Das Band wurde allerdings schon vor mehr als einem Jahr gekappt. Ein Anwalt der Familie erklärte im September 2012 gegenüber der WirtschaftsWoche, dass Silvia und Golo Quandt nicht mehr an Unternehmen der ABL-Gruppe beteiligt seien.
2011 hatte der damalige Vorstand Johann Ostermair noch versucht, die Silvia Quandt AG mittels eines Sparprogramms wieder in die Gewinnzone zu führen. Mitarbeiter wurden entlassen und Gehälter zeitweise gekürzt. Dieter Pfundt, Ex-Kapitalmarktchef von Sal. Oppenheim, 2010 als Berater zur Bank gekommen, musste nach nicht mal einem Jahr wieder gehen. Das Vorstands-Gastspiel von Wolfgang Jensen, früher Bereichsleiter bei Sal. Oppenheim, dauerte nur wenige Wochen.
Die Banker versuchten, neue Kunden zu gewinnen, doch der Erfolg war begrenzt. Im Frühjahr 2012 sprach Ostermair gegenüber seinem Aufsichtsrat von einer „derzeit schwierigen Liquiditätslage“, in der man die „Möglichkeit, Zahlungen zu verschieben, soweit wie möglich“ ausnutze. Die WirtschaftsWoche berichtete hierüber.
Als die ABL-Gruppe im Oktober 2012 zerschlagen wurde, übernahm der Kulmbacher Investor und Herausgeber der Zeitschrift „Der Aktionär“ Bernd Förtsch die Altira-Aktien der ABL und damit auch deren Beteiligungen. Die Silvia Quandt AG wollte der einstige Aktien-Guru aber offenbar nicht haben. Sie blieb bei der Angermayer, Brumm & Lange GmbH sowie Unternehmensgründer Joachim Paech. Mit der PVM Private Values Media AG kam in Herbst allerdings ein neuer Investor hinzu, der frisches Geld in das Unternehmen steckte. Laut Handelsregister wurde das Grundkapital der Gesellschaft im Dezember um 500.000 Euro erhöht.
Operativ geschah danach allerdings kaum noch etwas. Vielmehr folgten weitere schlechte Nachrichten. Die biw Bank mit Sitz in Willich kündigte die Zusammenarbeit mit der Silvia Quandt AG im „Designated Sponsoring“ auf, wodurch das komplette Geschäftsfeld eingestellt werden musste.
Ein Designated Sponsor sorgt im Auftrag von börsennotierten Unternehmen dafür, dass deren Aktien laufend gehandelt werden, so dass es stets Kauf- und Verkaufskurse gibt. Für derartige Geschäfte benötigt der Sponsor eine Lizenz. Da die Silvia Quandt AG nicht über eine entsprechende Erlaubnis verfügte, arbeitete sie mit der biw zusammen. Mit der Kündigung der Verträge verlor die Silvia Quandt AG ihren lizensierten Partner, ohne den sie die Dienstleistungen nicht weiter anbieten konnte.
Im Frühjahr stellte sie dann auch das Geschäft mit Analystenberichten ein. Wichtige Mitarbeiter und auch Kunden wechselten zur Frankfurter Koch Bank, die seit Anfang des Jahres zur Flatex-Unternehmensgruppe und damit indirekt Großaktionär Bernd Förtsch gehört.
Das Gerücht, dass die Silvia Quandt AG abgewickelt werden soll, kursierte in Finanzkreisen bereits seit Monaten. Im Oktober spitzte sich die Situation zu, als Joachim Paech, Ex-Vorstand und Mitbegründer der Investmentboutique, seinem eigenen Unternehmen einen Gerichtsvollzieher schickte, der Schulden in Höhe von 400 000 Euro eintreiben sollte.