Lufthansa Kranich aus der Krise

Der Unfall des Germanwings-Flugs in Frankreich erschüttert die Lufthansa in ihren Fundamenten. Doch in ihrer 60-jährigen Geschichte hat die Fluglinie tiefere Einbrüche erlebt – und gemeistert.

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Krisen und Katastrophen des Lufthansa-Konzerns Quelle: dpa Picture-Alliance

Der 15. April sollte am Frankfurter Flughafen ein Freudentag werden. Mit einer Reihe von Feiern und Flugzeugen in traditioneller Bemalung wollte die Deutsche Lufthansa an den 60. Jahrestag ihrer Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern. Am 1. April 1955 hob ein Flieger der Deutschen Lufthansa AG zum ersten Linienflug ab.

Doch nach den Ereignissen der vergangenen Woche hat das Unternehmen alle Feiern offiziell abgesagt. Statt der Partys gibt es am 17. April nun einen Gedenkgottesdienst für die Opfer des Germanwings-Absturzes im Kölner Dom.

In der Unternehmenszentrale und an den Flughäfen ist seit der Katastrophe von Flug 4U9525 niemandem zum Feiern zu Mute. Der Schock sitzt so tief, dass selbst ehemalige Mitarbeiter sich wieder als Lufthanseaten fühlen, selbst wenn sie den gelben Hausausweis vor Jahren abgegeben haben: „Dass einer von uns zu so etwas fähig ist“, beginnen die meisten Antworten mit dem unausgesprochenen Hinweis, dass der Co-Pilot der Unglücksmaschine den Absturz nach Ermittlungserkenntnissen offenbar absichtlich herbei geführt hat.

Die Fakten zum Germanwings-Absturz

Im Gegensatz zu den Tagen nach dem Absturz mischen sich in Trauer und Wut nun auch neue Noten: Trotz und zarte Aufbruchsstimmung. „Wir werden uns nicht unterkriegen lassen“, so ein Lufthanseat. „Wir haben in der Vergangenheit schon viel überstanden und einige deutlich bedrohlichere Situationen gemeistert“, so ein führender Mitarbeiter. Am Ende raufte sich das Unternehmen immer zusammen und schaffte eine Wende. „In der Krise zusammenstehen war schon immer der Geist der Lufthansa“, sagt ein Aufsichtsrat.

Tatsächlich rückten die Lufthansa-Mitarbeiter in den bislang schwersten Stunden eng zusammen – zumindest kurzfristig. War die unmittelbare Gefahr vorbei, endete insbesondere die Partnerschaft zwischen Angestellten und Konzernspitze meist schnell.

Welche Katastrophen die Lufthansa bislang erlebte – und wie sie diese überstanden hat.

1.    Neugründung

Während in anderen Ländern Europas die Fluglinien fast unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wieder loslegten, startete die Lufthansa erst 1955. Weil die alte Lufthansa bis 1945 nahe am Nazi-Regime und der Luftwaffe arbeitete – und dabei mindestens 10.000 Zwangsarbeiter beschäftigte -, untersagten die alliierten Siegermächte eine eigene deutsche Fluglinie.

Auslöser der Krise: Andere Fluglinien wie die niederländische KLM und British-Airways-Vorläufer wie BOAC hatten bereits ein eigenes Flugnetz aus ihren Hauptstädten mit treuen Passagieren und ersten Langstreckenverbindungen aufgebaut. In Deutschland war die Lufthansa weit davon entfernt. Ohne echte Hauptstadt fehlte ihr in der föderalen BRD ein natürlicher Heimatflughafen.

Folgen: Die Lufthansa flog der Konkurrenz erstmal hinterher. Zudem musste die Fluggesellschaft mangels eigener Piloten mit Lizenzen für die neuen britischen oder amerikanischen Maschinen in großem Stil ausländische Piloten beschäftigen.

Das wirkt bis heute nach. Weil gerade die US-Flugzeugführer ihre Gehälter damals nach den Tarifen ihrer Heimat zu einem hohen Wechselkurs erhielten, bekamen auch die hinzukommenden deutschen Piloten überdurchschnittlich viel Geld.

Die sechs größten Baustellen der Lufthansa

Reaktion: Wie der Rest der deutschen Wirtschaft setzte auch die Lufthansa auf Technik und Effizienz, um aus hohen Löhnen erträgliche Lohnstückkosten zu machen. Als Nachzügler konnte die Lufthansa fast als erste Linie neue sparsamere Maschinen wie die Propellermaschine Lockheed „Super-Connie“ und bald die ersten Düsenjets vom Typ Boeing 707 kaufen.

Erfolg:  Der Fokus auf Zuverlässigkeit und Sicherheit, sowie das deutsche Wirtschaftswunder mit dem Exportboom ließen die Lufthansa rasch wachsen. Sie wurde zu einer der größten Linien in Europa.

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