Lufthansa Kranich aus der Krise

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Der Germanwings-Absturz

6.    Absturz Germanwings

Der neue Lufthansa-Chef Christoph Franz ging ab 2011 die verschleppten Reformen an. Doch die Belegschaft reagierte zurückhaltend. Weil der Aufschwung der Konkurrenz wie Easyjet und Emirates die Lufthansa lediglich langsam zermürbte, aber sie, anders als frühere Krisen, nicht in tiefrote Zahlen stürzte, waren besonders die Piloten von einer weiteren Sparrunde nicht überzeugt.

Auslöser der Krise: Der erste Unfall einer Lufthansa-Maschine im Reiseflug beendete eine nahezu makellose Serie der Sicherheit. Das trifft die Lufthansa härter als andere, weil sie, trotz aller Bemühungen in jüngerer Zeit, beim Service deutlich hinter den wichtigsten Wettbewerbern liegt.

Folgen: Der Absturz erschütterte das Fundament der Lufthansa. Bereits die Tatsache eines Unfalls rührte am Bild der besonders sicheren Lufthansa. Und die immer neuen Entwicklungen bis hin zur unvorstellbaren Wendung, dass ein Pilot die Maschine absichtlich zum Absturz brachte, lähmten die Linie. Das saß anfangs so tief, dass ein Teil der Belegschaft nicht mehr fliegen wollte. Einige davon gingen gar an die Presse mit dem Hinweis, das Flugzeug sei unzuverlässig gewesen.

„Bei allem Verständnis für den Schock und den Schmerz müssen sich die Mitarbeiter doch fragen lassen, warum ihnen das Risiko ihres Berufs so wenig bewusst war, dass sie in einer Notlage den Kunden und gerade den Angehörigen der Opfer kein Signal des Vertrauens in die Sicherheit ihres Unternehmens geben konnten, so wie es die Mehrzahl der Kollegen konnte“, sagt ein führender Manager der Reisebranche.

Reaktion: Der neue Konzernchef Carsten Spohr ging offensiv in die Öffentlichkeit und warb um Vertrauen, weil er offen seine Erschütterung zeigte und versprach, die Sicherheit weiter zu verbessern. „Da waren wir intern wohl alle froh, dass Spohr Konzernchef war, denn er brachte dies besser rüber als es sein Vorgänger Christoph Franz in seiner kühleren, rationalen Art gekonnt hätte“, so ein Insider. Ganz fehlerlos agierte Spohr nicht, etwa, als er zunächst ausschloss, dass wie bei anderen Airlines ein Flugbegleiter ins Cockpit geht, sobald einer der Piloten den Führerstand verlässt.

Erfolg: Wie sich die Lufthansa diesmal schlägt, ist noch nicht absehbar. „Aber wenn Spohr die Katastrophe mit Bedacht aufarbeitet, kann sie ihn auch bei seinem überfälligen Neuanfang unterstützen“, glaubt der selbstständige Unternehmensberater Markus Franke. „Die gemeinsame Bewältigung des Unglücks könnte das Wir-Gefühl stärken und Energie für den Umbau des Konzerns liefern.“

Und das hat in früheren Krisen immer geklappt. Zumindest bis zum Jahr 2001.

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