Koenzens Netzauge

Kein WLAN für Europa

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker möchte kostenloses WLAN in alle europäischen Kommunen bringen. Gleichzeitig nimmt seine Kommission in Kauf, dass ab Mitte 2017 der europäische WLAN-Markt komplett zusammenbricht. Eine absurde Fehlentwicklung, die einem  ganzen Wirtschaftszweig die Grundlage entziehen kann.

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So stellen sich junge Menschen die Zukunft vor
Eine Frau trägt eine VR-Brille Quelle: AP
Eine Frau trägt eine Google-Glass-Brille Quelle: dapd
Netzwerkkabel Quelle: dpa
Ein Auge Quelle: dpa
Ein Hologramm (Symbolbild) Quelle: peshkova - Fotolia
Ein Mann macht Gestensteuerung (Symbolbild) Quelle: Vasily Merkushev - Fotolia
Symbolbild Biometrische Gesichtserkennung Quelle: Maksim Šmeljov - Fotolia

„Juncker will kostenloses WLAN für Tausende Städte“, so oder so ähnlich titelte die Tagespresse begeistert, als EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im September seine Pläne für ein europaweites WLAN-Hotspot-Förderprogramm vorstellte. Bis 2020 sollten „die wichtigsten öffentlichen Orte jedes europäischen Dorfes und jeder europäischen Stadt mit kostenlosem WLAN-Internetzugang“ ausgestattet werden, schlug er in seiner Rede zur Lage der Union vor. 120 Millionen Euro wolle man dafür zur Verfügung stellen.

Hört, hört! Kostenloses WLAN in ganz Europa, gefördert von der EU. Da könnte man glatt meinen, die Europäische Union hätte die Digitalisierung unseres schönen Kontinents fest im Blick.

Aber ist das wirklich so? Zumindest sind Zweifel daran angesagt. Denn es ist dieselbe EU-Kommission, die in Kauf nimmt, dass ab Mitte 2017 der gesamte europäische WLAN-Markt austrocknet wie die Sahara. Dass die Regale im Handel leer bleiben und es ab Juni dieses Jahres eine gewisse Herausforderung werden dürfte, eine neues Smartphone, einen neuen WLAN-Router oder ein Tablet zu kaufen. Von WLAN-Infrastruktur für Unternehmen oder den Abertausenden von Juncker-Hotspots für die europäischen Kommunen mal ganz zu schweigen.

Eine unglückselige Mischung

Die Protagonisten des WLAN-Dramas sind schnell ausgemacht. Man nehme die EU-Kommission, eine ambitionierte neue Richtlinie für Funkprodukte und einen zu schleppenden Standardisierungsprozess. Und schon stehen die Hersteller vor einem unlösbaren Dilemma: Wie sollen sie die neuen rechtlichen Vorgaben der „Radio Equipment Directive“ erfüllen, wenn die dafür nötigen Normen und Standards noch nicht zur Verfügung stehen?

Die Antwort ist ganz einfach: gar nicht. Produkte legal in den Markt bringen? Damit quasi unmöglich.

Zwar gibt es noch eine kleine Schonfrist. Bis Mitte 2017 dürfen Funkprodukte noch nach den alten Regeln in den Markt gebracht werden. Doch dann? Aus und vorbei. Im schlimmsten Fall droht der komplette Lieferstopp. Gerade kleine Hersteller dürfte dies schnell an die Grenzen ihrer Existenzfähigkeit bringen.

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