Lufthansa Warum ein Etihad-Einstieg Unsinn wäre

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Arabisch-westlichen Flugallianzen haben Risiken und Nebenwirkungen

Für ein solches Bohei hat Lufthansa-Chef Spohr gerade so gar keine Zeit. Er treibt bei der Linie eine Runderneuerung voran, die ihn regelmäßig an den Rand des Unmöglichen führt. So will er seine Billigtochter Eurowings zu Europas drittgrößtem Billigflieger ausbauen. Dafür setzt er notgedrungen ein völlig unerprobtes Modell um: Er versucht, eine Gruppe von Unternehmensteilen anderer Linien mit teilweise völlig verschiedenen Arbeitsweisen unter einem Dach zu vereinen. Wie leicht das abschmiert, ist ihm noch von den Pannen beim Start der Billiglangstrecke im Herbst 2015 mit tagelangen Verspätungen in schmerzhafter Erinnerung.

Dazu muss Spohr den traditionellen Teil seines Flugportfolios unter den Marken Lufthansa, Swiss, und Austrian neu zuordnen. Dabei will er die weitgehende Eigenständigkeit der einzelnen Linien einschränken und so die Kosten senken.

Zu guter Letzt schadet ein Etihad-Einstieg dem Betriebsklima. Bereits heute haben die nötigen Veränderungen der Lufthansa einen gewaltigen Widerstand der Belegschaft und eine Streikwelle beschert, die es bislang nur in südeuropäischen Ländern gab. „Da wäre es ein rotes Tuch, wenn jetzt Anteilseigner aus einem Land kommen, das keine Arbeitsnehmerrechte kennt und Schwangeren kündigt“, so ein Mitarbeitervertreter.

3. Die Partnerschaft würde Lufthansa schwächen

Seit Qatar Airways sich an der British-Airways-Mutter IAG beteiligt hat, singt deren Chef Willie Walsh das Loblied von den Vorteilen eines Aktionärs vom Persischen Golf. Viel Geld, politischer Rückhalt bei der Regierung und viele sachverständige Beratungen hochrangiger Experten: Alles Dinge, die bei Airlines sonst Mangelware sind.

Doch leider gehören zum Beipackzettel der arabisch-westlichen Flugallianzen jede Menge Risiken und Nebenwirkungen.

Die Verbindung brächte Ärger mit den bestehenden Partnern der Lufthansa. Gerade die asiatischen Linien wie Singapore Airlines oder Thai Airways leiden massiv unter den Golflinien. Dazu wächst der Widerstand in den USA. Hier wehren sich die großen Gesellschaften wie Lufthansas Partner United Airlines gegen die Golflinien und bekämpfen gerade Etihad als Beispiel für staatsfinanzierten unlauteren Wettbewerb. "Innerhalb unserer Star Alliance würde darum eine Etihad-Verbindung mit der Lufthansa das langjährige Vertrauen gefährden und als Signal gegen eine tiefere Zusammenarbeit gelten", so ein Manager einer Lufthansa-Partnerlinie.

Das wäre jetzt besonders schädlich. Denn die Branche rutscht gerade in eine Krise. Schon jetzt sind die Flugpreise gerade Richtung Asien niedrigere denn je.

Und das ist erst der Anfang. Die Flugbranche schüttelt ein "perfekter Sturm", beschreibt Easyjet-Chefin Carolyn McCall die unheilvolle Gemengelage aus der sich abkühlenden Weltkonjunktur, Terrorangst bei Touristen und drohenden Protektionismus, der die Zahl Geschäftsreisenden sinken lässt. Und weiteres Unheil droht durch steigende Spritpreise und wachsende Überkapazitäten.

Dagegen hilft aus Sicht der Lufthansa-Alliierten nur eine engere Partnerschaft. "Denn die sorgt für niedrigere Kosten und höhere Einnahmen, weil die Linien ihr Angebot und ihre Tarife besser abstimmen können. Das wäre gefährdet, wenn wir über unsere Partnerschaft am Ende Etihad stärken würden", so der Airlinemanager.

Das haben inzwischen wohl auch viele Medien eingesehen, nicht zuletzt "Il Messaggero". Bereits vor dem Lufthansa-Dementi am Nachmittag war die Nachricht auf der Internetseite der italienischen Kollegen nicht mehr zu finden. Das ist sehr ungewöhnlich für einen solchen europaweiten Scoop, der auf einen Schlag den Unternehmenswert eines bekannten Unternehmens um mehrere hundert Millionen Euro anhebt.

Das bedeutet freilich nicht, dass am Ende Lufthansa nicht doch einen Investor aus Abu Dhabi bekommt. Laut Branchenkennern gibt es Gespräche mit Etihad und über eine Kapitalbeteiligung. Doch es sind wohl zwei Runden, nicht eine. Denn mit Etihad redet Lufthansa derzeit über die Einzelheiten der fliegerischen Partnerschaft. Daneben gibt es wohl Kontakt zum Staatsfond Abu Dhabi. Der würde gern neben Etihad auch in eine erfolgreiche Airline investieren. Aber es geht angesichts der beschriebenen Probleme wohl nur um einen kleineren Anteil.

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