Logistik Paketzusteller im Visier
Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff landet einen Scoop und urplötzlich steht die GLS im Kreuzfeuer der Kritik. Doch wie ist eigentlich die Lage bei den anderen großen Paketzustellern?
Die Branche der Paketzusteller ist ins Visier der Öffentlichkeit geraten. Undercover-Journalist Günter Wallraff prangerte die Zustände beim Zustellunternehmen GLS an. Im ZEIT-Magazin schreibt er, GLS würde die Mitarbeiter zu folgenden Konditionen bezahlen: „Monatslohn von 1200 bis 1300 Euro. (…) Dafür müssen Mitarbeiter die Touren abfahren. Die Subunternehmern erhalten einen individuell mit GLS ausgehandelten Preis pro Paket, der in der Regel zwischen 1,20 und 1,40 Euro liegt“. Zudem arbeitet GLS ausschließlich mit Subunternehmern.
Beschäftigte: Für GLS sind in Deutschland nach eigenen Angaben 3.850 Zustellfahrzeuge unterwegs. Hinzu kommen 580 Fernverkehrs-Lastwagen. GSL hat außerdem 57 Depots. Wie viele Menschen insgesamt für das Unternehmen tätig sind, ist nicht bekannt.
Bezahlung: Zwischen zwischen 1,20 und 1,40 Euro pro Paket
Monatslohn: Zum Monatslohn gibt GLS keine Auskunft
Bild: dpa
Hermes
Beschäftigte: Die Tochter des Versandhändlers Otto stellt rund 92 Prozent der Sendungen in Deutschland über knapp 400 Generalunternehmer zu. In Spitzenzeiten fahren für Hermes somit bis zu 13.000 Beschäftigte. Hermes beschäftigt 400 eigene Fahrer, weitere 80 Fahrer kommen in diesem und 40 im kommenden Jahr hinzu.
Bezahlung: Auch Hermes zahlt pro Paket, allerdings mehr als GLS. Pro Paket erhalten die Hermes-Fahrer 1,20 Euro bis mehr als 1,60 Euro – abhängig von Sendungsdichte und geographischen Gegebenheiten. Im Bundesdurchschnitt lag Hermes im April bei 1,45 Euro je Paket im Rahmen der normalen Paketzustellung oder auch Abholung an der Haustür. Hinzu kommt der "Dieselcent" (derzeit 1,5 Cent pro Paket), den Hermes zahlt und laut eigenen Angaben erhöht, wenn die Spritpreise über das Mittel des Jahres 2009 steigen. Leistungen wie der Koffertransport, der Premium-Service (Zeitfenster-Zustellungen), Nachnahme- und Identservice-Sendungen vergütet Hermes höher. Einen Strafenkatalog wie laut Wallraff bei GLS gibt es bei Hermes nicht.
Monatslohn: Zum Monatslohn macht Hermes keine Angaben, weil die Zusteller bei den Generalunternehmern angestellt sind und entsprechend von diesen auch entlohnt werden. Im Idealfall haben die Subunternehmen mehrere Standbeine und erschließen sich so Synergien. Laut Hermes sind rund 75 Prozent der im Hermes-Auftrag eingesetzten Fahrer in sozialversicherungspflichtigen Angestelltenverhältnissen tätig
Bild: dapd
DPD
Beschäftigte: Seit 30 Jahren arbeitet DPD ausschließlich mit selbstständigen Transportunternehmen zusammen, den „DPD Systempartnern“. Derzeit gibt es etwa 1.000 Systempartner, die die Zustellung der Pakete mit über 7.000 Fahrzeugen übernehmen.
Bezahlung: DPD weist auf „lange Geschäftspartnerschaften“ mit den Subunternehmen hin. Die Vergütung der Systempartner werde individuell berechnet. „Durch eine Analyse unterschiedlicher Faktoren wie Größe des Gebiets, Anzahl der Stopps, Tourenstruktur, Zeit- und Kostenaufwand wird eine aufwandsbezogene Vergütung errechnet und in einen Preis pro Paket umgelegt“, heißt es auf Anfrage. Zu den dadurch erzielten Preisen pro Pakte machte DPD keine Angabe.
