„Es ist mir egal, ob mich jemand mag. Ich bin kein Träumer, Aerosexueller oder verhinderter Pilot, wie sie die Flugbranche bevölkern. Ich will Geld verdienen“, hat Ryanair-Chef Michael O'Leary einmal gesagt. Und das ist ihm 2013 auch gelungen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte Ryanair den Überschuss um 13 Prozent auf 569 Millionen Euro und lag damit über den Erwartungen von Analysten.
Im Vorjahr hatte das Ergebnis bei 503 Millionen Euro gelegen. Am 28. Januar hatte Ryanair ein Ergebnis nahe bei 540 Millionen Euro in Aussicht gestellt, während Analysten mit 560 Millionen Euro gerechnet hatten. Europas größte Billigfluggesellschaft hatte Streckennetz und Flotte erweitert, um auf Kurzstrecken-Märkten zu agieren, auf denen die großen Gesellschaften Probleme haben.
O'Leary erwartet für diesen Sommer nur einen „bescheidenen“ Anstieg im Flugverkehr, das Passagierplus werde sich auf drei von zuletzt fünf Prozent abschwächen. Dennoch will er im kommenden Winter weniger Flugzeuge als sonst außer Dienst stellen. Damit soll die Passagierzahl für das Gesamtjahr um zwei Millionen auf 81,5 Millionen gesteigert und der Gewinn mindestens konstant gehalten werden.
An der Börse in Dublin zog die Aktie des Unternehmens im frühen Handel trotz der schwächeren Aussichten um bis zu 6,9 Prozent kräftig an. "Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Ausblick recht vorsichtig ist", sagte Analyst Stephen Furlong von Davy Stockbrokers. "Sie sagen aber immer noch einen Gewinnanstieg voraus." Außerdem sei die Geldschöpfung von Ryanair "spektakulär". Die Fluggesellschaft verfügt trotz einer Ausschüttung an die Aktionäre in Höhe von 500 Millionen Euro über Bargeldbestände von 61 Millionen Euro.
Der Aktienkurs von Ryanair ist seit Jahresbeginn um 34 Prozent geklettert. Damit hat die Discount-Fluglinie eine Marktkapitalisierung von 9,16 Mrd. Euro. Der nächstgrößte Konkurrent Easyjet kommt für dieses Jahr auf ein Plus von 55 Prozent beim Aktienkurs. Easyjet umwirbt Geschäftsleute mit dichteren Flugplänen und Vorteilen, für die gezahlt werden muss.
Ryanair will Berlin in Zukunft nicht mehr anfliegen
Der Gesamtjahresumsatz von Ryanair legte 13 Prozent zu auf 4,33 Milliarden Euro. Die Gesellschaft baute die Flotte um 15 Maschinen aus auf 305 Flugzeuge. Außerdem wurde das Streckennetz um 217 Verbindungen erweitert auf mehr als 1600 Destinationen und sieben neue Standorte in Griechenland, den Niederlanden, Marokko, Polen und Kroatien eröffnet. In Deutschland will Ryanair der Lufthansa noch stärker auf die Pelle rücken. „Wir wollen in Deutschland fünf bis sechs neue Airports bedienen“, hatte O'Leary bereits Ende April im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) angekündigt. Die Airline führe derzeit mit insgesamt 20 deutschen Flughäfen Gespräche. Dazu zählt nicht der der geplante neue Berliner Flughafen.
Trotz der Wachstumspläne werde Ryanair Berlin in Zukunft voraussichtlich nicht mehr anfliegen, weil die Flughafengebühren an dem neuen Airport zu hoch seien, sagte der Ire. Der Hauptstadtflughafen, für den nach mehreren Verschiebungen noch kein neuer Eröffnungstermin feststeht, sei „ein Desaster“.
Derzeit steuert Ryanair hierzulande 13 Flughäfen an. Ryanair hat im März 175 weitere Boeing-Passagierjets bestellt und will seine Flotte dadurch bis zum Jahr 2018 um ein Drittel aufstocken. Die Mittelstreckenflieger vom Typ 737-800-NG haben laut Preisliste einen Gesamtwert von knapp 15,6 Milliarden US-Dollar (12,1 Milliarden Euro). Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen dieser Größenordnung Rabatte im zweistelligen Prozentbereich üblich.
Ziel sei es, die jährliche Passagierzahl binnen zehn Jahren von rund 80 Millionen auf 130 Millionen Kunden zu steigern, sagte O'Leary der „FAZ“. Ende Februar war Ryanair mit Übernahmeplänen gescheitert. Die EU-Kommission verbot dem Billigflieger erneut die Komplett-Übernahme des einheimischen Konkurrenten Aer Lingus. „Dieser Kauf konnte nicht erlaubt werden. Passagiere hätten sonst höhere Preise bezahlt, sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia nach einer mehrmonatigen Untersuchung. Die Behörde hatte bereits 2007 die erste Ryanair-Kaufofferte blockiert. Die Fluggesellschaft will sich auch gegen das zweite EU-Veto rechtlich wehren.
Welche Ziele O'Leary mittelfristig verfolgt
„Die Wettbewerbsbedenken waren größer als 2007“, resümierte der spanische Kommissar. Auf 46 Strecken von und nach Irland hätte der neue Verbund ein Monopol gehabt oder zumindest den Wettbewerb beherrscht. „Wir schützen über elf Millionen Flugreisende, die jedes Jahr nach Dublin, Cork, Knock oder Shannon fliegen“, sagte Almunia. Er unterstrich, dass die erste rote Karte aus seinem Haus 2007 vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) bestätigt wurde.
Einen zweiten Übernahme-Anlauf hatte Ryanair selbst abgebrochen. Für den 2012 gestarteten dritten Versuch bot der Billigflieger an, Teile des Aer-Lingus-Kurzstreckengeschäfts an Konkurrenten wie die britische Fluglinie Flybe abzutreten, um so den freien Wettbewerb auf den Strecken aufrecht zu erhalten. Die Kommission traute den Briten jedoch nicht zu, das dauerhaft leisten zu können.
Ryanair bot nach früheren Angaben 700 Millionen Euro für Aer Lingus, knapp 30 Prozent der Aktien gehören dem Billigflieger bereits. Aer Lingus hingegen hofft darauf, dass Ryanair auch diese Anteile abstoßen muss. Es sind die beiden führenden Airlines der grünen Insel.
Ryanair teilte mit, das Unternehmen wolle Einspruch erheben gegen die Brüsseler Entscheidung. Die Airline hatte schon früher angekündigt, bei einem Veto vor das Luxemburger EU-Gericht zu ziehen.
Das Übernahmeverbot ist laut Ryanair politisch motiviert. Es sei im Interesse des irischen Staates ausgesprochen worden, der seinerseits 25 Prozent an Aer Lingus halte. „Das Verbot gründet nicht auf einer fairen und vernünftigen Anwendung der EU-Wettbewerbsvorschriften“, hieß es in einer Stellungnahme. Es stehe auch nicht im Verhältnis zu anderen Übernahmen und Fusionen in der europäischen Luftfahrtbranche. Aer-Lingus-Vorstandschef Christoph Müller begrüßte hingegen die Entscheidung: „Unsere Position war immer, dass es das Angebot von Ryanair gar nicht hätte geben dürfen.“