Die Übernahmewelle in der Hotellerie ist damit auch eine Reaktion auf die Macht der Hotelportale, die in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen ist. So kaufte das Kölner Unternehmen HRS, die Nummer zwei im deutschen Markt, vor einigen Jahren die Plattform hotel.de und das Ferienunterkunftsportal HolidayInsider. HRS-Rivale Expedia verleibte sich im vergangenen Jahr die Konkurrenten HomeAway und Orbitz ein. „Da ist eine enorme Marktmacht entstanden“, sagt der Schweizer Tourismus-Experte Roland Schegg.
Ähnlich sieht das offenbar Accor-Chef Sebastian Bazzin. Er habe ja nichts gegen Hotelportale, sagte der Franzose jüngst dem „Handelsblatt“. „Aber ich will nicht völlig abhängig sein von ihnen.“ Accor, mit Häusern wie Ibis und Mercure Marktführer in Europa, will nun eine eigene Plattform als Gegengewicht zu den Onlineportalen aufbauen, bei der Kunden auch fremde Hotels buchen können.
Der Vorteil für Accor: Der Konzern kann Informationen, also Daten, über seine Gäste sammeln, über die sonst nur Booking und Co. verfügen. Mit gemeinsamen Bonusprogrammen wollen die Hotels Kunden zudem langfristig an sich binden. Gleichzeitig können Accor und Co. so die Daten und Informationen über ihre Gäste einsammeln, über die bisher nur die Buchungsportale verfügen. Doch auch dabei kommt es auf die Größe an: Je mehr Hotels im Portfolio vertreten sind, desto größer ist für die Gäste der Anreiz des Punktesammelns.
„Kleinere Hotels können da nur begrenzt mithalten“, sagt Stephan Gerhardt, Geschäftsführer der Münchner Hotelberatung Treugast. Die typisch deutschen Hoteliersfamilien sehen sich deshalb immer größerem Druck ausgesetzt. Und diejenigen, die wie Motel One, Maritim oder Steigenberger neben einem gut ausgebauten Herbergsnetz auch über einen etablierten Namen verfügen, werden unter Experten bereits als exzellente Übernahmekandidaten gehandelt.