Hauptstadtflughafen BER Jetzt soll ein Beamter den Berliner Flughafen retten

Seite 3/3

Und jetzt auch noch Tegel

Doch was ist schon normal auf Deutschlands peinlichster Baustelle? Das dort versammelte Versagen böte mehr als genug Stoff für eine Komödie. Wenn es nicht um Milliarden öffentliche Gelder ginge.

Zu Anfang wollte ein Konsortium den BER für zwei Milliarden Euro bauen. Berlin war das zu teuer und baute lieber in Eigenregie. Die Kosten explodierten aufs Dreifache. Eigentlich sollten fünf Baulose vergeben werden, es wurden dann 50. Keiner behielt den Überblick. Die Baupläne waren wertlos. Ursprünglich sollte außerdem Rauch im Brandfall unterirdisch ins Freie geleitet werden. Doch Rauch drängt nach oben. Geplant hatte das ein dubioser Bauzeichner. Die obere Etage wird nun separat entlüftet.

Und dann wäre da noch die Kapazitätsfrage. Anfangs sollte der BER 17 Millionen Passagiere abfertigen. 2017 kamen aber bereits 33 Millionen nach Berlin. Der Airport erhielt deshalb Anbauten und eine Zwischenebene. Leider ist nun kaum Platz für Kabel, Wasserleitungen und Entlüftungsrohre.

Und jetzt auch noch Tegel

All das wäre genug Arbeit für einen Krisenmanager. Doch nun nimmt die Diskussion um Kapazitäten neue Fahrt auf, befeuert von den Airlines, den Passagieren – und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Ist der neue Flughafen nicht schließlich schon bei Eröffnung zu klein? Sollte man nicht besser Tegel offen halten?

Für Lütke Daldrup wäre Letzteres ein Horrorszenario: Wieder einmal würde bei laufender Fahrt der Kurs geändert, wieder einmal müsste er Planungen anpassen, wieder einmal hätte er das Risiko. Bis zu 200 Millionen Euro mehr pro Jahr würde der Betrieb von zwei Standorten kosten, ließ er ausrechnen. „Wirtschaftlich ergibt das keinen Sinn.“ Die Berliner dürfen trotzdem Ende September per Volksentscheid ihr Votum abgeben, wenn auch rechtlich unverbindlich.

Gesamtranking: Der beste Flughafen Deutschlands

Allerdings: Eine Vorwärtsverteidigung, ein flammendes Plädoyer für seinen Gegenvorschlag, den Masterplan BER 2040, bringt Lütke Daldrup auch nicht über die Lippen. Debatte, Risikofreude, alles seine Sache nicht. Er sagt nur: „Ich habe als Flughafenchef nicht die Aufgabe, mich in die Verantwortung der Gesellschafter einzumischen.“ Einen Plan B, so viel verrät er, habe er nicht. Ob er beim Volksentscheid denn persönlich gegen den Weiterbetrieb von Tegel stimme? Dazu schweigt er. Immerhin drängen nun seine Gesellschafter, Berlin und Brandenburg, auf eine Krisensitzung, um mit dem Bund das endgültige Aus für Tegel abzumachen.

Lütke Daldrup dürfte die ganze Debatte pro Tegel als eine Beleidigung seiner planerischen Intelligenz werten. Werbung für seinen Standpunkt aber macht er kaum.

Wie schwer ihm das Soziale fällt, kann er kaum verbergen. Nach dem Gespräch in seinem Zimmer geht er in die Lobby für ein paar ungefährliche Fotos. Dann will er eine rauchen. Den Raum verlässt er grußlos.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%