Grüne Unternehmen Warum mehr Nachhaltigkeit auch gut für das Ergebnis ist

Ökologisches Wirtschaften wird immer mehr zum Erfolgsfaktor für das Management der Unternehmen. Nachhaltigkeit als Ziel verbessert nicht nur das Image sondern senkt auch die Kosten und verbessert das Ergebnis.

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Ökonomie und Ökologie sind heute untrennbar miteinander verbunden: Wer Ressourcen-schonend wirtschaftet, arbeitet mit höherer Effizienz und niedrigeren Kosten. Quelle: Fotolia

Gesundheitsschädliche Chemikalien in T-Shirts großer Modeketten. Fabriken in Dritte-Welt-Ländern, die Luft und Wasser verschmutzen und in denen unterbezahlte Arbeitskräfte unter katastrophalen Sicherheitsbedingungen Billigprodukte herstellen. Waschmaschinen und Kühlschränke, die viel mehr Energie verbrauchen als nach dem Stand der Technik notwendig wäre. PS-protzende automobile Dickschiffe, die bei Herstellung und im täglichen Betrieb die Atmosphäre mit Unmengen von CO2 und Feinstaub belasten.

Umweltschädliches Verhalten als Unternehmer, Manager oder Verbraucher hat ganz unterschiedliche Ausprägungen und lange hat kaum jemand über die langfristigen Folgen nachgedacht. Doch das ändert sich: Seitdem Energie teuer geworden ist und die Folgeschäden nicht-nachhaltigen Wirtschaftens in der Natur und bei Menschen und Tieren sichtbar geworden sind, gelten Umweltsünden nicht länger als Kavaliersdelikt. Schärfere gesetzliche Vorschriften, höhere gesellschaftlicher Druck und ein verändertes Konsumverhalten führen dazu, dass auch die Prioritäten für unternehmerisches Handeln neu formuliert werden.

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„Nachhaltiges und ökologisch verantwortliches Handeln ist für Unternehmen und Management eine strategische Fragestellung, bei der es um die Absicherung der Zukunft und die Positionierung im Markt und in der Gesellschaft geht“, sagt Andreas Schläpfer, Assoziierter Partner des Züricher Beratungsunternehmens Brugger und Partner, das auf Nachhaltigkeitsberatung spezialisiert ist.

„Unser Wirtschaftssystem funktioniert nur, wenn Energie und Rohstoffe in ausreichender Menge und der notwendigen Qualität verfügbar sind“, erläutert der Berater. „Da beide limitiert sind und die Preise dafür steigen, erklärt sich die Notwendigkeit für einen sparsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen von selbst.“ Für Schläpfer ist Nachhaltigkeit Teil der Corporate Social Responsibility, also der gesellschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens: „Sozial, gesellschaftlich und ökonomisch zu handeln, sind für mich kein Widerspruch sondern ein Dreiklang.“

Der funktioniert allerdings nur, wenn alle Ebenen und alle Bereiche eines Unternehmens sich dazu verpflichtet fühlen, „darum muss die Geschäftsführung nachhaltiges Handeln zu einem Unternehmensziel erklären“, fordert Schläpfer. Und der Bewusstseinswandel braucht Zeit: Bevor sich die Strategie tatsächlich im gesamten Unternehmen durchgesetzt hat, können zwei bis drei Jahre vergehen. „Die Neuorientierung muss in den Köpfen anfangen, das Dollar-Zeichen im Auge und die Konkurrenz im Nacken allein reichen nicht aus.“

Welche Rolle(n) Berater heute spielen

Doch auch wenn der gute Wille vorhanden ist, kann der Wandlungsprozess schwierig sein: Der Schwachpunkt ist häufig der Einkauf, in vielen Branchen sind die Lieferketten globalisiert und damit schwer kontrollierbar. Wohin das führen kann, lässt sich anhand der Skandale bei Textilhandelsketten wie Kik oder H&M erkennen: Deren Lieferanten in Bangladesch oder Pakistan verstoßen immer wieder gegen die von den Ketten gesetzten Standards. Gehen die Bilder solcher Katastrophen weltweit über die TV-Bildschirme, müssen die Unternehmen mit Protestwellen und schlimmstenfalls einem zumindest zeitweisen Boykott durch die Verbraucher rechnen.

Druck der Öffentlichkeit

Dass die Qualitätskontrolle bei langen und komplizierten Lieferketten schnell auf der Strecke bleiben kann, zeigt sich auch in anderen Branchen – etwa bei den japanischen Autoherstellern Toyota und Nissan, die wegen defekter Airbags vom gemeinsamen Zulieferer Takata drei Millionen Fahrzeuge zurückrufen und nachbessern mussten. „Die Themen Ökonomie und Ökologie kann man nicht trennen, immer mehr Unternehmen erkennen, wie wichtig ökologisch nachhaltiges Handeln für ihre eigene Geschäftstätigkeit ist“, sagt Darya Nassehi, Geschäftsführer von TMG Consultants.

Das Stuttgarter Beratungsunternehmen hat gut 25 Jahre Erfahrung in der Beratung für die produzierende Industrie. Zu den Kunden der gut 60 Berater zählen namhafte deutsche Unternehmen wie Daimler, Bosch Schaeffler, Merck oder Evonik. 80 Prozent der Kunden sind Wiederholer: Stammkunden, die den TMG-Beratern immer wieder neue Projekte anvertrauen.

