Kinos in der Krise Neuer Luxus soll Zuschauer anlocken

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Das Kinosterben geht weiter

Die größten Kinobetreiber Deutschlands
CinestarNach Schätzung des Branchenexperten Thomas Pintzke von der Beratungsfirma rmc medien consult kommt die Cinestar-Gruppe auf einen Marktanteil von 18 bis 20 Prozent in Deutschland. Die Gruppe betreibt in Deutschland 74 Kinos an 61 Standorten und zeigt Filme auf mehr als 500 Leinwänden. Quelle: dpa
Cineplex-GruppeDie Cineplex-Gruppe ist ein Sonderfall: In ihr haben sich viele unabhängige  Kinobetreiber mit insgesamt 86 Kinos zusammengeschlossen, die mit einem  gemeinsamen Label auftreten und bei Einkauf und Beschaffung kooperieren. Gemeinsam kommen die Kinos auf rund 470 Leinwände. Quelle: Screenshot
CinemaxxDer einzige börsennotierte Kinobetreiber aus Deutschland und jüngst Übernahmeziel der britischen Vue-Gruppe. Mit einem geschätzten Marktanteil von 10 bis 12 Prozent erreicht Cinemaxx den dritten Platz der deutschen Kinoketten. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 200 Millionen Euro und erwirtschaftete nach Steuern 19 Millionen Euro Gewinn. Quelle: dpa
UCI KinoweltUCI Kinowelt ist der deutsche Ableger des nach eigenen Angaben größten Kinobetreibers in Europa. 23 Kinos mit mehr als 200 Leinwänden bilden hierzulande die Kinowelt. Quelle: Presse
KinopolisMit einer Unternehmensgeschichte von mehr als 100 Jahren gehört Kinopolis zu den Urgesteinen auf dem deutschen Kinomarkt. Mit einem geschätzten Marktanteil von acht bis zehn Prozent reiht sich der Kinobetreiber auf Platz fünf hinter seinen Konkurrenten ein. Das Familienunternehmen aus Darmstadt betreibt Kinos an 16 Standorten und mit rund 27.500 Sitzplätzen in Deutschland. Quelle: dpa

Bislang waren es vor allem kleine Kinos, bei denen der letzte Vorhang fiel. Insbesondere in kleineren Städten mussten Kinobetreiber schließen. Sie konnten mit den Großen der Branche nicht mehr mithalten, hatten kein Geld, um in moderne Technik zu investieren und verloren deshalb noch schneller Zuschauer.

Doch auch an den Multiplex-Kinos geht die Entwicklung nicht vorbei: In den vergangenen zehn Jahren haben sie zehn Millionen Besucher eingebüßt.

Manche Betreiber reagieren auf die sinkenden Zuschauerzahlen mit technischer Aufrüstung. Sie investieren Millionen in Digitaltechnik, moderne Sound-Systeme und 3D-Ausstattung. Die bessere Technik, so die Hoffnung, wird die Filmfans schon vom Sofa in den Kinosessel treiben. Die hohen Kosten holen sich die Lichtspielhäuser von den Kunden zurück - vor allem durch höhere Ticket-Preise.

Kurios: Der nachlassende Hype um 3D-Filme hat den Kinos zwar nicht mehr Besucher, wohl aber deutlich höhere Umsätze beschert. In den vergangenen Jahren knackte die Branche die Milliardenmarke.

“Im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten sehen wir unsere Preise als absolut gerechtfertigt an, wenn man die Qualität und die Länge der gebotenen Unterhaltung betrachtet”, sagt Cinemaxx-Boss Gisy, dessen Ticketpreise den Durchschnitt von zurzeit 7,89 Euro zumeist deutlich übersteigen.

Der Kino-Besuch wird zum Event stilisiert, das seinen Preis hat. Wenn schon weniger Besucher kommen, sollen die wenigstens ordentlich für das Gebotene zahlen. Diesen Gedanken treiben die Luxus-Kinos der Marke Astor Film Lounge weiter. Zwischen elf und 16 Euro kostet dort eine Karte am Abend.

Ältere Zielegruppe

Das Konzept geht offenbar auf. Nach einer Anlaufphase ist sein zwei Jahre altes Kino in Köln mittlerweile profitabel, sagt Residenz-Theaterleiter Lünstroth. Auch in den anderen Astor Film Lounges läuft das Geschäft so gut, dass das Unternehmen expandieren will. Zurzeit werden geeignete Standorte für neue Filmtheater gesucht - unter anderem Dortmund ist im Gespräch.

Die Luxus-Kinos bekommen nicht nur Zulauf von den klassischen Kinogängern. Komfort, Service und Exklusivität locken vor allem ältere Zuschauer. “Viele Besucher kommen nach Jahren der Kino-Abstinenz wieder zurück”, sagt Lünstroth.

An diese Zielgruppe richtet sich auch die Filmauswahl: Kein Arthouse, aber gehobener Mainstream. Die großen Blockbuster laufen auch in der Filmlounge. Wer aber klaumike Teenie-Komödien und brutale Horrorstreifen will, wird enttäuscht.


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