Insolvenzverwalter-Ranking Die führenden Kanzleien 2016

Unister-Absturz, KTG-Desaster und modische Entgleisungen en masse – auch 2016 gab es prominente Pleiten. Doch insgesamt meldeten deutlich weniger Unternehmen Insolvenz an. Welche Kanzleien und Insolvenzverwalter bei Gläubigern und Gerichten trotzdem punkten konnten.

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Rückgang der Insolvenzverfahren Quelle: imago images

Die Stimmung war besser als die Lage. Vorn auf der Bühne des Hotel de Rome in Berlin witzelte sich ARD-Börsenmoderatorin Anja Kohl durchs Programm. An ihrer Seite: Lucas F. Flöther, Sprecher der Insolvenzverwaltergilde Gravenbrucher Kreis, deren Mitglieder sich an jenem Freitag ein paar Wochen vor Weihnachten, im Ballsaal des Hotels versammelt hatten. Einst brach hier Action-Mime Til Schweiger in „Keinohrhasen“ durch das Glasdach. Diesmal ging es bei Puntarellasalat und Filet vom Weiderind deutlich friedvoller zu, galt es doch wissenschaftliche und journalistische Beiträge zum Insolvenzgeschehen zu prämieren – und nebenher die eigene Zunft zu feiern.

Pleitenschwund? Branchenkrise? EU-Unbill? Robuste Debt-Fonds? Für drei Gänge vergessen. Und dennoch beherrschte später an der Bar vor allem ein Thema die Gespräche: die Lage im deutschen Sanierungsgewerbe. Denn die, so viel ist sicher, war auch schon mal besser.

2016 gingen die Verfahrenszahlen nochmals bergab, genossen komplexe Großverfahren weiter Raritätenstatus. Sicher, es gab auch spektakuläre Abstürze vom Schlage KTG Agrar, Maple Bank, German Pellets und Unister. Kronenbrot taumelte ins Verfahren, der Reiseunternehmer Vural Öger buchte sein Ticket fürs Amtsgericht. Und auch bei Bekleidungshändlern à la Steilmann, Wöhrl und SinnLeffers war Insolvenz groß in Mode im Jahr 2016. Doch jenseits solch versprengter Pleiten-Solitäre klagte die Zunft über einen ausgeprägten Verfahrensschwund, der sich nicht nur in Bilanzen und Personalbedarf der Rechtskontore niederschlug, sondern auch im Insolvenzverwalter-Ranking Spuren hinterließ.

Die Experten des Karlsruher Informationsdienstleisters STP Portal, Betreiber der Online-Plattform Insolvenz-Portal.de werteten exklusiv für die WirtschaftsWoche die Angaben aller deutschen Amtsgerichte zu Unternehmensinsolvenzen aus und versuchten, sämtliche Schutzschirm- und Eigenverwaltungsverfahren zu erfassen. Das Ergebnis: „Die Unternehmensinsolvenzen sind im vergangenen Jahr insgesamt um 7,4 Prozent zurückgegangen und liegen damit deutlich unter dem Vorjahreswert“, sagt Jens Décieux, Chef des Insolvenz-Portals. 

8354 Insolvenzverfahren über Kapital- und Personengesellschaften wurden demnach 2016 eröffnet. Die Zahl der ESUG-Verfahren lag bei mindestens 126. „Seit Inkrafttreten der Insolvenzrechtsreform 2012 wurden die neuen Sanierungsinstrumente damit in mehr als 1000 Verfahren genutzt“, sagt Décieux.  

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