Der schlaksige Fliegenträger finanzierte mit seiner Beteiligungsfirma bereits weltweite Bahnprojekte, etwa in Estland, Frankreich, Kolumbien und Guatemala. Er macht sich keine Illusion, dass er auch beim HKX „einen langen Atem“ braucht. Wer sich in der Bahnbranche engagiere, „tut dies auch aus Leidenschaft“, so Posner. „Das ist kein Job, sondern eine Berufung.“
Mit dieser Einstellung hat Posner den Kern eines kleinen Bahnimperiums aufgebaut. Den Anfang machte die Iowa Interstate Railroad im amerikanischen Norden. Aus der habe er nach zehn schwierigen Anfangsjahren eine „extrem profitable“ Güterbahn gemacht. Das Geld investiere er in „riskante Geschäfte im Ausland“.
Posner verfolgt eine merkwürdige Philosophie. „Mache lieber ein schlechtes Geschäft mit einem guten Partner als ein gutes Geschäft mit einem schlechten Partner“, sagt er. Denn nur mit einem guten Partner gelänge es, ein schlechtes Geschäft langfristig und nachhaltig erfolgreich zu machen. „Auch deshalb bin ich zuversichtlich, in Deutschland langfristig Erfolg zu haben.“ Außerdem zahle sich die „Hartnäckigkeit beim HKX langsam aus“.
Tatsächlich funktioniert der HKX heute anders als beim Betriebsstart 2012. Im Frühjahr änderten Posner und das Unternehmen zum ersten Mal die Strategie. Das Management wurde verkleinert, die bisherige Chefin Eva Kreienkamp verließ HKX, seitdem führt Carstensen die Geschäfte alleine. Er sortierte die anfälligsten Züge aus und strich den Fahrplan zusammen.
Eher etwas schlicht gestrickt
Das brachte zarte Erfolge. Einbrüche bei den Fahrgastzahlen wie im Herbst 2013 blieben aus. Die Zahl der Passagiere hielt sich mit rund 40.000 Fahrgästen pro Monat stabil, dank weniger Zügen sei „die Auslastung hochgegangen“, so Carstensen. Ab Oktober wird der Fahrplan daher auf maximal zwei Hin- und Rückfahrten pro Tag zwischen Köln und Hamburg reduziert.
Die zweite strategische Änderung betraf den Fahrkartenverkauf. HKX bietet seine Tickets etwa über die Web-Seite und im Zug an. Künftig sollen auch Tickets der Deutschen Bahn anerkannt werden. Dann können Reisende im Reisezentrum, über Fahrkartenautomaten und auf bahn.de oder über die Handy-App des Konkurrenten aus Berlin ihre Tickets kaufen.
Um das zu ermöglichen, muss der HKX die Anerkennung als Nahverkehrsbahn erlangen. Die Landesbehörden in Nordrhein-Westfalen haben dem Antrag bereits zugestimmt. HKX konnte nachweisen, dass die Mehrzahl der Reisenden weniger als eine Stunde im Zug sitzt. So definiert das Gesetz den regionalen Eisenbahnverkehr in Deutschland.
Üblicherweise fahren solche Züge im Auftrag der Bundesländer, die die Strecken ausschreiben und dafür bezahlen. HKX dagegen fährt voll auf eigene Rechnung. Das Unternehmen muss sich jetzt nur noch mit der Deutschen Bahn einigen, wie die Einnahmen verteilt werden, wenn Passagiere mit Zügen beider Unternehmen reisen. Die Verhandlungen laufen noch. Kommen sie zu einem gütlichen Ende, genügt künftig ein einziges Ticket, um etwa von Kiel nach Koblenz zu fahren und dazu sowohl die üblichen Regionalzüge als auch den HKX zu benutzen. „Wir haben uns jetzt das Beste aus zwei Welten ausgesucht“, sagt Carstensen. HKX fahre weiter eigenwirtschaftlich im Fernverkehr und profitiere davon, gleichzeitig als Nahverkehr zu gelten. „Man muss sich halt den Wünschen der Kunden anpassen.“
Das versucht Carstensen mit der Kraft der Verzweiflung, um HKX das Überleben zu sichern. Die Preise passte er den Billigtarifen der stürmischen Konkurrenz durch die Fernbusse an. Beim Catering, so Carstens Erfahrung, habe sich gezeigt, dass die Fahrgäste weder Gurkensticks noch Frischobst wünschten.
Also bietet HKX ein Sortiment aus 20 Klassikern wie Coca-Cola, Snacks und Filterkaffee an. Der durchschnittliche Fahrgast sei eher etwas schlichter gestrickt, meint Carstensen und lächelt.
Die pflaumenfarbenen Züge mit den Türen im Fliederton haben die Stimmung des HKX-Chefs offensichtlich gehoben.