Hermes, DPD und GLS Wie die Rivalen die Post übertrumpfen wollen

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Faire Wettbewerbsbedingungen

Amazon gilt als harter Verhandlungspartner. Hermes hat sich oft beschwert, dass die Preise für die Paketzustellung in Deutschland zu niedrig seien. Herr Back, Herr Winkelmann, sehen Sie das genauso?

Winkelmann (DPD): Die Preise sind tatsächlich sehr umkämpft. Auf bestimmte Preisniveaus wollen wir nicht herabsinken. Deshalb bauen wir DPD als Premiumdienstleister auf, mit einem Kundenservice und digitalen Angeboten, für die Kunden auch bereit sind, einen Premiumpreis zu zahlen. Damit bekommt man vielleicht nur zehn oder fünfzehn Prozent der Versandmengen, aber dafür lohnt sich das dann wirtschaftlich.

Back (GLS): Wir fahren nur dann, wenn wir auch Geld verdienen. Sonst könnten wir in Ideen wie Parcellock gar nicht investieren. Allerdings hat GLS hat auch keinen Kunden, der mehr als zwei Prozent des Umsatzes ausmacht. Und Preise kommen im Gespräch mit den Kunden zusammen, entweder man einigt sich oder nicht.

Herr Rausch, bei Hermes sieht die Struktur mit Amazon und Otto als Großkunden anders aus. Müssten Sie vielleicht mit ihrer Mutter – mit Otto – härter verhandeln?

Rausch (Hermes): Vor zehn Jahren haben wir 90 Prozent unseres Umsatzes mit Otto gemacht. Heute sind es nur noch 30 Prozent. Den weitaus größeren Anteil realisieren wir also mit Kunden außerhalb des Konzerns. Natürlich müssen die Preise auskömmlich sein. Aber wir liefern vor allem an Privatkunden. Und in diesem Marktsegment sind die Wettbewerbsbedingungen durch den politisch unterstützten Sonderstatus der Post verzerrt. Wenn heute ein Paket für 3,90 Euro mit bis zu 500 Euro Haftung von Oberammergau bis nach Flensburg transportiert wird, ist der Preis für die gebotene Leistung einfach 50 Cent zu niedrig.

Entwicklung des deutschen Paketmarktes

Wie sähen denn faire Wettbewerbsbedingungen aus?

Rausch (Hermes): Der Staat sollte endlich – wie immer wieder von der Monopolkommission gefordert – seinen von der KfW gehaltenen 21 Prozent Anteil an der Post verkaufen. Weiter müssen fiskalische Privilegien wie die Mehrwertsteuer-Befreiung weg. Zudem ist die Post im Briefmarkt weiter geschützt und hat nach wie vor über 90 Prozent Marktanteil. Jetzt will sie den Preis für das Briefporto wieder erhöhen. Auf 70 Cent! Mit dieser Erhöhung verdient die Post im Jahr mehr als 200 Millionen Euro - und davon profitiert auch der Paketbereich.

Winkelmann (DPD): Es wäre sicherlich hilfreich, wenn die zuständigen Behörden für mehr Transparenz im Briefbereich sorgen würden. Wieso die Post das Porto jetzt um acht Cent erhöhen will, ist kaum nachvollziehbar. Aufgrund der vor kurzem durchgesetzten Gesetzesänderung kann die Post jetzt ihre Preiserhöhungen auf Basis der Gewinne anderer europäischer Postgesellschaften rechtfertigen. Wenn die italienische oder die französische Post mehr am Briefversand verdienen, soll auch die Deutsche Post mehr Geld einstreichen dürfen. Das wäre so, als dürfte Shell seine Preise in Deutschland auf der Basis der Erträge von Shell oder Aral in Spanien und Frankreich anpassen.

Die Post hat allerdings viel höhere Lohnkosten als Sie. Die Gewerkschaft hat monatelang gestreikt, weil der Vorstand neue Tochterunternehmen mit niedrigerem Lohnniveau gegründet hat. Ihre Unternehmen hingegen wurden oft für die schlechten Arbeitsbedingungen kritisiert: Ihre Fahrer sind bei Subunternehmern beschäftigt und bekommen oft nur den Mindestlohn. Wann wird sich das ändern?

Back (GLS): Die Löhne der Fahrer hängen von den Subunternehmern ab, die sie einstellen. In München können Sie auch keine Zusteller für den Mindestlohn beschäftigen. Das ist oft eher ein Problem in strukturschwachen Regionen. Aber die Arbeitsbedingungen sind nicht so schlecht, wie sie oft dargestellt werden – sonst würden unsere Transportpartner bei der niedrigen Arbeitslosigkeit, die wir in Deutschland haben, gar keine Fahrer mehr finden.

Winkelmann (DPD): Durch den Mindestlohn musste sich in der Branche nicht mehr viel verändern, weil wir schon seit einigen Jahren hart daran arbeiten, die Arbeitsbedingungen und auch die Löhne zu verbessern. Die Probleme, über die so viel berichtet wurde, gab es oft nur in Einzelfällen. Aber diese Fälle haben uns aufgerüttelt.

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