Dabei wirkt ein solcher „Luftkorridor“, wie französische Politiker den franko-arabischen Verbund nennen, zunächst wie eine einfache Lösung für die Probleme der Europäer auf den Langstrecken nach Asien. „Dort nahmen die Emirats-Linien den Europäern dank niedriger Preise und besserem Service immer mehr Passagiere ab“, sagt Ralf Baron, Flugspezialist der internationalen Beratung Arthur D. Little. Lufthansa und andere europäische Linien mussten deshalb immer mehr Routen einstellen. Flüge nach Australien, Südasien, Indien und zuletzt sogar nach China wurden gestrichen.
Dagegen wehrten sich die Linien zunächst durch den Ausbau ihrer Allianzen. Air France setzte auf Skyteam und Lufthansa auf Star Alliance, um für eine größere Abdeckung zu sorgen. „Doch im Zweifel ist den Mitgliedern der eigene Vorteil wichtiger als die Allianz“, sagt Gaurang Shetty, Vorstand bei Jet Airways. Die indische Linie hat deshalb lieber Etihad an Bord geholt.
Auch Air-France-Chef de Juniac will einen Schritt weiter gehen und seine Flüge in Richtung Osten zunehmend in Gemeinschaftsunternehmen mit Etihad einbringen. Dann gäbe es weniger Asien-Flüge ab Paris und Abu Dhabi würde zum entscheidenden Drehkreuz des französisch-niederländischen Konzerns in die Region.
Die Personalkosten der Fluggesellschaften
Bei der deutschen Lufthansa machten die Personalkosten im Geschäftsjahr 2014 23 Prozent der Ausgaben aus: Sage und schreibe 7335 Millionen Euro investierte die Fluglinie in ihre Mitarbeiter.
Quelle: Handelsblatt
Stand: September 2015
Prozentual gibt Air France-KLM mehr Geld fürs Personal aus als Lufthansa: 29 Prozent der Gesamtausgaben fließen in die Bezahlung der Angestellten. In absoluten Zahlen sieht das etwas anders aus: Die Personalkosten betrugen im Geschäftsjahr 2014 7136 Millionen Euro.
IAG, zu der British Airways und Iberia gehören, gab 2014 rund 4325 Millionen Euro für Piloten, Servicepersonal und weitere Mitarbeiter aus. Anteilig an den Gesamtausgaben des Geschäftsjahrs genauso viel wie die Lufthansa: 23 Prozent.
Ohne die Service-Tochter Dnata gab die arabische Fluggesellschaft 2431 Millionen Euro für ihre Angestellten aus. Damit machten Lohnkosten u. ä. lediglich 14 Prozent der Gesamtausgaben des Geschäftsjahrs 2014 aus.
16 Prozent der Gesamtausgaben von Turkish Airlines waren im Geschäftsjahr 2014 Personalkosten. In absoluten Zahlen: 1275 Millionen Euro.
Air Berlin gab 2014 524 Millionen Euro fürs Personal aus - 12 Prozent der Gesamtausgaben.
Ryanair hat günstiges Personal: lediglich 11 Prozent der Gesamtausgaben wurden 2014 in die Mitarbeiter investiert. 502 Millionen Euro waren es aber immerhin.
Auch Easyjet hält die Personalkosten relativ gering: 594 Millionen Euro (12 Prozent der Gesamtausgaben) wurden 2014 in die Mitarbeiter investiert.
Die Allianz soll für vollere Flieger und weniger Preiskämpfe sorgen. Dazu fliegt die Linie aus Abu Dhabi dank der vielen neuen sparsamen Jets, dem Personal ohne hohe Lohnnebenkosten und niedrigerer Flughafengebühren deutlich günstiger als Air France. Also bleibt pro Passagier mehr hängen und auch bislang verlustbringende Routen lassen sich profitabel betreiben.
Doch das Risiko ist tatsächlich hoch. „Am Ende profitieren die Golflinien von einer solchen Zusammenarbeit mehr als die Europäer“, warnt der Chef einer großen Flugallianz. Seine Marktforscher haben mehrere Kooperationen zwischen Airlines aus Arabien und westlichen Linien untersucht, darunter die 2012 beendeten Gemeinschaftsflüge der Lufthansa mit Qatar Airways.
Das Ergebnis: Zwar legten die Westler anfangs zu. Doch am Ende griffen sich die Golflinien viele der besten Kunden. Die Europäer und Nordamerikaner bekamen mehr preissensible Kunden, an denen sie unterm Strich fast nichts verdienen.“ Darum könnte eine Kooperation am Ende den Niedergang der Europäer bestenfalls verzögern, aber nicht aufhalten. Am Ende, so die Befürchtung, verlieren die Europäer fast den kompletten Verkehr nach Asien.