Leidensbericht In der Hotline-Hölle von Unitymedia

Seite 4/4

Beschwerde einlegen möglich

Meinen ersten Internet-Anschluss bekam ich 1998. Damals gab es noch keine Flatrates, jede Minute, die ich online war, kostete Geld, und ich musste mich an- und wieder abmelden. Heute ist es viel einfacher geworden, im Internet zu surfen, online bin ich praktisch rund um die Uhr. Nur einen Internet-Anschluss erst einmal ans Laufen zu bekommen, das scheint über die Jahre schwerer geworden zu sein.

Jedenfalls war in der Hotline-Hölle niemand bereit, erneut einen Techniker vorbeizuschicken. Ein Ortsbesuch sei erst möglich, wenn die Fernwartung abgeschlossen sei, sagte ein Hotliner. Außerdem, fügte er nicht ohne Bedauern hinzu, seien die Wartungsmitarbeiter externe Dienstleister, und da gebe es durchaus welche, die ihren Job nicht gerade mit Liebe erledigten. Wenn so einer zu uns käme, könne ich ja Beschwerde einlegen.

 

Zehn Gründe, warum der Handy-Empfang rumzickt
Das falsche Handy „Neu“ heißt nicht immer auch „besser“! Im Falle von iPhone 5 und Galaxys S3 hat eine Studie der Universität Alborg beispielsweise festgestellt, dass Antennenleistung der neuen Geräte gegenüber ihren Vorgängern nachgelassen hat. Quelle: REUTERS
Falsche Zeit, falscher Ort Mitunter liegt der Zähfluss gar nicht am Handy, sondern daran, dass man mitten in der Hauptverkehrszeit online ist … und sich die Übertragungskapazität einer Funkzelle mit zig anderen Menschen teilen muss. Wird’s leerer, wird’s auch schneller. Quelle: dpa
Gratis-Apps Kostenlose Spiele gibt’s nur scheinbar gratis, tatsächlich finanzieren sich viele über eingeblendete Werbung. Die Bilder, Banner oder Videos werden parallel zu anderen Daten empfangen und fressen nicht nur Bandbreite sondern auch Batteriepower. Quelle: dpa
Allzu mobil Wer mit Auto oder Zug unterwegs ist, hat oft schlechteren Empfang, weil das Metall des Wagens die Signale abschirmt. Und je schneller es voran geht, desto schwerer wird es für’s Handy, die Verbindung beim Funkzellen-Wechsel intakt und schnell zu halten. Quelle: dpa/dpaweb
Zu aktive Freunde Wer gut in sozialen Netzen verwurzelt ist, bekommt von seinen digitalen Freunden fortwährend Updates und Nachrichten, die alle (neben den normalen Online-Daten) übertragen werden müssen … und natürlich das Online-Tempo drücken. Quelle: REUTERS
Gleiche Telefone sind nicht gleich Hersteller beziehen die Bauteile Ihrer Handys von unterschiedlichen Quellen, und nicht alle sind – trotz identischen Aussehens – gleich gut bei Leistung oder Stromverbrauch. Allein vom Galaxy S3 gibt es mindestens zehn Varianten. Quelle: REUTERS
Zu viele Apps Haufenweise Apps auf dem Smartphone fressen nicht nur den Speicher auf, sondern können auch die Netzverbindung beeinträchtigen, weil ihr Betrieb im Telefon unerwünschte magnetische Störungen auslösen kann. Quelle: dpa

Ich will mich aber nicht beschweren. Ich will Internet. Also weiter selbst rumfummeln an Kabeln, Modem und Router. Wobei der Router, wie sich bei irgendeinem weiteren Telefonat zufällig herausstellte, gar nicht nötig war, denn, sagte der Mitarbeiter, WLAN sei schon im Modem drin. Auch ihm blieb es ein Rätsel, warum uns Unitymedia für 30 Euro den weißen kleinen Kasten geschickt hatte. Überhaupt wurde es immer bunter. Per Zufall fanden wir heraus, warum das Telefon seit Tagen nicht lief. Wir hatten es am Modem in Buchse zwei eingeklinkt, eine von zwei identisch aussehenden Buchsen. Das aber, sagte uns ein Call-Center-Mitarbeiter, sei falsch. Buchse eins müsse es schon sein.

Irgendwie stellte sich auch heraus, warum sich die Box fürs Digitalfernsehen nicht einrichten ließ. Dazu bräuchten wir einen Splitter am Kabelanschluss, sagte bei einem unserer letzten Anrufe ein Mann von der Hotline - ob wir den nicht hätten? Hatten wir nicht, hatten wir nie von gehört, hatte man uns nicht geschickt.

Ich finde nicht, sagte ich schließlich an einem Nachmittag zu einem Kundenmitarbeiter, dass ich Gebühr für einen Dienst zahlen soll, den ich nicht erhalte. Immerhin erstattete er uns daraufhin 25 Euro Grundgebühr – und 30 Euro für den WLAN-Router, den wir ja ohnehin nicht brauchen. Und die fehlende Sim-Karte? Ach ja, die hätten die Kollegen vergessen, zu versenden, die gehe gleich nächsten Montag ist die Post.

Ende Juli, wir glaubten es kaum, hatten wir zwischendurch kurzzeitig eine Internet-Verbindung. Nicht auf allen Rechnern, nicht auf dem Handy, eigentlich nur auf meinem iMac - aber immerhin. Es war ein Gefühl wie damals, als ich mein erstes Modem anschloss und plötzlich mit der weiten Welt verbunden war.

Allerdings war die Verbindung nicht 100 MBit schnell, wie im Verkaufsgespräch versprochen, sondern fünf, zehn, höchstens 30 MBit. Ja, mit WLAN sei das doch normal, sagte uns ein Hotline-Mitarbeiter, schneller gehe es nur per Kabel-Verbindung. Wenn das so ist, liebe Leute von Unitymedia - warum habt Ihr uns den schnelleren Vertrag verkauft, inklusive Wlan-Router?

Ich hatte schon einen Internet-Anschluss bei Unitymedia, da hieß Unitymedia noch Ish. Immer wieder habe ich meinen Vertrag verlängert, und wenn ich umgezogen bin, habe ich habe das schwarze Kabelmodem in eine Umzugskiste gepackt und in mein neues Leben mitgenommen. Die nächste Reise aber tritt das Modem alleine an, und zwar zurück nach Bochum. Denn bei Unitymedia habe ich jetzt gekündigt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%