Internet bei der Deutschen Bahn Was Sie zum WLAN im ICE wissen müssen

Kein Internet-Zugang und abgebrochene Telefonate sorgen bei Bahnfahrern häufig für Verdruss. Das soll sich nun ändern. Doch was macht die Bahn jetzt anders? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Ab dem 1. Januar 2017 soll ein stabiler Internetzugang in den ICE der Deutschen Bahn Standard sein. Quelle: dpa

In den ICE-Hochgeschwindigkeitszügen der Deutschen Bahn soll ein stabiler Internet-Zugang ab 1. Januar überall Standard sein - auch in der 2. Klasse. Das Unternehmen erläuterte am Dienstag in Berlin die Details der technischen Aufrüstung. Das Surfvergnügen wird nicht grenzenlos sein.

Was macht die Bahn anders als bisher?

Sie stattet die drahtlosen Funknetze (WLAN) ihrer rund 250 ICE derzeit mit einer modernen Technik der schwedischen Firma Icomera aus. Dabei werden alle Mobilfunknetze an einer Bahnstrecke genutzt. Das Steuerungssystem greift auf die jeweils schnellsten Netze (LTE, UMTS) zu und kann die Kapazitäten mehrerer Netzbetreiber bündeln. Bislang wurde nur das Telekom-Netz angezapft.

Worin bestehen die Probleme bei der Datenverbindung aus einem Zug?

Der schnelle Wechsel der Funknetze bei bis zu Tempo 300 mit bis zu 800 Fahrgästen pro ICE, die gleichzeitig ins Internet wollen, sind eine schwierige Aufgabe. Das neue System verteilt die vorhandene Bandbreite möglichst gerecht auf alle Passagiere, wobei Fahrgäste der 1. Klasse einen kleinen Tempo-Vorteil beim Surfen haben und keine Drosselung befürchten müssen.

Wie schnell und wie viel kann man das Internet nutzen?

In der 2. Klasse liegt die Datenrate laut Bahn bei knapp unter einem Megabit pro Sekunde, in der 1. Klasse bei mehr als einem Megabit pro Sekunde. Für Fahrgäste der 2. Klasse gilt ein Datenlimit von 200 Megabyte (MB) pro Tag und Gerät - auch dann, wenn man mehrere Züge benutzt.

Was ist damit möglich?

Mit dieser Datenmenge lassen sich bei einer mehrstündigen Fahrt problemlos E-Mails auch mit Anhängen senden und empfangen, man kann chatten und Seiten im Internet aufrufen. Wer sich allerdings Videos ansieht, hat das Limit schon nach einigen Minuten erreicht. Sobald die Grenze von 200 MB erreicht ist, wird die Verbindung langsamer, das Tempo soll aber nach Auskunft der Bahnexperten noch deutlich über 128 Kilobit pro Sekunde liegen.

