Lufthansa Tarifkonflikt Für die Passagiere bedeutet die Einigung nichts Gutes

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Lufthansa vs. Piloten bleibt ein Zermürbungskampf

Lufthansa kann schlecht nachgeben. Sonst gefährdet sie ihre Sparziele und damit die Einkünfte für nötige Investitionen in moderne Flugzeuge und die anstehenden Preiskämpfe in der beginnenden Krise der Branche. Und selbst wenn sich die Piloten etwas bewegen, hilft das wenig. Will Spohr wirklich die Kosten in einem Ausmaß drücken, dass die Lufthansa im Fluggeschäft mit den deutlich effizienteren Billigfliegern oder den Gesellschaften aus den USA und Asien mithalten kann, braucht er mehr als niedrigere Gehälter. Er muss das ganze Fluggeschäft neu denken. Denn nur so kann er die Kosten in einem Ausmaß drücken, dass die Lufthansa im Fluggeschäft mit den deutlich effizienteren Billigfliegern oder den Gesellschaften aus den USA und Asien mithalten kann.

Dafür hat Spohr in den vergangenen zwei Jahren bereits in den Teilen mit weniger mächtigen Gewerkschaften als die VC den jahrzehntelangen Reformstau bei seinem Arbeitgeber überwunden und mit Programmen für Innovation und Digitalisierung viel Neues angestoßen. Doch noch gelten im Fluggeschäft weitgehend die alten Regeln. Das zu ändern geht in der angedrohten neuen Gesellschaft leichter als mit ständigen Reparaturen an der alten.

Somit bleibt am Ende nur eine Möglichkeit: die Flugzeugführer müssen im großen Stil Abstriche machen. Das fällt ihnen freilich extrem schwer. Schon bisher hatte die VC hier einen grundlegenden Interessenkonflikt bei der Frage mehr Geld oder mehr Jobs.

Das bietet der Jumbokiller
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa

Ihre Nachwuchspiloten nehmen gerne einen Gehaltsabstrich in Kauf, wenn sie dafür endlich ihren Platz im Cockpit bekommen. Immerhin haben sie in ihre Ausbildung viel Zeit und immer öfter auch viel Geld investiert. Und am Ende sind auch abgemagerte Lufthansa-Bedingungen oft besser als etwa bei Billigfliegern wie Ryanair, die Anfänger statt fester Jobs nur indirekte Beschäftigung über Personalagenturen anbieten.

Den langedienten Flugzeugführern hingegen ist mehr Geld lieber. Denn bei betriebsbedingten Kündigungen sind sie als letzte an der Reihe.

Nun hat Spohr die bröckelnde Front seiner wichtigsten Angestelltengruppe mit seinem brachialen „Friss oder Stirb“ beim neuen Leichtlohnableger sicher unfreiwillig geeint. Die fast neun Prozent Gehaltsplus innerhalb von vier Jahren sind unter dem gesamtwirtschaftlichen Schnitt und wirken damit bereits wie ein Opfer. Dazu gefährdet der harte Kurs nun auch den guten Willen der bislang vergleichsweise kompromissbereiten Kabinengewerkschaft UFO und anderer.

Doch überrascht haben kann Spohrs Ankündigung einer neuen alternativen Plattform keinen und schon gar nicht die Piloten. Seine Personalchefin Bettina Volkens mag es in der beendeten Schlichtung nicht deutlich angesprochen haben. Doch eine solche Kompensation für eine Gehaltsrunde hatte Konzernchef Carsten Spohr schon mehrfach vorher angekündigt und dafür eine neue Untergesellschaft im Fluggeschäft ins Spiel gebracht. Denn am Ende gibt es keine Alternative dazu, dass Lufthansa in allen Bereichen sparen muss. Auch beim Personal.

Für die Passagiere bedeutet das alles nichts Gutes. Wenn erstmal keine Seite nachgeben kann, bleibt der Konflikt Lufthansa vs. Piloten weiterhin ein Zermürbungskampf. Und das bedeutet weitere Streiks.

Der einzige Hoffnungsschimmer ist nun, dass nun auch Ultra-Billigkonkurrenten wie Ryanair und Wizz in Frankfurt unter den Augen der Belegschaft herumfahren. Je mehr Flüge statt mit einem Kranich am Heck mit der irischen Harfe oder dem grellen Pink am Leitwerk starten, umso leichter fällt es vielleicht den Piloten, sich trotz allem ins Unvermeidliche zu fügen.

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