Insolvenzverwalter-Ranking Die führenden Insolvenzkanzleien im ersten Halbjahr

Die Zahl der großen Pleitemandate sinkt weiter, der Druck auf Sanierungskanzleien steigt. Das Insolvenzverwalter-Ranking zeigt, wer den Verteilungskampf im ersten Halbjahr für sich entscheiden konnte.

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Quelle: dpa, Montage

Der Ausflugsdampfer tuckerte friedlich über den Rhein. Tagsüber hatten sich die rund 70 Passagiere an den jüngsten Highlights des Insolvenzrechts ergötzt. Abends ging es bei Altbier und Kartoffelsalat auf dem Sonnendeck an die Gesamtauswertung von Pleiten- und Weltlage. Nur einer fehlte an Bord: Horst Piepenburg, sonst Stammgast und Mitinitiator der Düsseldorfer Insolvenztage, schwänzte das rheinische Familientreffen. Aus gutem Grund: Piepenburg hatte wenige Wochen zuvor das bis dato prominenteste Insolvenzverfahren des Jahres ergattert: Solarworld.

Kaum jemand hatte Piepenburg zuvor für den Fall auf dem Schirm gehabt, galt doch ein Kandidat aus Köln als Favorit. Doch nach dem Eingang von allerlei Schutzschriften bei Gericht - ein neuer Trend? - änderte sich die Lage abrupt. Piepenburg übernahm die Mission und machte sich zunächst  daran, Sicherheiten freizuschaufeln und Investoren aufzutreiben. Am Ende gelang es ihm, eine Lösung zu finden, wenn auch eine gewöhnungsbedürftige. Der umstrittene Solarworld-Chef Frank Asbeck kauft die Fabriken seines Konzerns, mit Geld und Segen des größten Gläubigers.

Butlers, Rickmers und Mifa als Pleite-Vorboten?

Solarworld blieb indes nicht der einzige prominente Name, der zuletzt die Insolvenzakten deutscher Amtsgerichte zierte. Auch Butlers, Rickmers, Mifa, Locomore und Euromar versetzten die Zunft im ersten Halbjahr in Wallung. Zeichnet sich nach Jahren sinkender Fallzahlen jetzt etwa eine Trendwende ab?

von Henryk Hielscher, Saskia Littmann, Jacqueline Goebel

Klare Antwort: Nein. "Der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen setzte sich im ersten Halbjahr 2017 fort", sagt Jens Décieux. Von Januar bis Juni registrierte der Experte vom Karlsruher Informations- und Datendienstleister STP Portal (insolvenz-portal.de) insgesamt 4033 eröffnete Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. "Das waren 5,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum", so Décieux. Für die WirtschaftsWoche haben Décieux und sein Team die Fälle näher untersucht, nach lokalen Schwerpunkten, Verfahrensarten und bestellten Insolvenzverwaltern nebst zugehörigen Kanzleien gerastert und dafür die Angaben aller deutschen Amtsgerichte ausgewertet. In das Ranking selbst  flossen nur eröffnete Insolvenzverfahren über Kapital- und Personengesellschaften ein. Die Größen und Vermögensmassen der jeweiligen Unternehmen blieben außen vor. Es lassen sich somit keine direkten Rückschlüsse auf den wirtschaftlichen Erfolg einzelner Kanzleien ziehen.

Dennoch ermöglicht die Aufstellung einen detaillierten Blick auf das Insolvenzgeschehen im ersten Halbjahr, auf die nach Verfahrenszahlen führenden Kanzleien und Verwalter – sowie auf die wachsende Bedeutung von ESUG-Verfahren. Seit Inkrafttreten der Insolvenzreform im März 2012 wurden insgesamt mindestens 1074 Schutzschirme aufgespannt und Esug-Eigenverwaltungen auf den Weg gebracht. „Auf das erste Halbjahr 2017 entfielen 68 Verfahren“, sagt Décieux . Vor allem die klassische Eigenverwaltung, also 270a, wird als Sanierungswerkzeug inzwischen häufig genutzt".  Was die Reform gebracht hat, versucht momentan auch das Bundesjustizministerium zu ergründen und evaluiert nach Kräften.

Wer im ersten Halbjahr bei Gerichten und Gläubigern punkten konnte, steht indes fest.

Insolvenzverwalter-Ranking 2017 (erstes Halbjahr) - Kanzleien: Die Plätze 27 bis 21 im Überblick

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