„Treiber der Entwicklung sind vor allem Konzerne und international aufgestellte mittelständische Unternehmen“, sagt Norbert Haas, der bei TMG das Kompetenzcenter für Supply Chain Management und Logistik leitet. „Je größer die Unternehmen sind und je stärker sie im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, umso stärker kümmern sie sich um das Thema Nachhaltigkeit.“

Kleine und mittlere Unternehmen hinken dagegen häufig hinterher, hat eine TMG-Studie über „Green Logistics“ ergeben. Vor allem bei Maschinen- und Anlagebauern sowie bei Unternehmen der Prozessindustrie hat Studienautor Benjamin Hölzle Nachholbedarf festgestellt. „Auch in der Konsumgüterindustrie liegt der Umsetzungsgrad noch deutlich hinter dem allseits bekundeten hohen Stellenwert zurück. Der Druck des Marktes und der Endkunden ist offenbar doch nicht so groß, wie vielfach vermutet.“

Das gilt auch für den sogenannten Carbon Footprint, die Menge CO2, mit der ein Unternehmen die Umwelt belastet. Die CO2-Emissionen gelten deshalb als wichtiger Indikator für nachhaltiges Wirtschaften. „Mehr als die Hälfte der von uns untersuchten Unternehmen hält es bislang allerdings nicht für notwendig, den Carbon Footprint zu messen“, kritisiert Haas. Damit fehle den Unternehmen nicht nur ein Indikator, um den Erfolg von Maßnahmen zur CO2-Reduzierung nachzuweisen, sondern auch um künftige Schritte in diese Richtung zu steuern und die vorhandenen Potenziale auszuschöpfen.

So erkennen Sie gute Berater

Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: Wer Ressourcen-schonend wirtschaftet, arbeitet mit höherer Effizienz und niedrigeren Kosten, was wiederum das Unternehmensergebnis positiv beeinflusst. „Ökologie ist keine Modeerscheinung sondern ein Wettbewerbsfaktor“, sagt TMG-Geschäftsführer Nassehi. Um das gesamte Geschäftsmodell ökologisch wettbewerbsfähig zu machen, haben die Stuttgarter den sogenannten „Fit-For-Green“-Ansatz entwickelt: ein Tableau, das einerseits die Treiber wie etwa die Energiewende oder das veränderte Umweltbewusstsein der Konsumenten beschreibt und auf der anderen Seite die Gestaltungsfelder des Unternehmens, um den Herausforderungen gerecht zu werden.

Individuelle Lösungen von kleinen Spezialisten

„Die grüne Logistik ist nur eines von drei Gestaltungsfeldern, ebenso wichtig für den Gesamterfolg sind Entwicklung und Design der Produkte und die Bedingungen, unter denen tatsächlich produziert wird“, sagt Berater Haas. Zum TMG-Portfolio gehört darum die Beratung in allen drei Bereichen: von der Idee für ein Produkt und dessen Design und Optimierung unter ökologischen Gesichtspunkten, über Standort, Energiebedarf und Gestaltung der Produktionsprozesse in der Fabrik bis zu Verpackung und Transport. Für den Autobauer Daimler hat TMG etwa das Montagekonzept für den City-Flitzer Smart entwickelt.

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Auch wenn viele Unternehmen in Sachen Ökologie noch großen Nachholbedarf haben: Einige machen diesen Job schon heute richtig gut. Ein Positiv-Beispiel für gutes Lieferantenmanagement ist die Otto-Gruppe. „Die haben ihren Lieferanten klare Umweltziele vorgegeben und kontrollieren die Einhaltung konsequent“, sagt Haas, „bei Nichterfüllung der Verträge drohen Sanktionen.“ Maßstäbe bei der Logistik setzt für ihn Ikea: „Die sind Meister in Sachen Verpackungsdesign.“

Beratungsangebote für grüne Themen aller Art bieten heute viele Unternehmensberatungen an, auch die großen internationalen Häuser wie McKinsey, Boston Consulting Group, Bain oder A.T. Kearney sind dort aktiv. Doch obwohl weniger bekannt, haben die kleineren Spezialisten wie TMG oder Brugger und Partner einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren mächtigen Mitbewerbern: „Die Großen arbeiten standardisiert nach vorstrukturierten Prozessschritten, wir entwickeln individuelle Lösungen“, sagt Haas. Unterschiede gibt es auch bei der Honorierung: „Wenn es messbare Erfolge gibt, sind wir auch bereit, uns am Risiko zu beteiligen“, sagt Nassehi.

Eva Manger-Wiemann, Partnerin und Mitgründerin der Züricher Meta-Beratung Cardea, die ihren Kunden dabei hilft, für ihr jeweiliges Projekt den richtigen Berater zu finden, sieht vor allem in der höheren Seniorität der kleineren Spezialisten einen Vorteil: „Viele haben Industrieerfahrung und selbst Verantwortung getragen, bevor sie Berater geworden sind.“ TMG-Chef Nassehi formuliert es salopper: „Bei uns gibt es keine Kinderkreuzzüge, wir begegnen unseren Kunden auf Augenhöhe.“

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