Und dabei respektieren Sie die Urheberrechte?
Schilling: Na klar. Man muss aber differenzieren, wir sind ja hier nicht auf der Akademie der Künste. Bei uns geht es, wie gesagt, nicht um Journalismus, sondern um virale Inhalte, also Inhalte, die sich über soziale Netzwerke verbreiten. Es läuft doch in Wirklichkeit so: Die Menschen unterhalten sich bei Facebook miteinander. Wie in einem echten Gespräch schnappt der eine was auf, findet es gut und tratscht es weiter. Diese Inhalte übertragen sich vergleichbar mit Epidemien völlig unkontrolliert. Derjenige, der den Content ursprünglich mal eingespeist hat, freut sich doch, wenn dieser möglichst häufig geteilt und weiterverbreitet wird. Denn er bekommt als Gegenleistung die Aufmerksamkeit. Dieser Nutzer will doch sicher nicht ständig um Erlaubnis gefragt werden, ob seine Botschaft weiterverbreitet werden darf, sondern vor allem als Quelle genannt werden. Das ist ein Riesenunterschied.
Recherchieren Sie überhaupt eigene Stories?
Schilling: Wir wollen in Zukunft den Anteil der selbst entwickelten Storys deutlich ausweiten.
Worauf müssen wir uns denn gefasst machen?
Glöß: Keine Politik, keine Wirtschaft, keine Celebrities. Unsere Fans wollen keine Nachrichten. Sie suchen das Bedeutungsvolle in der Informationsflut. Sie sind sehr neugierig darauf, wie es anderen echten Menschen in vergleichbaren Lebenssituationen ergangen ist. Wie zum Beispiel andere Leute ihre ganz persönlichen Krisen bewältigen, Happy End inklusive. Unsere Fans wollen einfach mit ihrem Facebook-Klick ihr ehrlich empfundenes Mitgefühl ausdrücken. Bei uns geht es also um pure Emotion und Empathie. Wir interessieren uns mehr für die kleinen Geschichten des Alltags, die die Leute berühren und mit denen sie sich auch selber identifizieren können. Wir teilen die kleinen Sensationen des Alltags.
Wird sich diese Mitfühl-Masche nicht irgendwann einmal totlaufen?
Schilling: Es ist ja keine Masche! Das ist ja gerade der Twist, dass Überschriften nicht so klingen wie bei Journalisten. Aber das Entscheidende sind ja die Geschichten dahinter, die unsere Nutzer berühren. Wenn es nur die Überschriften wären, hätten wir ja eben nicht bereits so viele Shares und Likes. Wichtig ist für uns immer, dass die Leute eine Story „heftig“ finden, dann läuft sie auch.
War das die einzige Bedingung, als Sie den Namen für Ihren Dienst gewählt haben?
Glöß: Wir haben natürlich über mehrere Begriffe nachgedacht, hatten aber schnell das Gefühl, dass das am besten die Emotionen beschreibt, die wir mit unserer Seite transportieren wollen. Nämlich Dinge, die die Leute wirklich berühren – die eben „heftig“ sind.
Was sind das für Leute, die auf so etwas abfahren?
Glöß: Das sind, salopp gesagt, Frauen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren, die eigentlich nicht medienaffin sind. Was dabei aber sehr wichtig ist: Facebook ist im Gegensatz zu vielen anderen Netzwerken das einzige, das inzwischen fast in allen Alters- und sonstigen sozialen Gruppen sehr tief verbreitet ist.