Hedgefonds-Chef Carson Block "Ströer-Management verdient das Vertrauen nicht"

Muddy Waters-Chef Carson Block genügen die Antworten des Ströer-Managements auf seinen umstrittenen Report nicht. Der hatte die Aktie abstürzen lassen, während der Hedgefonds auf einen fallenden Kurs gewettet hatte.

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Unternehmenssitz des Werbevermarkters Ströer in Köln. Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Mr. Block, waren Sie eigentlich zufrieden mit den Antworten, die das Management von Ströer auf Ihren Report “Blue Sky or Being Taken for a Ride” parat hatte?

Block: Nein, wir fanden, dass es den Antworten an wichtigen Details und an Transparenz fehlte.

Was meinen Sie konkret, an welchen Punkten haben die Antworten Ihre Erwartungen nicht erfüllt?

FreeX, Sambara, der zwischenzeitliche Rücktritt von Dirk Ströer von seiner Aufsichtsrat-Tätigkeit, die Umklassifizierung der Umsätze im Bereich Public Video (nicht aber der Kosten), die Basis für Ströers Kalkulation des organischen Wachstums, sowie Antworten auf weitere Probleme im Bereich Rechnungslegung.

Warum hat es den Antworten aus Ihrer Sicht an Klarheit gefehlt?

Meiner Meinung nach fehlte es den Antworten an Klarheit, weil sie vielfach darauf angelegt waren, Investoren noch weiter in die Irre zu führen.

Gehen wir ins Detail. Beim Thema organisches Wachstum, bei dem Sie Ströer unterstellen, weit weniger stark zu wachsen als behauptet, hält Ströer Ihnen im Gegenzug vor, dass Muddy Waters Wechselkurseffekte in Höhe von zwölf Millionen Euro nicht berücksichtigt hat. Stimmt das?

Nein, diese Aussage ist durchweg unzutreffend. Wie Sie Seite 7 des Berichts entnehmen können, haben wir Ströers organischem Wachstum für das Jahr 2014 sogar einen noch größeren Wechselkurseffekt zugute gehalten, nämlich 15 Millionen Euro. Wir wenden diese Anpassung auf die 2013er Umsatzbasis an, was die korrekte Vorgehensweise ist. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, warum das Management behauptet, wir hätten die Wechselkurseffekte zugunsten von Ströer nicht berücksichtigt. Aber ich nehme an, sie hoffen darauf, dass solche Details den Investoren zu technisch sind, um sie nachzuvollziehen.

In demselben Zusammenhang sagt Ströer, Muddy Waters habe die Quotenkonsolidierung von zum Teil übernommenen Unternehmen nicht berücksichtigt. Stimmt das?

Die Berücksichtigung der konsolidierten Joint Ventures führt lediglich zu einem immateriellen Effekt, der nicht einmal im Ansatz ausreicht, die Differenz in Ströers Berechnung des organischen Wachstums zu erklären. Der Umsatz der konsolidierten Joint Ventures Betrug 12,5 Millionen Euro im Jahr 2014 und ist 2015 auf 14 Millionen Euro gestiegen. Dieses Wachstum um 1,5 Millionen Euro macht gerade einmal 0,2 Prozent von Ströers Umsatz für das Jahr 2014 aus.

"Ströer sollte offener sein."

Ein anderes strittiges Thema ist die Übernahme des Unternehmens freeXmedia durch Ströer im Jahr 2013. Ströer argumentiert hier, dass das Unternehmen Media Ventures, von dem Ströer letztlich freeXmedia übernahm, bereits seit zwölf Monaten dabei war, freeXmedia zu kaufen. Außerdem sagt Ströer, dass der Vorgang transparent und mit dem Segen des Aufsichtsrates gelaufen sei – stellt Sie diese Erklärung zufrieden?

Selbst wenn dies zuträfe, würde es nichts an unserer Überzeugung ändern, dass Udo Müller und Dirk Ströer einen Gewinn von mehreren Millionen erzielt haben, indem sie FreeXmedia nach nur sechs Monaten an Ströer weitergereicht haben.

Udo Müller sagte in der Telefonkonferenz am vergangenen Freitag, dass Muddy Waters Capital nicht versucht habe, in Kontakt zu treten mit Ströer – stimmt das?

Erstens: Wie das Management selbst auf der Telefonkonferenz hervorgehoben hat, haben wir mit diversen ehemaligen Mitarbeitern gesprochen. Zweitens: Wir haben - unter Pseudonym - mit der Investor-Relations-Abteilung gesprochen. Drittens: Die Tatsachen, die wir entdeckt haben, haben uns reichlich Grund gegeben, die Integrität des Managements anzuzweifeln. Von daher hätte es unseres Erachtens nicht weitergeführt, noch detaillierter mit Menschen zu sprechen, denen wir nicht vertrauen.

Was erwarten Sie jetzt vom Management von Ströer, um das Vertrauen von Investoren wieder herzustellen?

Ströers Management verdient das Vertrauen der Investoren nicht. Unabhängig davon sollte Ströer bei der Beantwortung der Fragen, die wir aufgeworfen haben, offener sein.

Haben Sie die Anwälte von Ströer oder die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bereits bei Ihnen gemeldet?

Wir sprechen nicht über unser Verhältnis zu den Aufsichtsbehörden.

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