Hidden Champions Deutsche Start-Ups erobern das Silicon Valley

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Deutsche Kunden im Valley

Nun will er den US-Markt ausloten, sein Büro liegt in einem Jugendstilbau, in dem auch Twitter sein Hauptquartier hat. Hoiers Arbeitsplatz im sogenannten Runway – einer Art Gemeinschaftsgroßraumbüro – hat der German Accelerator eingerichtet und bezahlt. Weit mehr als ein Dutzend Start-ups werkeln hier, unmittelbar neben Hoier bastelt ein Team an Drohnen, die testweise durch den langen Flur sausen.

Die ersten Gespräche mit möglichen Kunden hat Hoier schon geführt: „An den richtigen Kontakt zu kommen geht in den USA viel schneller als bei uns in Deutschland.“ Kürzlich habe er sich sogar mit einem US-Konkurrenten getroffen. Das sei hier viel normaler als in der Heimat, man müsse nur aufpassen, nicht selbst zu viele Details zu verraten. Im Oktober zieht Streetspotr für drei Monate in das neue Accelerator-Büro nach New York. Hoier freut sich darauf: „Unsere potenziellen Kunden sind vor allem Konsumgüterhersteller. Und von denen sitzen viele an der Ostküste.“

PARSTREAM - Jörg Bienert, Michael Hummel: Die Parstream-Gründer bieten Unternehmen eine besonders schnelle Datenbank. Finanzierung: 14 Millionen Dollar Quelle: Laif

Ob die Nürnberger sich mit ihrer App auf dem US-Markt etablieren können, ist dennoch nicht sicher. Schon andere Teilnehmer des Accelerator-Programms haben gespürt, wie viel härter der Wettbewerb auf dem US-Markt ist. Das Dresdner Start-up Lovoo mit seiner Flirt-App etwa musste seine Hoffnungen erst mal begraben: Angesichts von Konkurrenten wie dem populären Tinder blies Gründer Benjamin Bak den Eroberungszug schnell wieder ab. „Wir lassen uns den US-Markt als mögliches Ziel noch offen“, umschreibt der Gründer den Fehlschlag diplomatisch. Stattdessen fokussiert er sich auf Europa und Brasilien.

Für Moviepilot-Gründer Bauckhage zahlt sich der Schritt über den Ozean dagegen voll aus: Er hat vor einem Monat sein Deutschlandgeschäft verkauft. 15 Millionen Euro bezahlte das französische Online-Unternehmen Webedia für die deutsche Filmempfehlungsseite moviepilot.de. „Wir wollen uns ganz auf das US-Geschäft konzentrieren“, sagt Bauckhage.

Diese Apps pimpen Ihr Leben
Cozi Family OrganizerEin Din A 3 Familienkalender an der Küchenwand – das war gestern. Jetzt können Sie mit der Cozi Family Organizer App Ihr Familienleben organisieren. Ein gemeinsamer Kalender mit Einkaufslisten, Terminen und To-Do-Listen ermöglicht den Durchblick. Jedes Familienmitglied hat einen eigenen Zugang mit Passwort. So kann bei jedem Termin gekennzeichnet werden, wer alles involviert ist Die App ist für Android und iOS erhältlich. Quelle: Screenshot
EvernoteEvernote ist Ihr virtuelles Gedächtnis. Schnell Notizen machen, Fotos aufnehmen, Aufgabenlisten erstellen, Spracherinnerungen aufzeichnen und diese Notizen durchsuchen, egal, ob zu Hause, im Büro oder unterwegs. Evernote ist für Android und iOS erhältlich.
GoodreadsMit dieser App bleiben Sie auf dem Laufenden, welche Bücher Ihre Freunde gerade lesen und wie sie diese finden. Außerdem können Sie Barcodes scannen und so Bücher zu Ihrer „To Read“ Liste hinzufügen.Quelle: Goodreads
HelloWalletSparen ist hart, aber diese App hilft Ihnen dabei. Mit HelloWallet können Sie Online Banking machen und haben alle Überweisungen im Blick. Mithilfe verschiedener Kategorien kann dabei eingesehen werden, wie viel Geld Sie für Kleidung, Kaffee oder Sprit ausgegeben haben. Auch eine Vergleich mit den Ausgaben vorheriger Jahre ist möglich.  Quelle: Screenshot
Meditation OasisIdeal für die kleine Entspannung zwischendurch. Hören Sie sich verschiedene Meditationen an, mit oder ohne Musik oder mit Naturgeräuschen im Hintergrund. Dem Benutzer stehen dabei drei verschiedene Entspannungs-Hörspiele zur Verfügung. Diese besitzen eine Abspieldauer zwischen 5 und 24 Minuten. Quelle: Screenshot
OkCupidDiese App hilft Ihnen, Dates in Ihrer Nähe zu finden, ganz gleich ob Sie gerade zu Hause oder im Urlaub sind. Dabei steht hinter der App ein Benutzerkonto, mit dem Sie digital flirten, chatten und Singles kennenlernen können. OkCupid ist sowohl für Android als auch für iOS erhältlich.
QuiblyQuibly ist eine neue Q&A Seite speziell für Eltern. Dort können sie mit anderen Eltern diskutieren und sich austauschen über essentielle Fragen wie „Wie backe ich einen Minecraft Geburtstagskuchen für meinen Sohn“ oder „Wie bringe ich meinem Sohn Spaß am Lesen bei?“ Quelle: Screenshot

Für Celonis hat sich die Zeit im Accelerator ebenfalls gelohnt. Das Münchner Unternehmen hat eine Software entwickelt, mit der Konzerne wie Bayer oder Siemens Geschäftsprozesse analysieren und optimieren. Mit 40 Mitarbeitern erwirtschaftete Celonis im vergangenen Jahr einen Umsatz von vier Millionen Euro. Während seines US-Aufenthaltes im vergangenen Jahr hat Celonis-Chef Bastian Nominacher dort eine Dependance aufgebaut, vor allem aber die bislang wichtigste Partnerschaft festgezurrt – mit dem deutschen Softwareriesen SAP.

Mit den Walldorfern war Nominacher schon daheim in Deutschland ein halbes Jahr in Kontakt – ohne konkretes Ergebnis. „In den USA ging es dann Schlag auf Schlag“, erinnert er sich. Er nahm mit SAP-Managern im Valley Kontakt auf, die sofort zu einem Treffen bereit waren. „Zwei Tage später waren wir im SAP-Start-up-Programm und noch zwei Wochen später auf der größten SAP-Kundenmesse“, freut sich Nominacher.

Fast jeder deutsche Gründer schwärmt davon, wie viel einfacher und schneller solche wichtigen Termine im Valley zustande kommen. Darum ist es nicht ungewöhnlich, deutsche Partner über den Umweg USA zu akquirieren. „Es gibt viele Fälle, bei denen wir erst über das Valley mit großen deutschen Konzernen in ernsthaften Kontakt gekommen sind“, bestätigt auch Parstream-Gründer Bienert.

Für die Münchner Celonis-Zentrale hat die im Silicon Valley geschlossene SAP-Partnerschaft noch einen ironischen Nebeneffekt, erzählt Nominacher: „Wir haben über SAP schon einige Termine mit US-CEOs vermittelt bekommen – nicht in den USA, sondern wenn die gerade in Deutschland waren.“

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