerhin: Diese Tätigkeit erledigen heute meist externe Zulieferer.

Jeder Produktionsschritt war zunächst mit neuen Herausforderungen verbunden: Die Anschaffung der Werkzeuge und das Drucken des Kartenmaterials war teuer, die Kartografie oft fehlerhaft, Ortsnamen falsch übersetzt. Frustriert machte sich der Novize daran, die kommerziell erhältlichen Landkarten mithilfe von Google Maps zu korrigieren. Eine ebenso teure wie langwierige Methode. Insgesamt investierte Bellerby eigenen Angaben zufolge umgerechnet mehr als 200 000 Euro in das Geburtstagsgeschenk seines Vaters. Erst später dämmerte ihm, dass er damit ganz nebenbei eine Marktlücke entdeckt haben könnte. 2010 verkaufte er seinen ersten Globus an einen Australier, inzwischen floriert das Geschäft.

Die besten Maßschneider Europas
Radermacher Quelle: Screenshot
Gennaro Solito Quelle: Screenshot
Max Dietl Quelle: Screenshot
Knize Quelle: Screenshot
Massimo und Lorenzo Cifonelli (Paris)Das Familienunternehmen Cifonelli ist eine Maßschneiderei, die heute in einer kleinen Seitenstraße der berühmten Champs Élysées im Herzen von Paris liegt. Betrieben wird sie von Massimo und Lorenzo Cifonelli, die das Haus ihres Großvaters traditionsbewusst fortführen. Beibehalten haben sie vor allem den von Arturo entwickelten, besonderen Zuschnitt der Schulternaht und des Ärmelzusatzes, der unter Modekennern als „Cifonelli-Schulter“ bezeichnet wird. Das besondere an dieser Machart ist die maximale Bewegungsfreiheit bei einer stark geschwungenen Brustpartie und einem sehr hohen Armloch. Nicht nur Modezar Karl Lagerfeld schätzt den Modesalon. Auch Industrielle, Politiker, Musiker und Schauspieler sind treue Einkäufer der im eigenen Haus gefertigten Kleidungsstücke. Quelle: Screenshot
Katrin Emmer (Potsdam)Kathrin Emmer nutzt ihre großflächige Potsdamer Altbauwohnung als Schneiderwerkstatt für ihre handgefertigten Kleidungsstücke nach Maß. Die selbstständige Schneidermeisterin, die sich auf Herrenanzüge spezialisiert hat, fertigt neben klassischer Oberbekleidung auch Leinenhosen, Westen und Capes für ihre Abnehmer an, die hauptsächlich aus Potsdam oder Westberlin in das Atelier kommen. Quelle: Screenshot
Maciej Zaremba Quelle: Screenshot

Denn die Luxusgloben sprechen keineswegs nur pensionierte Nostalgiker an, was der Erfolg in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram beweist. Wichtigste Absatzmärkte sind die USA und Großbritannien, an dritter Stelle steht Deutschland mit knapp 40 Kunden.

Berühmte Käufer

Darunter auch Prominente: Der Regisseur Martin Scorsese kaufte vier Globen als Requisiten für seinen 3-D-Film „Hugo Cabret“, der nigerianische Künstler Yinka Shonibare nahm gleich elf Stück. 75 Prozent der Kunden sind jedoch Privatleute.

Den individuellen Gestaltungswünschen seiner Käufer kommt Bellerby normalerweise gerne nach, selbst wenn ein Unternehmen einen Globus mit lilafarbenen Kontinenten und silbernen Ozeanen bestellt – was der Engländer für eine vulgäre Geschmacksverirrung hält. Anders sieht es bei politisch motivierten Sonderwünschen aus: Als ein Kunde einen Globus ohne den Staat Israel haben wollte, lehnte Bellerby ab. Aus Territorialkonflikten will er sich heraushalten.

Allerdings achte er bei Globen für indische Kunden darauf, dass die Grenze zu Kaschmir korrekt verläuft. „Wer da einen Fehler macht, dem drohen bis zu sechs Monate Gefängnis“, sagt Bellerby, „und das darf mir bei meiner nächsten Indien-Reise nun wirklich nicht passieren.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%