Lufthansa und die Extragebühr Warum der Kunden-Schreck als Vorbild taugt

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"Die GDS haben uns ausgepresst"

Die Logik hinter der Extragebühr ist aus Sicht des Konzerns sogar verständlich: Die Buchung über eines der Systeme bringt vor allem den Kunden einen Vorteil, weil sie so auf Knopfdruck einen genauen Preisvergleich zwischen allen Fluglinien haben. Doch die Kosten für die Abwicklung über externe Systeme muss die Fluglinie zahlen.

Nun reicht sie die Gebühren weiter. 18 Euro fallen bei Fremdbuchern an, sagt die Airline, nur zwei, wenn die Kunden über die Lufthansa-Seiten buchen. Macht 16 Euro Aufschlag.

Die wichtigsten Kennzahlen der Lufthansa

Weil zwei Drittel aller Lufthansa-Kunden ihre Tickets über Fremdsysteme kaufen, summieren sich die Beträge schnell. Bis zu 250 Millionen Euro soll die Extragebühr jährlich bringen. Ein Drittel des operativen Gewinns im Jahr 2014 – und Geld, das die klamme Airline im Umbau dringend braucht.

Und trotz des heftigen Gegenwinds: Für ihren Vorstoß wird die Lufthansa in der Branche bewundert, hat er doch das Potenzial, das Geschäft tüchtig aufzumischen. Nachdem Spohr sein Modell auf der Jahreskonferenz des Weltluftfahrtverbands IATA im Juni vorgestellt hatte, erklärten bei einer spontanen Umfrage 96 der anwesenden rund 120 Fluggesellschaften, dass sie dem Vorbild Lufthansa gern folgen möchten.

Abkehr von den GDS

Ihnen geht es nicht allein darum, Gebühren weiterzuleiten, sondern um die Chance, sich unabhängiger von den Reservierungssystemen machen zu können. "Die GDS haben uns dank ihres Monopols ausgepresst und mit unserem Geld fantastisch verdient", sagt ein Manager einer großer Fluggesellschaft. Er spielt an auf die Umsatzrendite von rund 20 Prozent, die das Reservierungssystem Amadeus im ersten Halbjahr 2015 erreichte.

ie mächtigsten Reservierungssysteme

Einst mit Unterstützung der Airlines selbst ins Leben gerufen, um das Buchen von Tickets für externe Stellen wie Reisebüros zu erleichtern, ist deren Macht den Fluggesellschaften längst ein Dorn im Auge. Trotz verschiedener Anbieter am Markt besaßen die Großen eine Art Gebietsmonopol. In Europa kam keiner an Amadeus vorbei, in den USA niemand an Sabre.

Die Reservierungssysteme zwingen die Fluglinien zudem dazu, Transparenz zu zeigen, wo die es gar nicht wollen und mit standardisierten Angeboten vergleichbar zu sein. Dank GDS können nicht nur Reisebüros mit wenigen Mausklicks verschiedene Airlines direkt nebeneinander stellen, sondern dank verschiedener Onlineportale auch jeder Passagier selbst.

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