Hauptversammlung Marseille Kliniken - kann hier jemand rechnen?

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Keine Stellungnahme

Die schlechtesten Managementleistungen 2011
Thomas Middelhoff Quelle: dpa
Léo Apotheker Quelle: dapd
Angelika Dammann Quelle: dpa
Masataka Shimizu Quelle: dapd
Clemens Börsig Quelle: rtr
Wolfgang Werner Quelle: dpa
Rupert Murdoch Quelle: dapd

Ulrich Marseille wollte dies weder erklären noch zu anderen Fragen der WirtschaftsWoche einzeln Stellung nehmen. In einer E-Mail heißt es: „Ihre Ausführungen gehen an der Sache vorbei. Ihre Feststellungen sind im Wesentlichen unrichtig und werden ausdrücklich bestritten.“

Mit Geschäften wie diesen vermiest sich Thanheiser seine tadellose operative Bilanz. Er konnte in 2011/12 nicht nur den Umsatz des Pflegeheimbetreibers um fünf Millionen auf 195 Millionen Euro steigern, sondern auch das Konzernergebnis auf 6,5 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Die Auslastung der MK-AG-Häuser ist mit knapp 89 Prozent laut Branchenkennern überdurchschnittlich gut.

Doch seine Leistung geht bei all den Deals innerhalb der Marseille-Familie unter. Zum Beispiel durch so kuriose Verrechnungen wie diese: Vor einigen Jahren hatte die Klinikkette Ulrich Marseille ein Darlehen gewährt, das er zwei Jahre später zurückgezahlt haben will. Erst heute – weitere zwei Jahre später – will den Parteien aufgefallen sein, dass die MK AG Ulrich Marseille damals viel zu hohe Zinsen in Rechnung gestellt hat, nämlich 106.000 Euro. Die will man ihm nun erstattet haben. So steht es im Geschäftsbericht.

Zweifel werden laut

Davon abgesehen, dass es verwunderlich ist, wenn sich Geschäftsprofis um 106.000 Euro verrechnen und das erst zwei Jahre später merken, weckt die Summe an sich Zweifel. Sie taucht nämlich bereits in einem früheren Geschäftsbericht auf in Form einer nicht beglichenen Forderung der MK AG gegen Ulrich Marseille.

Mitte 2010 hatte die MK AG ein für sie kostspieliges Geschäft gemacht. Der Vorstand kaufte aus dem Reich der Familie Marseille die Allgemeine Ansgar Pflege Pflegedienste (AAP) heraus. Der Kaufpreis betrug 6,5 Millionen Euro – obwohl AAP Ende 2009 eine negative Eigenkapitalquote aufwies und kein nennenswertes Vermögen besaß. AAP ist vielmehr eine Dienstleistungsgesellschaft, die eine Altenpflegeeinrichtung in Gera betreibt. Die 6,5 Millionen Euro wurden damals mit Forderungen verrechnet, die die MK AG gegen Ulrich Marseille geltend machte. Am Ende blieb eine Restsumme von 106.000 Euro übrig. Und die wurde laut Geschäftsbericht auch im Folgejahr nicht bezahlt. Ausgerechnet um exakt jene Summe will sich die MK AG nun verrechnet haben.

Zu hinterfragen ist auch die Rolle der Kommunikationsagentur WMP von Aufsichtsrat Tiedje. Im aktuellen Geschäftsbericht heißt es, dass der Vertrag mit dem Spin-Doktor zum 31. August gekündigt wurde. Auf dem Aktionärstreffen im Oktober waren aber mindestens zwei WMP-Mitarbeiter zugegen. Eine Sprecherin erklärte gegenüber der WirtschaftsWoche, dass WMP noch auf Projektbasis für die MK AG tätig sei.

All das wirft Fragen auf, die die MK AG nicht beantworten will. Fragen, denen Thanheiser bei der Hauptversammlung von Montag an nicht mehr aus dem Weg wird gehen können. Wie gut, dass Chefaufseher Middelhoff für das Aktionärstreffen vorsorglich zwei Tage angesetzt hat.

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