Köln, Hannover, München Deutsche Messen sind Exportschlager

Die deutschen Messeplätze ziehen eine positive Bilanz. Ihre Überschüsse nutzen sie zum Ausbau und zur Modernisierung ihrer Gelände ebenso wie zur Expansion ins Ausland. Wachsen wollen sie vor allem aus eigener Kraft.

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Die Deutsche Messe AG hat ihre selbst gesteckten Ziele übertroffen. Quelle: AFP

Düsseldorf Deutsche Leitmessen sind ein Exportschlager. Die Expansion ins Ausland trägt zu Rekordergebnissen der Branche bei und versetzt sie zugleich in eine recht komfortable Situation. Denn durch die breite Auslandspräsenz seien die Messen „relativ wenig empfindlich für Konjunkturprobleme in einzelnen Weltregionen“, konstatierte Walter Mennekes, der Vorsitzende des Messeverbands Auma, kürzlich. Viele Gesellschaften seien sogar so stark mit eigenen Messen im Ausland präsent, „dass dies auch Schwächen bei einzelnen Inlandsmessen kompensieren könne“. Die Messeunternehmen nutzen ihre gute Position und investieren kräftig. Laut Auma sollen bis 2019 rund 900 Millionen Euro in die Modernisierung der Gelände und in einzelne Erweiterungen fließen.

Starke Zahlen hat etwa gerade die Koelnmesse vorgelegt, die einen Schwerpunkt auf den Bereich Ernährung und Ernährungstechnologie legt. Sie blickt auf das erfolgreichste Jahr ihrer Unternehmensgeschichte zurück. „Wir haben neue Dimensionen erreicht“, erklärte Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung, am Mittwoch. Mit einem Umsatz von 321,2 Millionen Euro und einem Gewinn von 36,7 Millionen Euro seien die eigenen Prognosen übertroffen worden.

Der Ausblick ist freilich verhaltener: Da 2016 turnusbedingt schwächer ist, wird die Messe voraussichtlich einen Verlust verbuchen müssen. Bei den Messen schwanken die Ergebnisse von Jahr zu Jahr stark, je nachdem wie viele Großmessen stattfinden.

In Köln soll es aber das letzte Jahr mit einem Fehlbetrag sein: Für die nächsten vier Jahre visiert das Unternehmen einen durchschnittlichen Umsatz oberhalb der 300-Millionen-Euro-Marke an. Um das Gewinnziel durchgängig zu erreichen, investiert der Messeplatz zum einen in die Sanierung des Geländes und in neue Hallen, forciert aber auch in die Digitalisierung des Geschäfts und die Expansion im Ausland. „Nachdem wir unser Portfolio in Südostasien und Indien ausgebaut und stabilisiert haben, steht Südamerika im Fokus unserer Auslandsstrategie“, sagt Messechef Böse. Erst vor wenigen Tagen gab die Messe zudem bekannt, dass sie ihre enge Kooperation mit der Fiere di Parma konsequent fortsetzen wird.

Auch die Deutsche Messe AG in Hannover hat ihre selbst gesteckten Ziele übertroffen. Der Umsatz erreichte mit 329,3 Millionen Euro den höchsten Stand seit 2001. Das Jahresergebnis von 9,4 Millionen Euro toppte sogar deutlich die eigenen Erwartungen von 5,1 Millionen Euro. „Mit dem guten Jahresabschluss 2015 ist die Deutsche Messe einen entscheidenden Schritt in Richtung Eigenfinanzierungsfähigkeit gegangen“, sagte Messechef Wolfram von Fritsch.


Betreiber nehmen viel Geld in die Hand

Aber wie Köln schneiden auch die Hannoveraner in den geraden Messejahren nicht so gut ab. Das ficht von Fritsch nicht an: „2016 wird deutlich besser sein als das Vergleichsjahr 2014.“ Von 2010 bis 2014 sei der Umsatz in den turnusgemäß schwächeren geraden Jahren kontinuierlich um mehr als 32 Prozent gesteigert worden. Das schlage sich auch im Ergebnis nieder; dennoch rechnet die Deutsche Messe für das laufende Jahr mit einem Verlust von 6,2 Millionen Euro.

Zum Vergleich: 2010 war es noch ein Minus von 27,6 Millionen Euro. Schon 2008 und 2013 hatte daher von Fritsch der Messe zwei Sparprogramme verordnet. Ziel sei es, notwendige Investitionen aus eigener Kraft zu finanzieren. Jährlich sollen rund 20 Millionen Euro in die Verbesserung des Geländes in Hannover fließen. Bis 2032 sollen damit 100.000 Quadratmeter überdachte Ausstellungsfläche erneuert oder durch Neubauten ersetzt werden.

Auch in Düsseldorf und München wird gebaut: Am Rhein erhält der Messeturm gerade einen neuen Eingangsbereich. Spätestens 2030 soll die Komplettrenovierung aller Hallen und Kundenräume abgeschlossen sein. Dafür nehmen die Düsseldorfer viel Geld in die Hand, das wie Messechef Werner M. Dornscheidt immer wieder gern betont, aus eigener Kraft erwirtschaftet wird. Die geplante Investitionssumme in Um- und Neubaumaßnahmen beläuft sich auf 636 Millionen Euro.

Dabei spielt es keine Rolle, dass anders als in Hannover und Köln das Messejahr 2015 für Düsseldorf turnusbedingt schwächer war. Die Umsatzerlöse des Konzerns erreichten beim deutschen Branchenzweiten 302 (2014: 411,5) Millionen Euro. „Im veranstaltungsstarken 2016 wird sich der Umsatz des Konzerns auf rund 420 Millionen Euro erhöhen“, prognostizierte aber Dornscheidt. Der Branchenprimus, Frankfurt, und die Messe Nürnberg legen in der kommenden Woche ihre Zahlen vor.

Der Münchener Messechef Klaus Dittrich ist ebenfalls zuversichtlich und rechnet in diesem Jahr mit einem Rekordumsatz von über 400 (2015: 277,4) Millionen Euro. Gerade erfolgte in München der erste Spatenstich für zwei neue Hallen, die 106 Millionen Euro kosten. Nach der Fertigstellung 2018 verfügt die Messe München dann über 18 Hallen mit 200.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und rund 400.000 Quadratmetern Freigelände.

Klaus Dittrich wertet den Bau als Investitionen in die Zukunft: „Wir wollen mit Messen und Kongressen in München weiter überdurchschnittlich wachsen.“ Gleichzeitig wird München wie die anderen Messefirmen ihr Wachstum im Ausland forcieren und die Digitalisierung weiter entwickeln.

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