In Frankreich, Großbritannien und vor allem Belgien liegen die Ausgaben für Erlebnisgeschenke pro Kopf und Jahr um das Vier- bis Zehnfache höher als in Deutschland – hier sind es gerade mal rund 1,20 Euro.
Schweizer setzt dabei neben dem B-2-B-Markt, den alle Anbieter in Zukunft stärker bearbeiten wollen, vor allem auf die „Terminierungstechnologie“ – sprich: Kunden sollen ein bestimmtes Ereignis an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit buchen können. Nicht mehr nur die Frage „Was soll ich schenken?“, steht hier im Vordergrund, sondern ergänzend auch die Frage, „Was mache ich morgen?.“ Ziel: Die Mehrzahl der 2500 Partner sollen dasselbe Terminsystem nutzen, erklärt Schweizer seinen Ansatz. Bereits 2,5 Millionen Euro hat er in die technische Infrastruktur für sein Projekt „Erlebnis-Marktplatz“ gesteckt. Innerhalb der nächsten 12 Monate möchte er 80 Prozent der rund 2500 Partner dazu bewegen, ihre Angebote inklusive Ort und Termin in das Jochen-Schweizer-eigene System einzupflegen. Sollte ihm das tatsächlich gelingen, könnte der Umsatz nochmals gehörig nach oben schnellen. Christian Bücherl vom Vergleichsportal erlebnisgeschenke.de beobachtet nämlich, dass sich viele Kunden mehr Informationen über Zeitpunkt und Ort des gebuchten Erlebnisses wünschen: „Den Veranstaltungsort erfährt man bei den meisten Anbietern erst nach der Buchung. Wenn es jemand schafft, hier mehr Transparenz für den Kunden zu schaffen, hat er sicher einen guten Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen.“
Im Mai will Jochen Schweizer eine eigene Erlebnis-App vorstellen. „Wer am Nachmittag noch nichts vorhat, kann über diese App sehen, dass z.B. zwei Querstraßen weiter noch ein Termin für eine wunderbare Thai-Massage frei ist.“
Einen ganz anderen Ansatz als die Platzhirsche Mydays und Jochen Schweizer verfolgt Smartbox. Das Unternehmen mit französischen Wurzeln ist mit über 1000 Mitarbeitern und einem Gruppenumsatz von fast 500 Millionen Euro im Jahr 2012 einer der größten Anbieter von Erlebnisgeschenken in Europa. In Deutschland zählt man allerdings zu den kleineren Fischen und setzt einen kleineren zweistelligen Millionenbetrag um. Nur 15 bis 20 Prozent des Umsatzes macht Smartbox über sein Onlineportal. Stattdessen setzt man voll auf die Handelspartner wie Hugendubel, Thalia, Metro und Rewe. Außerdem ist Smartbox Anbieter so genannter White-Label-Lösungen. Wer etwa einen Kurztrip über einen Reiseveranstalter bucht, hat eigentlich ein Smartbox-Paket gekauft, das aber unter der Marke des Veranstalters läuft.
Für Jochen Schweizer, Mydays, Jollydays, Smartbox & Co. beginnt jetzt die wichtigste Zeit des Jahres. Rund 60 Prozent des Umsatzes, so Christian Bücherl vom Vergleichsportale erlebnisgeschenke.de machen die Traum-Verkäufer in den letzten sechs Wochen vor Weihnachten. Viele werden – wenn überhaupt - zum ersten Mal zu einem Erlebnisgutschein greifen. Einer Studie zufolge wissen Dreiviertel der Deutschen nämlich nicht, was ein „Erlebnisgeschenk“ überhaupt sein soll.