Hall of Fame „Ein konservativer Revolutionär“

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Gewinnen mit dem Siegerflieger

Das schloss kleinere Tricks durchaus ein: Als sich der Mineralwasserhersteller Apollinaris ankündigt, bevölkern Kolle und Rebbe die noch spärlich belegten Agenturräume mit eilends zusammengetrommelten Freunden, um den Neukunden zu beeindrucken. Sie bekommen den Auftrag und produzieren ihren ersten TV-Spot.

Mit wachsender Kundenzahl bleibt Kolle sich treu, pflegt das Understatement. Das Klischeebild vom Grinsewerber im weißen Porsche findet keinen Platz im Arbeitsspeicher; Kolle selbst fährt einen Fiat 500. „Stefan hatte ein sehr feines Gespür dafür, die richtigen Leute in die Agentur zu holen“, sagt Strategie-Chef Ralph Poser, „er sagte: wir sind ein Eco-, kein Egosystem; wir helfen einander, gute Arbeit zu leisten.“

Die ist vor allem eins: nicht aufdringlich und uneitel. Als Kolle Rebbe den Etat der Biermarke Krombacher gewinnt, erwarten viele in der Branche einen kreativen Neustart. Stattdessen setzt Kolle weiter auf Wald, See und gefühliges Gitarrengedudel. Geht es dagegen um größere Veränderungen, etwa darum, der Lufthansa ein nahbareres Image zu geben, macht Kolle auch vor Marken nicht halt: Er macht die Luft- zur „Fanhansa“ und den Airbus, der 2014 die deutsche Weltmeisterelf von Rio nach Berlin bringt, zum „Siegerflieger“. Der Coup kostet die Fluglinie gerade mal 3600 Euro für die Aufkleber und bringt ihr 100 Millionen Nennungen in internationalen Medien. „Dabei kommt diese Idee ohne große Show aus“, sagt Kreativchef Fabian Frese, „das Ergebnis ist scheinbar simpel, aber sehr nahbar und zugleich emotional.“

Die Ideen des

Der Agentur bringen das internationale Auszeichnungen – und Aufmerksamkeit. Übernahmeangebote lehnt Unternehmer Kolle aber ab. Stattdessen strickt die Agentur ihr eigenes Netzwerk, um mit gleichgesinnten Anbietern etwa für die Lufthansa in Indien zu werben oder Auftraggeber wie den Sport-Streaminganbieter Dazn zu bedienen.

„Kolle Rebbe verfügt über ein solides Fundament, die Agentur ist gut aufgestellt“, sagt Vogel. Dafür haben Kolle und Kompagnon Rebbe, der vor zwei Jahren ausstieg, noch gemeinsam gesorgt, als sie Anteile an inzwischen zwölf Teilhaber vergaben und Kolle Rebbe von der Inhaber- zur Partneragentur umbauten. Die Partner haben auch einen Plan, was nun mit Stefan Kolles Schreibtisch geschieht: Der wird zum Arbeitsplatz für Praktikanten und Agentur-Nachwuchs. Dem Gründer hätte das gefallen.

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