Hard-Rock-Café Wenn ein Indianerhäuptling am Hard Rock verdient

Wer ein Hard Rock Café besucht, der weiß zumeist nicht, wer der Restaurant-Eigentümer ist: ein Indianerstamm aus Florida. Doch jetzt hat sich der Häuptling einmal selbst gezeigt.

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Seminole-Häuptling Chief James E. Billie im Berliner Hard Rock Café. Sein Indianerstamm aus Florida ist seit acht Jahren Eigentümer der Restaurant-Kette. Quelle: dpa

Es gab Zeiten, da war das Geldverdienen für Häuptling James Billie eine gefährliche Angelegenheit. Der Indianer reckt seinen verstümmelten rechten Ringfinger, um daran zu erinnern. Ein Krokodil hat ihm vor Jahren den halben Finger abgerissen - bei einem Schaukampf für Touristen. Heute reist der Häuptling der Florida-Seminolen als Geschäftsmann um die Welt: Sein Stamm hat vor acht Jahren die Hard Rock Cafés gekauft. Nun bilanziert Billie bei einem Berlin-Besuch: „Es hat sich für uns definitiv bezahlt gemacht.“ Doch viele andere Indianer-Stämme hatten weniger Glück.

James Billie ist 71 Jahre alt, trägt unterm bunt gemusterten Hemd eine Goldkette mit Kreuz und in den Schuhen keine Socken. Besuchern hält er zur Begrüßung die geschlossene Faust entgegen. Man sieht den untersetzten Mann nicht besonders häufig in den Restaurants, die Besucher mit harter Musik und Devotionalien des Rock empfangen. „Die meiste Zeit bin ich zu Hause und führe den Stamm“, sagt Billie. An der Wand nebenan hängt eine Jacke John Lennons.

Den 4000 Indianern des Stammes gehören heute rund 170 Hard Rock Cafés, 21 Hotels und 10 Casinos. „Die Seminolen zählten nicht zu den reichsten Leuten der Welt“, blickt Billie zurück. „Hard Rock hat uns ein Stück weit von der Armut entfernt und es geht uns sehr gut.“

Vor zehn Jahren lag der Umsatz der Kette und ihrer Franchise-Nehmer bei 700 Millionen US-Dollar, im vergangenen Jahr waren es 3,9 Milliarden Dollar (3,56 Mrd Euro), wie Vorstandschef Hamish Dodds sagt. „Die Firma ist noch stark im Wachstumsmodus.“ In 64 Ländern ist Hard Rock aktiv, Neueröffnungen stehen etwa in China, Indien, Lagos, Kenia und der Mongolei an. In Berlin sucht das Unternehmen einen Standort für ein Hard Rock Hotel.

Die besten Rocksongs über Geld
Muse: AnimalsAuf dem jüngsten Album „The 2nd Law“ beschreibt Muse-Sänger und –Komponist Matthew Bellamy mit „Animals“ die Rücksichtslosigkeit des Finanzsystems. Der Text ist eine ironische Aneinanderreihung von Börsenweisheiten, inklusive des berüchtigten „Buy, when blood is on the street.“ Das Lied endet mit der Aufforderung „Kill yourself Come on and do us all a favour“, gefolgt von der Geräuschkulisse des New Yorker Börsenparketts.  Quelle: AP
Pink Floyd: MoneyDas Album “The Dark Side of the Moon” von 1973 ist das erfolgreichste der legendären Art-Rock-Band Pink Floyd (hier Gitarrist Roger Waters bei einem Konzert 2013 in Bukarest). In „Money“, das mit dem rhythmischen Klappern einer Ladenkasse beginnt, werden die Freuden des Reichtums, aber auch seine Vergänglichkeit und die Verderbtheit der Gier besungen: „Money it’s a gas“, das Geld ist ein Gas – und dringt in alle Ritzen der menschlichen Existenz ein. Der Satz ist ein Zitat des französischen  Denkers Gilles Deleuze Quelle: AP
erJanis Joplin: Mercedes BenzDie große und erste weiße Meisterin des rauchigen Blues brachte zum Ausdruck, was Millionen träumen: „Oh Lord, won't you buy me a Mercedes Benz ? My friends all drive Porsches, I must make amends. Worked hard all my lifetime, no help from my friends, So Lord, won't you buy me a Mercedes Benz ?” Deutsche Luxus-Autos waren auch unter amerikanischen Rock-Größen der rebellischen 1960er Jahre stets ein Hit. Quelle: dpa
The Beatles: TaxmanDer von George Harrison (links) komponierte Eröffnungssong des Beatles-Albums „Revolver“ (1966) war eine offene Kritik an den hohen Steuern der damaligen britischen Labour-Regierung unter „Taxman“ Harold Wilson: „If you drive a car, I'll tax the street. If you try to sit, I'll tax your seat. If you get too cold I'll tax the heat. If you take a walk, I'll tax your feet” Das Thema hat natürlich nie an Aktualität verloren, oder wie Harrison einmal sagte: „There’s always a taxman“.   Quelle: dpa
Abba Quelle: dpa
The Smiths: Paint a vulgar pictureDie “Smiths” waren eine der stilbildenden Bands der 1980er Jahre. Ihr Sänger Morrissey (im Bild während eines Konzert im Januar 2013) inszeniert sich bis heute gerne als einsame Künstlernatur, der dem Treiben der Welt distanziert gegenübersteht. In seinem Smiths-Song „Paint a Vulgar Picture“ kritisiert er die Ausbeutung eines toten Sängers durch eine geldhungrige Plattenfirma:  “At the record company meeting. On their hands - a dead star. And oh, the plans they weave. And oh, the sickening greed.” Ja, wenn die krank machende Gier nicht wär! Quelle: AP
bDire Straits: Money for NothingDer größte Hit der Dire Straits von 1985 ist eine ironische Auseinandersetzung mit dem Musik-Geschäft. Er ist aus der Perspektive eine einfachen Menschen gesungen, der sich darüber empört, dass Rockstars „Geld für nichts“ bekommen und „Chicks for free“ obendrein. Komponist und Sänger Mark Knopfler behauptete, das Lied sei entstanden, nachdem er das Gespräch zweier Arbeiter in einem Plattenladen belauscht habe. Quelle: dpa

Für die meisten Indianerstämme in den USA sind solche Erfolge außer Reichweite. Das Office of Indian Energy and Economic Development im US-Innenministerium arbeitet seit 2006 daran, das zu ändern. Es berichtet, die Stämme nähmen ihr ökonomisches Schicksal zunehmend selbst in die Hand - sei es im Tourismus, Glücksspiel, Energie, Handwerk, Landwirtschaft und Forsten.

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