Wo Kunden zufrieden sind – und wo nicht
Pünktlichkeit: Jeder fünfte ICE kam 2015 mindestens sechs Minuten zu spät an. Die Leistungen entsprechen nicht annähernd den Zielen der Deutschen Bahn. Sie will in diesem Jahr eine Pünktlichkeitsquote von 80 Prozent erreichen, langfristig sogar auf 85 Prozent hoch kommen. Die Tendenz 2016 bleibt jedoch weiter schwach. Im Januar lag die Pünktlichkeitsquote bei 77 Prozent. Quelle: AP
Preise: Die Zeiten der jährlichen Preiserhöhung wegen „gestiegener Energie- und Personalkosten“ sind vorbei. Zumindest im Fernverkehr blieben die Preise seit zwei Jahren stabil - den Fernbussen sei Dank. 19-Euro-Sparpreise locken inzwischen selbst Schüler und Studenten. Die neue Devise des Vorstands: lieber volle Züge statt leerer Kassen. Preislich ist die Bahn inzwischen wettbewerbsfähig. Quelle: dpa
ICE-Restaurant: Leider ist die Küche zu oft kaputt. Mal bleiben die Getränke warm oder der Kaffee kalt. Mitunter fehlen die angepriesenen Snacks wegen schlechter Logistik. Dennoch: Wenn es läuft, dann ist ein Sitz im ICE-Restaurant der schönste Platz im Zug – gerne auch bei einem der guten Weine.Urheber: Volker Emersleben // Deutsche Bahn AG
WLAN: In der zweiten Klasse eines ICE ist WLAN noch immer nicht kostenlos und in der ersten Klasse funktioniert der Download alles andere als einwandfrei. Als 2010 zahlreiche ICE grundsaniert wurden, verzichtete das Unternehmen sogar auf den Einbau der WLAN-Technik. So viel Behäbigkeit wird nun bestraft. Die Fernbusse machen der Bahn in Sachen WLAN was vor. Erst Ende 2016 soll es auch im ICE besser werden. Viel zu spät. Quelle: dpa
Information: Schon mal in Bielefeld am Bahnhof gewesen? Seit Jahren fallen die Anzeigentafeln immer wieder aus. Bielefeld gibt es leider auch anderswo. Und wenn die Anzeigen am Bahnsteig funktionieren, dann korrespondieren sie oft nicht mit den Informationen der Bahn-Apps. In den Zügen sollte die Bahn mal ihre Durchsagen auf Relevanz überprüfen. Immerhin am Bahnsteig soll es bald Entwirrung geben. Die Bahn will Multi-Zug-Anzeigen einsetzen: mit drei Zügen auf dem Display. Das klingt gut. 40 von insgesamt 120 Fernbahnhöfen sind bereits umgerüstet. Quelle: dpa
Apps: Nicht jede Frage an @DB_Bahn beantwortet das Twitter-Team zwar zu voller Zufriedenheit. Dennoch zeigen die Twitterer der Deutschen Bahn, wie schnell und effektiv ein Konzern mit seinen Kunden kommunizieren kann. Eine starke Leistung. Auch der DB Navigator bietet echten Mehrwert. Die Deutsche Bahn beweist mit ihren Apps, dass auch traditionelle Konzerne digitale Maßstände setzen können.   Quelle: dpa
Lounges: Ein großzügiger Service für Vielfahrer: kostenloser Kaffee, Tee, Wasser und Softdrinks. In der ersten Klasse erhalten Fahrgäste auch Bier, Wein und Snacks. Leider ist die zweite Klasse oft zu voll. Die Deutsche Bahn prüft den Aufbau zusätzlicher Lounges in ein bis zwei Städten. Quelle: dpa

Kann man mehr Volumen nachkaufen?

Erst einmal nicht. Die Bahn will schauen, wie es in der Praxis läuft. Wenn es technisch möglich erscheint, will sie später eine Speed-on-Option anbieten, also mehr schnelles Internet für einen Extra-Preis.

Was kann den Internet-Nutzer ausbremsen?

Insgesamt soll der Internet-Zugang im ICE „deutlich schneller und stabiler“ werden als bisher, verspricht die Bahn. Es gilt aber auch: Je mehr Geräte am zuginternen WLAN hängen, desto geringer die Bandbreite für jeden Einzelnen. Außerdem sind die Mobilfunknetze entlang der ICE-Trassen unterschiedlich stark. „Wir können nur das einsammeln, was da draußen ist. Weiterhin ist das eine Begrenzung unseres Systems“, erläutert Bahn-Fernverkehrschefin Birgit Bohle.

Zehn Megabit pro Sekunde sieht die Bahn als minimale Bandbreite an, um allen Fahrgästen noch eine halbwegs komfortable Internet-Verbindung ermöglichen zu können. An 15 Prozent der ICE-Strecken werde das jedoch auch mit der neuen Technik nicht erreicht. Auf diesen Abschnitten kann eine Verbindung abreißen, muss es aber nicht, denn oft sind die Lücken nur kurz und deshalb kaum spürbar.

Wie weit ist die Bahn mit der Umrüstung?

Die neue WLAN-Technik ist nach Angaben der Bahn in 90 Prozent der 250 ICE eingebaut, bis Jahresende sollen alle Züge der Flotte umgerüstet sein. Die Bahn investiert in diese Technik und ein neues Unterhaltungsprogramm mit Spielfilm-Angeboten rund 120 Millionen Euro.

Was ändert sich noch, zum Beispiel beim Telefonieren?

Der Abbruch von Telefonaten in ICE und Intercitys soll bald die Ausnahme sein. Dafür installiert die Bahn in 3750 ICE- und Intercity-Wagen - dem Großteil ihrer Flotte - neue Signalverstärker (Repeater) für den Mobilfunk. In einem ersten Schritt werden bis Sommer 2017 in den Handy-Bereichen der ICE die alten Repeater durch neue ersetzt. Bis Ende 2018 sollen die übrigen Wagen folgen.

Neu ist auch, dass die Fahrgäste dank der Repeater den Internet-Datentarif ihres eigenen Anbieters nutzen können. Sie haben so außer dem Bahn-WLAN eine Zusatzmöglichkeit zum Surfen. Repeater sind zum Datenaustausch für Handys nötig, weil die Außenhüllen der Fernzüge nahezu undurchlässig für Mobilfunksignale sind.

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