Eine Gelegenheit, die wohl die Wenigsten als solche wahrgenommen hätten in Zeiten der Finanzkrise, als Unternehmen ihre Kulturetats merklich stutzten und allerorts eher über die Schließung von Museen als ihre kostspielige Erweiterung diskutiert wurde. So stoppte Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen, Mitte 2009 die auf 70 Millionen Euro taxierten Neu- und Umbaupläne staatlicher Ausstellungshallen.
Allenfalls reiche Privatsammler gönnten sich zuletzt spektakuläre Museumsbauten – etwa Galerist Heiner Friedrich, der in Traunreut die alte Fabrikhalle seines Vaters in eine 2500 Quadratmeter große Kunsthalle umwandelte, die er über eine private Stiftung finanziert.
Eine Sicherheit, von der Hollein beim Spatenstich der Städel-Erweiterung im September 2009 nur träumen konnte: Zwei Wochen zuvor war die US-Investmentbank Lehman Brothers pleitegegangen, die Finanzierung des ehrgeizigen Projekts damals noch nicht mal zur Hälfte gesichert.
Doch Hollein, der seine Pläne zur Städel-Erweiterung der Findungskommission schon zu seinem Amtsantritt erläutert hatte, vertraute darauf, „dass die Gesellschaft zusammenrücken muss, gerade in diesen Zeiten“.
Der Name auf der Spendentafel
Er behielt recht: Sieben Millionen sammelte er von der Hertie-Stiftung ein, drei Millionen spendete die Bankiersfamilie von Metzler, 16 Millionen die Stadt Frankfurt, sechs Millionen das Land Hessen, vier Millionen die Gemeinde Eschborn. Und wer im Jahr 25 000 Euro berappt, darf als Mitglied des Städelkomitees über Ankäufe mitbestimmen.
Vor allem aber startete der smarte Österreicher, der in Wien Kunstgeschichte und Betriebswirtschaft studiert und das Einmaleins des Kunstbetriebs als Assistent des umtriebigen Guggenheim-Direktors Thomas Krens in New York gelernt hatte, ein fein abgestuftes Spendenmodell: Die Patenschaft für ein Oberlicht gab es für 35.000 Euro, die für eine Stufe der Treppe, die das alte mit dem neuen Gebäude verbindet, für 50 000 Euro.
Eine einfache Spendentafel kostete 5000 Euro, der eigene Name am Saal ein paar Millionen.
Unbezahlbar: Holleins bemerkenswerte Marketingkampagne, die dem Projekt ein sympathisches Gesicht verlieh – mit einem nüchternen Slogan („Frankfurt baut das Städel – bauen Sie mit“). Und mit knallgelben Gummistiefeln, produziert und gespendet von Schuhfabrikant Deichmann, die fortan immer öfter im Stadtbild auftauchten.