Lieferando, Lieferheld, Foodora Beißen Lieferdienste die Hand, die sie füttert?

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Pizza.de verdreifachte die Provision

Der Gastronom konnte seinen Umsatz nach eigenen Angaben um mehr als die Hälfte steigern, seit er mit den Lieferdiensten kooperiert. Drei neue Mitarbeiter musste er einstellen. „Sonst hätten wir die Nachfrage gar nicht mehr bewältigen können“, erzählt er. Die Online-Bestellungen wirken sich sogar positiv auf sein klassisches Geschäft aus, denn immer wieder kommen Gäste ins „Black Cat“, die erst im Internet von dem Lokal erfahren haben. Es ist eine Win-win-win-Situation: für die Kunden, für den Gastronomen – und für die Essens-Logistiker selbst, die an den Liefer-Provisionen verdienen.

Das Problem ist: Diese Win-win-win-Situation ist nur eine Momentaufnahme, aus der bald schon eine Win-win-lose-Situation werden könnte. Und die Loser, das könnten die Gastronomen sein. Was ihnen droht, zeigt die David-gegen-Goliath-Geschichte von Thomas Wilde.

Wilde ist Inhaber der Berliner Franchise-Kette „Call a Pizza“. Mehr als 100 Filialen tragen den Namen, deutschlandweit liefern unternehmenseigene Fahrer das Essen an die Kunden aus. Wilde arbeitete lange Zeit mit der Plattform Pizza.de zusammen, die wie Lieferheld und Foodora heute Teil des Delivery-Hero-Imperiums ist. Doch als Pizza.de die Provision erhöhte, reichte es Wilde. Er sollte statt 36 Cent pro Auftrag plötzlich mehr als einen Euro zahlen. „Das war eine unverschämte Forderung“, findet Wilde.

Die liebsten Fast-Food-Restaurants der Deutschen
Mövenpick Marché
Vapiano Quelle: dpa
Le Buffet (Karstadt) Quelle: PR
Ikea Restaurant Quelle: IKEA / Helmut Stettin
Kentucky Fried Chicken (KFC) Quelle: PR
Pizza Hut Quelle: PR
Subway Quelle: dpa

Seinen Franchise-Nehmern, so rechnet er vor, wäre dadurch die Hälfte ihres Einkommens weggebrochen. Statt beispielsweise 6000 Euro im Monat wären einem selbstständigen Pizza-Bäcker nur noch 3000 Euro geblieben.

„Ich kann meinen Leuten nicht erklären, warum sie für ein so vergleichsweise niedriges Gehalt überhaupt noch unternehmerische Risiken eingehen sollen“, sagt Wilde. Er verließ pizza.de und wechselte zur Konkurrenz von Lieferando, weil das Unternehmen eine niedrigere Provision verlangt. Ein Happy End – das es in einigen Jahren so womöglich nicht mehr geben wird.

Es ist das Wesen des Internets, dass nicht wie in der analogen Vergangenheit mehrere Anbieter koexistieren – sondern meist ein Unternehmen übrig bleibt, das fast den gesamten Markt beherrscht und die Gewinne abschöpft. Es gibt heute nur noch eine relevante Auktionsplattform im Netz: Ebay. Amazon dominiert den E-Commerce, Google den Suchmaschinen-Markt.

Auch bei den Essens-Logistikern könnte einer nach dem anderen aufgeben, bis sich ein Unternehmen durchsetzt. „Hat erst mal ein Online-Lieferdienst wesentlich mehr Restaurants als die anderen im Angebot, werden immer mehr Kunden zu dieser Plattform wechseln. Mehr und mehr Lokale werden folgen, weil sie auf dieser einen Plattform mehr Nutzer erreichen können“, sagt Jochen Pinsker, Gastro-Experte des deutschen Ablegers des US-amerikanischen Marktforschungsinstituts npdgroup. In der digitalen Ökonomie zählt vor allem Größe.

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