In der VW-Stadt Wolfsburg sind derzeit die Hotelbetten knapp. Das Pendlerchaos wegen der hochwassergeschädigten ICE-Trasse ist dafür auch ein Grund, aber dennoch: Hunderte Hageltechniker sind in und um Wolfsburg unterwegs, nicht nur bei VW. Die Dienstleister mieten Scheunen oder bauen gleich mobile „Besichtigungspavillons“ auf. Großereignisse schwächten zwar den Konkurrenzkampf um Preise, sagt Hammer. Doch sie seien auch eine Gelegenheit für schwarze Schafe.
Wer wie bei VW an die Großaufträge kommen will, muss Personalpower haben. Der Branchenriesen Douteil aus Nordrhein-Westfalen etwa kommt auf einen Fuhrpark aus 100 Fahrzeugen und 50 Anhängern. Er ist auch in Polen, der Schweiz, Brasilien und in den USA unterwegs. Wichtig ist frühe Information. Der „Dent Master“ (Dellen-Meister) aus Dallas in den USA lädt im Internet dazu ein, Hagelstürme zu melden. In einer Online-Maske können Tippgeber gleich anklicken, wie dick es denn kam: Tischtennisball, Hühnerei oder Grapefruit?
In Deutschland bemühen die Dellendrücker Profi-Dienstleister, die Wetterdaten sammeln. Oder sie beäugen den Blitz-Informationsdienst von Siemens. Auch das Hobby der „Storm Chaser“ (Sturmjäger) ist eine willkommene Quelle - die Unwetterfans filmen Gewitterformationen. Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst sagt, dass Studien zur Hagelhäufigkeit fehlten. Generell gebe es ein Nord-Süd-Gefälle, doch auch das Erzgebirge im Osten sei ein „Hotspot“. Meteorologen könnten übrigens am Radar Hagel nicht sicher von Starkregen unterscheiden.
Und wenn es hagelt, dann klingelt in der Regel bald die Kasse bei den Dellendoktoren. Rund um Autowerke ist der Effekt logischerweise groß. Die Industrieversicherungssparte bei der Allianz berichtet zwar von Schutzmöglichkeiten wie Hagelnetzen, doch immer wieder trifft es das Blech. Die Versicherer sind dann wichtige Helfer. Bettina Sattler von der Allianz berichtet etwa, dass die Versicherung bei der Auswahl der Hagelausbeulfirmen und den Ausschreibungsgesprächen unterstütze.
Die Nachfrage ist auch für Kfz-Betriebe ein Standbein. So bieten Handwerkskammern Fortbildungen an zur „Fachkraft für innovative Fahrzeugaufbereitung“. Inhalt: Lackschadenfreie Ausbeultechnik.