Hotelbranche im Umbruch Das Zeitalter der Betten-Giganten

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Deutsche Hoteliers müssen kämpfen

Die chinesischen Ketten wollen wachsen, und das gerne auch außerhalb des Kontinents. Europa ist immer noch einer der einnahmestärksten Märkte, und Deutschland ist darin das wichtigste Land. Aber wie soll eine Kette aus China hier landen? In den verwinkelten Altstädten der Metropolen lassen sich kaum noch neue Hotels bauen. Also müssen sie kaufen. „Es werden viele Marken vom Markt verschwinden“, sagt Hotelier Lindner.

Die schönsten Hotels Europas
Adler Mountain Lodge Quelle: PR
Herrenhaus Weissenhaus Quelle: PR
Amanresort Canale Grande in Venedig Quelle: PR
Eremito Hotelito Del Alma Quelle: PR
Ham Yard Hotel Quelle: PR
Lanserhof Quelle: PR
Mama Shelter in Istanbul Quelle: PR

Auch seine? Übernahmeangebote habe er bisher nicht erhalten, sagt Lindner. Die Besonderheit seiner 33 Häuser: Jedes einzelne ist ein Unikat. Zur Lindner-Gruppe gehört nicht nur ein Themenhotel am Nürnburgring, in Hamburg hat er ein Haus am Tierpark Hagenbeck, in dem die Gäste im Fitnessraum zwischen historischen Zooplakaten Sport treiben können. In Leverkusen hat Lindner ein Stadionhotel an der Bayer-Arena, das nächste soll im Borussiapark in Mönchengladbach eröffnen. Geschäftsleute können dort ihre Meetings dann in der VIP-Lounge der Borussen abhalten.

Im Sommer will er sich an ein neues Projekt wagen, das erste Business-Hotel für die Generation Y. Dort sollen die Hotelgäste dann in der Lobby arbeiten können, während Einheimische nur ein paar Tische weiter einen Kaffee genießen. „Wir möchten Gäste haben, die sich nicht verkleiden – der Schlips muss bei uns nicht sein“, sagt Lindner. Die Zimmer sollen über die neuste technische Ausstattung verfügen, inklusive Fernsehern, die sich per Smartphone steuern lassen. „Und Steckdosen, Steckdosen, Steckdosen. Das ist bei dieser Zielgruppe das wichtigste", so Lindner. Bis 2018 sollen noch vier weitere Hotels der neuen Marke „Me and All“ eröffnen.

„Lindner ist mit seinem ungewöhnlichen Portfolio aus guten, unterschiedlichen Hotels kaum integrierbar in einen systemischen Konzern“, urteilt Branchenexperte Gerhard.

Zehn Dinge, die Hotels Ihnen nicht verraten
Preise pro Tag Quelle: dpa
Bettlaken Quelle: dpa
versteckte Keime auf der Fernbedienung Quelle: dpa
Todesfälle Quelle: dpa
Wassergläser Quelle: dpa
Kundenhotlines Quelle: dpa
Überbuchung Quelle: Fotolia

Doch das können nur wenige Wettbewerber von sich behaupten. Viele, die Angst haben, im Wettbewerb zerrieben zu werden, suchen deshalb nun Schutz bei Größeren – wie Best Western. Hinter der Marke steht eher ein Hotelverbund als eine Kette. Alle Hotels bleiben inhabergeführt, wer beitreten will, muss Anteile des Unternehmens kaufen. Vorteil für die Hotels: Best Western kümmert sich um den Verkauf der Zimmer und verhandelt auch mit den Hotelportalen. Und vor der aktuellen Übernahmewelle ist Best Western sicher, sagt Europachef Marcus Smola. „Wenn jemand Best Western kaufen wollte, müsste er sich mit 4000 Anteilseignern, also 4000 Best Western Hoteliers, einigen.“

Der Preis, den die kleinen Hoteliers dafür zahlen müssen, ist jedoch hoch: Der Name ihres Hauses verschwindet vom Markt. Doch das werden in den kommenden Jahren ohnehin viele, sind sich Experten sicher. „In ein paar Jahren wird es international nur noch ein gutes Dutzend der Mega-Ketten geben“, sagt Hotel-Berater Gerhard. Daneben, prognostiziert er, bleibt höchstens noch Platz für einige regionale Ketten, und "eine deutlich kleinere Anzahl an individuellen Privathotels“.

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