Nach 14 Streiks haben Lufthansa und ihre Piloten eine erste Teillösung erreicht. Das Unternehmen und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit nahmen am Mittwoch die Empfehlung des Schlichters Gunter Pleuger zu den künftigen Pilotengehältern an. Zugleich erklärte der Konzern einseitig, 40 neue Flugzeuge nicht mehr mit Piloten zu besetzen, die nach dem umstrittenen Konzerntarifvertrag (KTV) bezahlt werden. Mit dem Einsatz kostengünstigerer Piloten sollen die 85 Millionen Euro für die Gehaltssteigerungen kompensiert werden.
Die VC reagiert darauf zunächst nicht und empfahl ihren Mitgliedern, bei der anstehenden Urabstimmung den Kompromiss zum Gehalt anzunehmen. Es ist aber damit zu rechnen, dass der Lufthansa-Vorstoß die weiteren Gespräche zu den noch offenen Tarifthemen wie Betriebsrenten und Übergangsversorgung belasten wird. Dort sind neue Pilotenstreiks keineswegs ausgeschlossen.
Die rund 5400 Piloten im Konzerntarifvertrag (KTV) von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings erhalten nach der Einigung in vier Stufen insgesamt 8,7 Prozent mehr Geld. Zusätzlich gibt es eine Einmalzahlung im Gesamtvolumen von rund 30 Millionen Euro, was voraussichtlich einer Ausschüttung von 5000 bis 6000 Euro je Beschäftigten entspreche, teilte das Unternehmen mit. Die Laufzeit der Vergütungstarifverträge gilt bis Ende 2019.
Immer wieder Streiks bei Lufthansa und ihren Töchtern
Flugkapitäne der Lufthansa legen mehrmals die Arbeit nieder. Von dem Premieren-Streik sind mehrere tausend Verbindungen betroffen. Am Ende erstreitet die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ihren ersten Tarifvertrag.
Das Boden- und Kabinenpersonal der Lufthansa streikt fünf Tage lang. Mehrere hundert Flüge fallen aus. Die Gewerkschaft Verdi und das Unternehmen einigen sich am Ende auf höhere Gehälter.
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo verursacht den bis dahin größten Ausfall an einem einzigen Streiktag in der Geschichte der Lufthansa. Rund 1000 Flüge werden gestrichen, es trifft über 100.000 Passagiere. Beide Seiten beschließen eine Schlichtung.
Ein Warnstreik des Bodenpersonals legt den Flugverkehr der Lufthansa in Deutschland fast lahm. Der Airline zufolge sind rund 150.000 Passagiere betroffen. Im Mai verabreden Verdi und der Konzern anschließend gestufte Entgelterhöhungen und einen Kündigungsschutz.
Start einer Streikserie von mittlerweile 13 Runden der Lufthansa-Piloten. Anfangs fallen rund 3800 Flüge aus. Es geht um Übergangsrenten, Gehalt, Altersvorsorge und im Hintergrund auch immer um die Billigtochter Eurowings.
Die Piloten erklären die im Mai begonnene Schlichtung für gescheitert. Drei Wochen später bieten sie Lufthansa Einsparungen von über 400 Millionen Euro an, um Job-Verlagerungen zu verhindern.
Vorerst letzte Etappe des Pilotenstreiks: 16 Stunden Ausstand auf der Langstrecke sowie am folgenden Tag auch auf den Kurz- und Mittelstrecken. Das Landesarbeitsgericht Hessen erklärt den Ausstand für unrechtmäßig, weil tariffremde Ziele verfolgt würden. Seit April 2014 sind wegen der Pilotenstreiks mehr als 8500 Flüge ausgefallen, wovon rund eine Million Passagiere betroffen waren.
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo startet einen einwöchigen Ausstand des Lufthansa-Kabinenpersonals. Der Konflikt wird schließlich vom SPD-Politiker Matthias Platzeck geschlichtet.
Ufo ruft bei Eurowings und Germanwings das Kabinenpersonal zu einem 24-stündigen Streik auf. Der Konflikt dauert an.
Nachdem Verhandlungen über die Vergütung von rund 5400 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa und der Tochter Germanwings gescheitert sind, ruft die VC erneut zum Streik auf. Die Gewerkschaft fordert - über fünf Jahre - ein Plus von 22 Prozent.
Der Konzern bezifferte die Gesamtkosten auf 85 Millionen Euro, die an anderer Stelle kompensiert werden müssten. 40 neu zugehende Flugzeuge sollten außerhalb des KTV eingesetzt werden dürfen. Es blieb unklar, ob es sich um zusätzliche Maschinen handelt oder um Ersatzjets für die bestehende Lufthansa-Flotte mit derzeit 334 Maschinen (Stand 30.9.2016). Der Konzern will dafür möglicherweise eine neue Gesellschaft gründen und umgeht damit den KTV.
Formal ging es in der Mitte Januar begonnenen Schlichtung ausschließlich um die Gehälter der 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag für die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings fliegen. Pleugers Schlichterspruch musste sich folglich auf dieses Thema beschränken.
Kurz vor Ende des Schlichtungsverfahrens hatte Lufthansa die Piloten bereits vor einem zu hohen Abschluss gewarnt und mit der Gründung einer neuen Gesellschaft gedroht. Der umstrittene Konzerntarifvertrag sieht vor, dass Flugzeuge der Marke Lufthansa nahezu ausschließlich von Piloten geflogen werden dürfen, die nach dem KTV beschäftigt werden. Lufthansa sucht daher nach Wegen, Flugzeuge mit billigeren Piloten betreiben zu können. Im Konzern sind die KTV-Piloten bereits in der Minderheit. Bei allen Töchtern wie Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings wird weniger gezahlt.
Der Tarifkonflikt läuft seit bereits seit 2012 - mit mittlerweile 14 Streiks, 500 Millionen Euro Kosten und ungezählten Verhandlungsrunden. Der bislang letzte Streik hatte Reisepläne von Lufthansa-Kunden Ende November durcheinander gebracht.