DFL-Vorstand Seifert bemüht sich damit mit aller Macht, das meiste aus dem engen Markt herauszuholen. Er kann nichts daran ändern, dass es in Deutschland anders als in England im Bezahlfernsehmarkt praktisch keine Konkurrenz zu Sky gibt. Die Münchner sind mit fast 500 Millionen Euro pro Saison derzeit die größten Geldgeber der Liga. Um dem börsennotierten Konzern tatsächlich noch mehr Geld aus den Rippen zu leiern, muss Seifert daher vor allem eins tun: mit allen Mitteln für Konkurrenz sorgen.
Das kann er nur schaffen, wenn er den Spielplan in immer mehr Häppchen filetiert. Entweder Sky macht die Börse weit auf und sammelt die Teile ein. Oder es findet sich tatsächlich ein Free-TV-Sender wie RTL oder ProSiebenSat.1 – oder ein gänzlich neuer Mitspieler – , für den der Kauf eines Bundesliga-Minipaketes einen strategischen Wert darstellt. Völlig ausgeschlossen ist das nicht.
Der mit einem eigenen Film- und Seriengeschäft ins Internet drängende Online-Händler Amazon kann sich das Streamen von Fußball-Weltmeisterschaft und Bundesliga durchaus vorstellen. "Unmöglich wäre das nicht", sagte Firmengründer und Konzernchef Jeff Bezos der "Welt am Sonntag". "Sport ist ein interessanter Bereich."
Die umsatzstärksten Fußballclubs
Everton
Position im Vorjahr: -
Umsatz 2014*: 144,1 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 100,8 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Newcastle United
Position im Vorjahr: -
Umsatz 2014*: 155,1 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 111,9 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Galatasaray
Position im Vorjahr: 16
Umsatz 2014*: 161,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 157,0 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Inter Mailand
Position im Vorjahr: 15
Umsatz 2014*: 164,0 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 164,5 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
SSC Neapel
Position im Vorjahr: -
Umsatz 2014*: 164,8 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 116,4 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Atlético Madrid
Position im Vorjahr: 20
Umsatz 2014*: 169,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 120,0 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
FC Schalke 04
Position im Vorjahr: 13
Umsatz 2014*: 213,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 198,2 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Tottenham Hotspur
Position im Vorjahr: 14
Umsatz 2014*: 215,8 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 172,0 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
AC Mailand
Position im Vorjahr: 10
Umsatz 2014*: 249,7 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 263,5 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Borussia Dortmund
Position im Vorjahr: 11
Umsatz 2014*: 261,5 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 256,2 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Juventus Turin
Position im Vorjahr: 9
Umsatz 2014*: 279,4 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 272,4 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Liverpool
Position im Vorjahr: 12
Umsatz 2014*: 305,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 240,6 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Arsenal
Position im Vorjahr: 8
Umsatz 2014*: 359,3 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 284,3 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Chelsea
Position im Vorjahr: 7
Umsatz 2014*: 387,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 303,45 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Manchester City
Position im Vorjahr: 6
Umsatz 2014*: 414,4 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 316,2 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Paris Saint-Germain
Position im Vorjahr: 5
Umsatz 2014*: 474,2 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 398,8 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
FC Barcelona
Position im Vorjahr: 2
Umsatz 2014*: 484,6 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 482,6 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
FC Bayern München
Position im Vorjahr: 3
Umsatz 2014*: 487,5 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 431,2 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Manchester United
Position im Vorjahr: 4
Umsatz 2014*: 518,0 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 423,8 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Real Madrid
Position im Vorjahr: 1
Umsatz 2014*: 549,5 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 518,9 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Quelle: Deloitte
DFL-Vorstand Seifert selbst verwies gerade im Interview mit der „Zeit“ auf einen Internet-Player: „Yahoo hat vor Kurzem das erste Spiel der NFL live gestreamt. Wir haben in Neuseeland und Japan Liveausstrahlungen via YouTube getestet.“ In Spanien, England und zahlreichen anderen Märkten seien schon jetzt die Telekommunikationsanbieter zum zweiten großen Spieler neben den klassischen Pay-TV-Plattformen geworden. Dieser Trend, behauptet Seifert, „beschleunigt Wertigkeit und Konkurrenzsituation bei der Vergabe von Sportrechten deutlich, auch bei uns.“
Allerdings hat sich das Verhalten der TV-Zuschauer mittlerweile verändert: Nie zuvor hatten auch in Deutschland so viele Konsumenten Abonnements bei Streamingdiensten wie Amazon Prime oder auch Netflix. Zwar weist etwa Netflix-Boss Reed Hastings die Idee weit von sich, dass Live-Sport interessant sein könnte für sein Projekt vom weltumspannenden TV-Anbieter.
Doch selbst wenn Bayern gegen Dortmund nicht in Hastings Strategie passt: Allein die Tatsache, dass sich Mediennutzer auch hierzulande stärker daran gewöhnen, für TV-Inhalte noch mal extra zu bezahlen, sorgt für einen Bewusstseinswandel. Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die jahrzehntelang als in Stein gemeißelt galten, werden aufgebrochen.
War die „Tagesschau“ um 20 Uhr noch vor wenigen Jahren ein absoluter Fixpunkt im TV-Alltag, nutzen längst immer mehr Zuschauer die Freiheit des Netzes, Nachrichten dann anzuschalten, wenn es ihnen und nicht bloß dem Sender passt. Ganz zu schweigen von den heute 15-Jährigen, die sich ihre Sendezeiten schon lange nicht mehr von TV-Sendern vorschreiben lassen – und die sich sicher auch in Zukunft nie mehr in feste Senderaster pressen lassen werden.
Ob dieser Wandel indes schon so weit fortgeschritten ist, um bereits bei der jetzt anstehenden Rechtevergabe eine entscheidende Rolle zu spielen, ist fraglich. Womöglich ist es dazu noch etwas zu früh; diese Vergabe kann womöglich die symbolische Eine-Milliarde-Euro-Schwelle knacken, dürfte aber dennoch eher eine Art Zwischenschritt markieren. Doch klar ist, dass sich die Verhältnisse im TV-Geschäft wandeln. Die Dinge bewegen sich.
Ob das am Ende gut sein wird für die Liga, ob Fans die weitere Zerstückelung des Spieltags mitmachen werden oder ob nicht gerade die Kompaktheit eines Spieltags zum wesentlichen Markenkern der Bundesliga gehört, das steht auf einem anderen Blatt.
Mit Material von dpa.