Investor General Atlantic "Flixbus wird ein europäischer Verkehrsriese"

Seite 2/2

"Die heutigen Gründer sind pragmatischer geworden"

Und am Ende verkaufen Sie das Unternehmen über die Börse?

Ein Börsengang ist eine Möglichkeit genauso wie der Verkauf an einen Investor. Entscheidend ist, dass wir den Wachstumsprozess begleiten. Wir helfen dabei, Start-ups groß zu machen. Denn irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo ein erfolgreiches Unternehmen Strukturen benötigt. Die Gründer können nicht alles selber machen. Ein Großteil des Erfolgs eines Unternehmens hängt davon ab, wie man Wachstum organisiert. Wir helfen ihnen dabei.

Verliert der Gründer dadurch an Bedeutung?

Es geht um Arbeitsteilung. Ein Unternehmen braucht irgendwann beispielsweise ein funktionierendes Reporting, eine gute IT oder gutes Personalwesen, aber nicht bei jeder Aufgabe ist der Gründer die Idealbesetzung. Irgendwann kann ein Gründer nicht mehr alles selber machen, selbst wenn er das Unternehmen weiterhin führt.

Das heißt, Gründer müssen loslassen können. Funktioniert das?

In Deutschland war es lange Zeit verpönt, Anteile des eigenen Unternehmens abzugeben. Die Devise der Gründer lautete: Entweder mir gehört alles oder ich verkaufe das komplette Unternehmen. Das hat sich stark verändert. Die heutigen Gründer sind pragmatischer geworden. Sie holen sich Externe dazu, wenn sie überzeugt sind, dass es für das Unternehmen das Beste ist.

Wachstumskapital gilt als Achillesferse der deutschen Gründerszene. Sehen Sie das auch so?

An Startkapital mangelt es nicht. Es gibt viele deutsche Business Angels und Venture-Capital-Firmen, die bereit sind, in eine gute Idee ein paar Hunderttausend Euro zu investieren. Auch ab einer Größenordnung von 50 Millionen Euro steht genügend Kapital zur Verfügung. Aber wenn der Kapitalbedarf bei einer Summe zwischen fünf und 50 Millionen Euro liegt, funktioniert der deutsche Markt noch nicht gut.

Und wie finden Sie die Unternehmen, in die Sie investieren?

General Atlantic ist ein wirklich globaler Wachstumsfinanzierer mit 12 Büros in den wichtigen Märkten weltweit. Und wir setzen Branchenschwerpunkte wie zum Beispiel Online-Payment und neue Mobilität. In unser Portfolio gehören deshalb Unternehmen wie Adyen, Klarna, Uber und Flixbus. Selbstverständlich beobachten wir Trends, screenen Medien und Messen. Manchmal werden uns Unternehmen empfohlen. Manchmal werden auch wir empfohlen. Das ist ein iterativer Prozess.

Wenn ein Geschäftsmodell funktioniert, dürften auch andere Unternehmen ein Interesse haben, einzusteigen…

Das ist richtig. Es gelingt uns auch nicht immer, dabei zu sein. Unternehmen wie Zalando, Wirecard, Hybris, ImmoScout und Teamviewer sind interessante Firmen, in die wir aus unterschiedlichsten Gründen nicht investiert haben oder nicht investieren konnten.

Berlin gilt als europäische Start-up-Hochburg. Wie stehen die anderen deutschen Städte im Vergleich da?

Berlin ist beeindruckend und ganz sicher die derzeit führende deutsche Start-up-Metropole in Deutschland. Aber die anderen Städte brauchen sich nicht zu verstecken. Von den eben erwähnten sehr etablierten Start-ups kommen immer noch eher wenige aus Berlin, sondern auch aus München, Düsseldorf oder Stuttgart.

General Atlantic hat vor ein paar Jahren ein Büro in München aufgemacht. Wenn Berlin so spannend ist, warum dann nicht in Berlin?

Wir sehen weiterhin sehr viel Potenzial in München. Und ein Kriterium für unsere Standortwahl war sicherlich auch, dass es hier einen gut funktionierenden Flughafen gibt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%