Liberty Media schlägt zu Die wichtigsten Fakten zum Verkauf der Formel 1

Liberty Media löst mit einem 4,4-Milliarden-Dollar-Deal den bisherigen Formel-1-Hauptgesellschafter CVC ab. Was bedeutet das für die Zukunft der Formel 1? Die wichtigsten Antworten.

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Formel-1-Rennen in Monza. Quelle: dpa

Wer steckt hinter Liberty Media?

Der künftige Besitzer der Formel-1-Rennserie ist Liberty Media. Der US-amerikanische Medienkonzern wurde seit Jahren immer wieder als möglicher Käufer genannt. Hinter dem Unternehmen Liberty steht vor allem der US-Milliardär John Malone, wegen seiner aggressiven Deals auch „Cable Cowboy“ genannt. In Deutschland gehört etwa der Kölner Kabelnetzbetreiber Unitymedia zu Malones Reich. Liberty hält jedoch auch Anteile am US-Medienkonzern Discovery. In Deutschland ist Discovery mit dem Sender Eurosport am Markt vertreten. Discovery hatte für Aufsehen gesorgt, als der Konzern im vergangenen Jahr dem Internationalen Olympischen Komitee die weltweiten Senderechte an den Olympischen Spielen für 1,3 Milliarden Euro abkaufte.


Wie soll der Deal laufen und was ist die Formel 1 wert?

Liberty Media zahlt nicht nur 4,4 Milliarden Dollar (umgerechnet etwa 3,93 Milliarden Euro), sondern übernimmt dazu auch Schulden in ähnlicher Höhe. Der Deal wird also insgesamt mit acht Milliarden Dollar bewertet, also umgerechnet 7,15 Milliarden Euro. Der bisherige Hauptgesellschafter war der Finanzinvestor CVC, der 35,5 Prozent an der Muttergesellschaft der Rennserie, Delta Topco, hielt. Damit verbunden ist die Mehrheit der Stimmrechte; CVC hatte also das Sagen. Ob Liberty bereit ist oder plant, auch die weiteren Anteilseigner, darunter der norwegische Öl-Staatsfonds und der US-Finanzdienstleister Waddell & Reed, aus dem Rennzirkus herauszukaufen, ist bislang nicht bekannt. Laut der Mitteilung, die CVC und Liberty in der Nacht verschickten, werde das „Verkäufer-Konsortium“, das von CVC angeführt werde, nach Abschluss des Geschäfts an Bord bleiben und 65 Prozent des Kapitals der neuen Formula One Group halten. Das weist darauf hin, das Liberty nur 35 Prozent der Anteile erwirbt, aber offenbar die Mehrheit der Stimmrechte.

Unter welchem Dach landet die Formel 1?

Die Formula One Group wird unter dem Dach der Liberty Media Group angesiedelt sein. Wie zu erwarten war, wird der US-Medienmanager Chase Carey neuer Chairman der Formula One Group. Altmeister Bernie Ecclestone, der die Formel 1 innerhalb der vergangenen 40 Jahre zu dem gemacht hat, was sie heute ist, bleibt zunächst als CEO der Formel 1 an Bord. Er selbst hatte sich bereits am Mittwoch so geäußert, dass ihn die neuen Besitzer wohl noch weitere drei Jahre im Amt halten wollen.

Was Sie zu Liberty Media wissen müssen

Steigert der Verkauf der Anteile den Wert und die Attraktivität der Formel 1?

Beobachter sagten vor Bekanntwerden des Deals, dass ein Besitzerwechsel an der Zeit wäre. So habe CVC die Rennserie vor allem gemolken, gleichzeitig jedoch habe die Attraktivität des Rennsports gelitten. Mit dem seit einigen Jahren eingeschlagenen Kurs, Rennstrecken nicht mehr in den Kernmärkten Europas zu bauen sondern in Länder auszuweichen, die das Rennspektakel vor allem als Instrument betrachten, internationale Investoren auf sich aufmerksam zu machen und politisch daraus Nutzen zu ziehen, hat auch der Formel 1-Macher Bernie Ecclestone viele Fans des Sports vergrault.

Warum er es dennoch tat, findet seinen Grund in den hohen Antrittsgebühren, die er von den Ausrichtern eintrieb. Länder wie Aserbaidschan, Dubai und Russland sollen zwischen 40 und 50 Millionen Euro bezahlt haben, damit die Formel 1 ihre Motoren dort anließ. Auch wenn die Kasse unter dem Strich für die Formula One Group gestimmt haben mag – in den neuen Märkten hat die Formel 1 keinen Boom ausgelöst, sondern eher Probleme, Zuschauer anzulocken. Die Abenteuer in Südkorea oder Indien wurden nicht ohne Grund nach jeweils drei Jahren beendet.



Und wie sah die Lage in Europa aus?

Auch nicht besser. Auch in Europa müssen die Rennstrecken-Betreiber Ecclestones Truppe Millionenbeträge überweisen – die sie dann meist auf die Ticketpreise für die Fans an der Strecke umlegen. Die „Bild“-Zeitung spricht von Preisen von bis zu 600 Euro für ein Rennwochenende. Damit haben sich die Erlöse aus den Rennstrecken für die Formel-1-Organisatoren zur wichtigsten Erlösquelle entwickelt, wichtiger noch als die Einnahmen aus den Verkäufen der TV-Rechte. Die Frage ist allerdings, wie nachhaltig diese Strategie ist – bleiben die Fans aus, verliert die Formel 1 ihre Basis.

Was könnte Liberty anders machen?

Um konkrete Änderungen zu benennen. ist es noch zu früh. Gerüchteweise soll Liberty jedoch darauf abzielen, vor allem die Medienerträge zu steigern. Immerhin ist die Rennserie nach der Fußball-WM und den Olympischen Spielen das größte weltweite Sportereignis, das zudem auch nicht nur alle zwei bis vier Jahre für einen knappen Monat stattfindet, sondern jedes Jahr vom Frühjahr bis in den Spätherbst. Wie sich daraus mehr Kapital schlagen lässt, ist noch offen.

Sollte Liberty das allerdings gelingen, könnten im Umkehrschluss die Eintrittspreise an den Rennstrecken sinken, so die Hoffnung vieler Fans. Ob das jedoch mehr ist als Wunschdenken, sei erst einmal dahingestellt. Denn wenn Liberty in die Übernahme, in die Rennen, die Show und die Übertragungen investiert mit dem Ziel, das Paket wieder interessanter zu machen– warum sollten sie dann auf mögliche Einnahmen verzichten?

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