Monatslohn: Im bundesweiten Durchschnitt erhält ein DPD-Zusteller laut Unternehmen ein Monatsgehalt von etwa 1.800 Euro brutto. In der Regel sind die Zusteller sozialversicherungspflichtig angestellt.
Bild: Pressebild
DHL
Beschäftigte: Die Beschäftigten der Pakettochter der Deutschen Post genießen gute Arbeitsbedingungen. DHL stellt mehrheitlich mit eigenen Mitarbeitern zu. Insgesamt arbeiten für DHL 60.000 eigene Zusteller. Bis 2015 hat sich der Konzern tarifvertraglich verpflichtet, nur maximal 990 Zustellbezirke in Deutschland an Subunternehmer rauszugeben. Bei 38.500 Zustellbezirken ist das eine Quote von weniger als drei Prozent.
Bezahlung: Die Post-Tochter zahlt keinen Stücklohn, sondern als Einstieg mehr als elf Euro Stundenlohn bei einer tariflich vereinbarten 38,5 Stunden-Woche. Überstunden werden zusätzlich bezahlt.
Monatslohn: Die Beschäftigten erhalten laut DHL einen Monatslohn in Höhe von 1.860 Euro bis maximal 3.225 Euro. Der Lohn beinhaltet Urlaubsgeld (ca. 320 Euro), Weihnachtsgeld (zwischen 1.860 und 2.800 Euro), ein variables Entgelt (ca. 1.500 Euro) und bezahlte Überstunden. Zudem erhalten die Zusteller 26 bis 30 Tage Urlaub. Die Jahresgesamtvergütung liegt bei mindestens 26.000 Euro; in der Spitze bei ca. 42.000 Euro.
Angaben zu den Monatslöhnen bei den fremdvergebenen Zustellbezirken macht die Deutsche Post nicht. „Die genaue Höhe der dort gezahlten Monatslöhne ist uns nicht bekannt“, heißt es offiziell. Bei Verstößen gegen die Vergütungsstandards von DHL greift das Unternehmen nach eigenen Angaben aber hart durch. Tatsächlich kündigte DHL dem Subunternehmen HFL in Hamburg im vergangenen Jahr, nachdem nicht akzeptable Zustände publik wurden. Der Konzern übernahm die 150 HFL-Beschäftigten.
Bild: dpa
UPS
Beschäftigte: Laut Wallraff „hat UPS zu 70 Prozent eigene Zusteller, die tariflich bezahlt werden.“ Das Unternehmen bestätigt, dass es "hauptsächlich eigene Zusteller" für die Paketzustellung beschäftigt. Diese seien fest angestellt und arbeiten in der Regel in Vollzeit. UPS beschäftigt in Deutschland über 15.000 Mitarbeiter, die sozialversicherungspflichtig sind. In einigen, hauptsächlich ländlichen Gebieten Deutschlands arbeitet UPS auch mit Vertragsunternehmen zusammen - im UPS-Jargon "Outside Service Provider". Es handele sich hier um langfristige Partnerschaften mit mittelständischen Unternehmen.
Bezahlung und Monatslohn: Laut UPS erhalten die Subunternehmen eine "leistungsabhängige Vergütung". Auch die bei Vertragsunternehmen beschäftigen Zusteller sind fest und sozialversicherungspflichtig angestellt. Die Beschäftigung von Sub-Subunternehmern schließt UPS vertraglich aus. In der Regel zahlen die Subunternehmen ihren Zustellern einen Festlohn, was vertraglich mit UPS festgelegt wird. UPS führt jährlich Stichproben bei Sozialversicherung, Berufsgenossenschaft und Finanzamt durch, um diesen Vertragspunkt sicher zu stellen.
Bild: dapd
- Teilen per:
- Teilen per: