HSH Nordbank verweigert Zustimmung Rickmers muss Insolvenz anmelden

Kurz vor der Gläubigerversammlung hat die HSH Nordbank das Sanierungskonzept der Reederei abgelehnt, es sei "betriebswirtschaftlich nicht tragfähig". Nun strebt das Unternehmen eine Insolvenz in Eigenverwaltung an.

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Quelle: dpa

Nun ist die Bombe schon vor der eigentlichen Gläubigerversammlung geplatzt. Die HSH Nordbank als größte Gläubigerbank hat der Hamburger Reederei Rickmers die Zustimmung zu deren Sanierungskonzept verweigert. Das teilte die Reederei am Mittwochabend per Ad-hoc-Nachricht mit.

Das Konzept des Reeders hatte bis zuletzt unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Gremien der Bank gestanden. Die HSH Nordbank habe Rickmers Holding AG "sehr überraschend und ohne weitere Verhandlungsbereitschaft" mitgeteilt, dass der Vorstand der HSH Nordbank AG die Kreditanträge der Rickmers Gruppe ablehne und die Zustimmung zum Konzept nicht erteilt habe, teilt die Reederei mit. Das Unternehmen selber habe wiederum alle vereinbarten und erforderlichen Schritte abgearbeitet.

Die HSH Nordbank erklärt dazu auf Anfrage der WirtschaftsWoche, sie habe das Konzept "sorgfältig geprüft", es sei aber "betriebswirtschaftlich nicht tragfähig" gewesen. Die zum Verkauf stehende Landesbank sei selber aber auf die Situation gut vorbereitet, heißt es. Die HSH, die bis Februar 2018 einen neuen Eigentümer finden muss, hat allein im vergangenen Jahr zwei Milliarden an zusätzlicher Risikovorsorge aufgebaut. Aus dem Umfeld der Bank heißt es, zusätzliche Risikovorsorge für den Fall Rickmers sei wohl nicht zu erwarten.

Mit der fehlenden Zustimmung der HSH entfällt nun die positive Fortführungsprognose für Rickmers, welche ein Gutachten vorher festgestellt hatte. Daher müsse der Vorstand nun, so heißt es in der Mitteilung, "ohne schuldhaftes Zögern einen Insolvenzantrag stellen". Angestrebt wird eine Insolvenz in Eigenverwaltung, der Schiffsbetrieb soll aufrecht erhalten werden. Entsprechende Maßnahmen würden von Vorstand und Aufsichtsrat schon vorbereitet.

Die für Donnerstag geplante Gläubigerversammlung soll trotzdem stattfinden, dort soll der gemeinsame Vertreter der Anleihegläubiger gewählt werden.

Eigentlich hätten die Gläubiger in einem Hotel nahe des Hamburger Flughafens über das von Rickmers vorgelegte Sanierungskonzept abstimmen sollen.

Wie sah Rickmers Konzept aus?

Alleineigentümer Rickmers wollte 75,1 Prozent seiner Anteile auf eine Luxemburger Tochtergesellschaft namens LuxCo übertragen und diese anschließend an Banken und Anleihebesitzer abtreten.

Binnen drei Jahren sollte die LuxCo dann verkauft werden, um mit dem Erlös die Gläubiger zumindest zum Teil auszahlen zu können. Rickmers selbst hätte sich künftig mit 24,9 Prozent an seinem Unternehmen begnügt. An der LuxCo sollte neben den Anleihegläubigern auch die HSH Nordbank als größte Gläubigerbank beteiligt werden. Bei Verkauf der LuxCo hätten die Anleihegläubiger 62 Prozent der Erlöse erhalten, die HSH Nordbank bekommt die verbleibenden 38 Prozent.

von Jacqueline Goebel, Saskia Littmann, Henryk Hielscher

Welchen Beitrag leistet Bertram Rickmers?

Der Beitrag von Rickmers im Insolvenzfall ist nicht bekannt. Wäre es zum Sanierungskonzept gekommen, wäre er zu Einlagen über 30 Millionen Euro verpflichtet gewesen. Unter anderem soll davon ein Werftkredit abgelöst werden.

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Welche Tücken und Unsicherheiten gab es es noch?

Wie die WirtschaftsWoche im April berichtete, hat Bertram Rickmers kurz vor bekanntwerden seines Sanierungsplans bei einer außerordentlichen Hauptversammlung seine Satzung geändert.

In exakt drei Minuten legte der Reeder fest, dass für wichtige Entscheidungen in der Holding künftig eine Mehrheit von 80 statt der gesetzlich vorgeschriebenen 75 Prozent erforderlich sein soll. Damit wäre auch künftig kaum etwas gegen den Willen des bisherigen Eigentümers zu machen, er hätte eine sogenannte Sperrminorität. Auf Anfrage der WirtschaftsWoche zu dem Thema erklärt Rickmers dann, die beschlossene Satzungsänderung sei „überholt“.

Die Satzung werde an den Sanierungsplan angepasst, Rickmers will auf die Sperrminorität verzichten. Das Problem: Nach aktuellem Stand (31.05.2017) hat Rickmers die Satzung nicht wieder angepasst, laut Handelsregister ist die jüngste Veränderung weiterhin die Satzungsänderung mit der Sperrminorität.

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