Doch so gut der Bund auch war, er hatte eine Schwachstelle: Es fehlte ein Partner aus Hongkong, dem nach Peking und Tokio drittgrößten Geschäftsreiseziel der Region. Damit gingen der Lufthansa so manche Firmenkunden verloren.
Das wird nun anders. Der neue Vertrag zielt zwar erstmal nur auf vier Städte in Australien und Neuseeland, die Lufthansa derzeit nicht selbst anfliegt. „Doch die Idee ist, daraus mehr zu machen“, so ein Lufthansa-Manager. „Für ein paar mehr Sammelmöglichkeiten im Vielfliegerprogramm Miles & More hätte sich der Aufriss heute ja nicht gelohnt.“
Denn über Hongkong sind auch andere Städte der Region wie Manila auf den Philippinen oder in Taiwan schneller erreichbar. Damit schließt Cathay eine entscheidende Lücke im bisherigen Lufthansa-Netz: „Die Kette der Lufthansa-Partnerschaften reicht nun lückenlos über alle Wirtschaftszentren der Region von Japan bis nach Singapur“, so Experte Harbison.
Zusätzlich hilft der Cathay-Deal Lufthansa auf zwei anderen Wegen. Mit der Annäherung an den deutschen Marktführer lockert Cathay zwangsläufig die Verbindung zu ihrer Flugallianz Oneworld und vor allem zu ihrem bisher wichtigsten Europa-Partner IAG. Das ist die Mutter von British Airways und Iberia.
Denn auch wenn die Kooperation Cathay-IAG nominell noch enger ist, „der Nutzen hat bereits nachgelassen – nicht zuletzt, weil IAG zunehmend mit Qatar Airways kooperiert“, so ein führender Cathay-Manager. Den ärgert es zudem, dass vor allem die Briten der Emiratslinie, die auch gut 20 Prozent der IAG-Aktien hält, zu sehr entgegenkommen. „Mit Lufthansa haben wir dagegen das gleiche Ziel: die Golflinien zu bremsen“, so der Manager.
Aber Cathay hilft auch Lufthansa in ihrem Allianzsystem Star Alliance. Nun kann Spohr seinen Partnern in Asien deutlich selbstbewusster gegenübertreten. Falls einer den Verbund lockern will, hätte er mit Cathay eine Alternative im Ärmel. Besonders die Chinesen aber auch Singapore gelten als recht eigenwillige Kantonisten.
Verstärkt wird der Hebel noch durch das Abkommen mit Etihad, das Spohr im Dezember abschloss. Denn auch mit der Linie aus Abu Dhabi könnte Lufthansa enger kooperieren - als mögliches Druckmittel gegen allzu selbstbewusste Partner.