Auch deshalb haben sich die Reedereien in den vergangenen Jahren zu Allianzen zusammengeschlossen, in denen sie ihre Schiffe und Routen gemeinsam planen und verteilen. Diese Konstrukte geraten durch die Fusionen ins Wanken.
Die Allianzen der Reedereien
Der Name der Allianz "CKYHE" setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Mitglieder zusammen: Das ist die Cosco Shipping Line aus China, die japanische K-Line, Yang Ming aus Taiwan, die koreanische Hanjin und die taiwanische Reederei Evergreen, fünftgrößte Reederei der Welt.
In der Allianz "2M" haben sich die beiden größten Reedereien der Welt zusammengeschlossen, die dänische Maersk Line und die Schweizer MSC. Damit hat 2M nicht nur die meisten Marktanteile, sondern auch die größten Schiffe. Die Allianz verfügt alleine über 25 Mega-Containerschiffe mit einer Kapazität von mehr als 18.000 Standardcontainern.
Eigentlich wollten die beiden Reedereien gemeinsam mit der drittgrößten Reederei, der französischen CMA CGM, die Mega-Allianz "P3" gründen. Doch die chinesischen Kartellbehörden legten ihr Veto gegen dieses Bündnis ein.
Einer der Partner der Allianz G6 ist Hapag-Lloyd, die größte deutsche Reederei. Sie kooperiert mit den japanischen Reedereien MOL und NYK, der Orient Overseas Container Line (OOCL) aus HongKong, der Hyundai Merchant Marine (HMM) mit Sitz in Südkorea und der singapurischen NOL. Ein Mitglied wird das Netzwerk aber wahrscheinlich bald verlieren: NOL soll vom französischen Konkurrenten CMA CGM übernommen werden. Aus G6 wird dann vielleicht G5.
Nach dem die geplante Mega-Allianz P3 am Widerstand der Chinesen platzte, schuf sich CMA CGM ein neues Netzwerk: Die Franzosen, drittgrößte Reederei der Welt, kooperiert mit China Shipping (CSCL) und der arabischen Reederei United Arab Shipping Agency Company (UASC). Gemeinsam besitzen die Reedereien aktuell sieben Mega-Schiffe, sieben weitere sind geordert. Auch die Schiffe der singapurischen NOL will CMA CGM nach der Übernahme in die Allianz integrieren.
Hapag-Lloyd bildet mit fünf weiteren Reedereien die Allianz G6, zu der bisher NOL gehörte. Mit der Übernahme durch CMA CGM scheidet NOL wohl bald aus der Kooperation aus.
Schon kursieren Gerüchte, dass die Franzosen von CMA CGM gerne eine völlig neue Kooperation gründen würde, die in ihren Ausmaßen alle anderen Kooperationen übertreffen soll. Dazu wolle sich CMA CGM mit der neuen chinesischen Coscocs und deren Landsmännern Evergreen und OOCL zusammentun, berichtet der Branchendienst Alphaliner. Die neue Allianz wäre damit noch größer als die Kooperation 2M der Branchenführer Maersk und MSC.
Wetteifern um Rang 5
Vor allem würde dadurch auch die Reederei Evergreen gestärkt, mit der Hapag-Lloyd nun schon seit Jahren um den fünften Rang in der Weltrangliste wetteifern muss. Kurzzeitig konnte Hapag-Lloyd Evergreen durch die Fusion mit CSAV überholen.
Mittlerweile haben die Chinesen wieder mehr Marktanteile und ein wesentlich volleres Orderbuch. Mehr 40 neue Schiffe haben die Chinesen nach Daten des Analysedienstes Alphaliner bestellt, darunter elf Schiffe der höchsten Größenklasse mit einer Kapazität von mehr als 20.000 Standardcontainern.
Hapag-Lloyd hingegen hat seine Überlegungen, in den Markt der Mega-Containterschiffe einzusteigen, aufgegeben. Stattdessen haben die Hamburger gerade verkündet, dass sie zwei neue Schiffe für den Südamerika-Verkehr gekauft haben. Mit einer Kapazität von 3500 Standardcontainern zählen die eher zu den Zwergen der Branche.
Immerhin ist das Geschäft mit den Warenströmen innerhalb Südamerikas wesentlich profitabler als das Wettrennen auf den großen Weltmeeren. Damit »stärken wir auch unsere Position in einem attraktiven Nischenmarkt«, sagte Hapag-Lloyd-Vorstand Anthony Firmin.
Fokus auf die Nischen statt Wettstreit um die Rennstrecken: Habben Jansen scheint das für die kommenden Jahre als richtige Strategie für Hapag-Lloyd zu sehen. Er bleibt optimistisch.
2016 soll Hapag-Lloyd die Wende ganz geschafft haben, dann will Habben Jansen auch unter dem Strich endlich wieder schwarze Zahlen schreiben - und den Aktionären vielleicht sogar endlich ihre langersehnte Dividende zahlen. Auch, wenn das heißt, auf der Weltrangliste womöglich noch weiter zurückzufallen.