Kurt Zech "Wir halten weiter Ausschau nach Akquisitionen"

Bau- und Immobilien-Unternehmer Kurt Zech über Geldverschwendung bei der von ihm übernommenen insolventen Imtech Deutschland und über die Rolle des Imtech-Nachfolgers ROM Technik beim Bau des Berliner Großflughafens BER. Ein Interview.

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Schnelles Wachstum: Unternehmer Zech vergrößert durch den Imtech-Kauf seine Belegschaft um mehr als ein Drittel. Quelle: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Herr Zech, Sie übernehmen die größten Teile des Gebäudedienstleiters Imtech Deutschland. Was passt besser: herzlichen Glückwunsch oder herzliches Beileid?

Warum Beileid?

Na ja, durch die Imtech-Übernahme wird der skandalumwitterte Bau des Berliner Großflughafens BER auch Ihr Problem. Warum tun Sie sich das an?

Zunächst: Die Hälfte der Imtech-Aufträge, die wir übernehmen, ist reines Service-Geschäft in Form von 4400 Wartungsaufträgen mit stabilem Cashflow. Die andere Hälfte sind 360 Aufträge bei Bauprojekten. Wir übernehmen aber keine alten Imtech-Risiken, soweit sie bekannt und unbeherrschbar sind - auch nicht am Berliner Flughafen. Wir laufen aber auch nicht vor Herausforderungen weg. Es ist im Interesse des Standorts Deutschland, dass der BER-Flughafen zügig fertig gebaut wird und in Betrieb geht. Ob der öffentliche Bauherr es aber tatsächlich wünscht, dass ROM Technik den laufenden Imtech-Auftrag fortführt, ist zumindest formal noch nicht entschieden.

Zur Person

Wenn die Kostenexplosionen und die Verschiebungen des Eröffnungstermins sich fortsetzen, schadet das dann nicht künftig Ihrem Ruf und dem des Unternehmens ROM-Technik, in das Sie die übernommenen Imtech-Teile einbringen?

Nach unseren Informationen haben die für die Starkstromanlagen eingesetzten Imtech Mitarbeiter beim BER eine gute Arbeit geleistet. Und diese Leistung soll auch ausschließlich im Falle einer Fortführung erbracht werden. Imtech war nach unserem Verständnis auch in der Vergangenheit nicht mit den Problembereichen Brandschutz und/oder Entrauchungsanlagen befasst.

Imtech galt als Konzern mit üppigen Strukturen und teilweise ausufernden Kosten. Sind die 2300 früheren Imtechler, deren Arbeitgeber Sie werden, überhaupt kompatibel mit der Unternehmenskultur eines Familienunternehmens?

Dass es bei Imtech teilweise ineffizient zuging, den Eindruck haben wir auch. Allein die Immobilienkosten für den von uns übernommenen Bereich werden wir von den zehn Millionen Euro, die Imtech dafür ausgab, auf unter drei Millionen Euro drücken, ohne das sich irgendjemand über sein Büro wird beklagen müssen. Auch die Ausgaben für Kommunikation und Marketing waren übertrieben hoch. Die Kunden mussten mit dafür bezahlen, dass das Stadion in Hamburg Imtech-Arena hieß. Das alles werden wir anders handhaben und werden schon deshalb dieselben hochwertigen technischen Leistungen deutlich billiger Preisen anbieten als es Imtech tat.

Sie haben gesagt, ROM Technik wird mittelständisch geführt. Geht es dabei vor allem um Kostenbewusstsein?

Nein, vor allem geht es um unternehmerisches Denken. Wir bei Zech haben flache Hierarchien. Die Leute, die Konzern gewohnt sind, in den Köpfen umzudrehen, da haben wir eine große Aufgabe vor uns.

Was macht Sie optimistisch, dass das gelingt?

Optimistisch machen mich unter anderem die Eindrücke, die ich bei einer Einführungsveranstaltung mit 80 ehemaligen Imtech-Führungskräften Mitte November hier in Bremen gewonnen habe. Von denen fällt teilweise eine große Last ab, weil sie endlich wissen, dass sie wieder handlungsfähig sind und die Baustellen wieder zuverlässig mit Material versorgt werden. Vor allem sind sie froh, dass ihre Unternehmenseinheiten, die hervorragendes Leisten, erhalten bleiben. Nicht zuletzt ist vielen noch der Name ROM Technik vertraut. Er geht auf die frühere Rud. Otto Meyer Technik zurück, die 1997 von Imtech übernommen wurde und einen hervorragenden Ruf am Markt hatte. Nicht wenige aus der Imtech-Mannschaft fühlen sich dem Namen immer noch verbunden. Wir wollen gemeinsam an die alten Werte von ROM anknüpfen.

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